Die Deutsche Bank hat ihre Aktionäre am Donnerstag zur HV in die Frankfurter Festhalle geladen. Es ging reichlich turbulent und hitzig zu. Die Ereignisse im Überblick:

22.01 Uhr - Das neue Vergütungssystem für den Vorstand der Deutschen Bank ist bei den Aktionären durchgefallen. Nur 48 Prozent des auf der Hauptversammlung am Donnerstag vertretenen Kapitals billigte die Richtlinien, wie Aufsichtsratschef Paul Achleitner nach der Abstimmung mitteilte. Das Votum der Aktionäre ist nicht bindend. Achleitner hat jedoch deutlich gemacht, dass die Bank die Meinung der Aktionäre bei der Ausgestaltung des Vergütungssystems berücksichtigen will.

Mehrere einflussreiche Aktionärsberater hatten im Vorfeld empfohlen, das neue System abzulehnen. Dieses regelt vor allem die Boni neu. Danach kann der neue Investmentbanking-Vorstand Jeff Urwin künftig im besten Fall mehr verdienen als Vorstandschef John Cryan. In einem glänzenden Jahr für seine Sparte kann er auf bis zu 13,2 Millionen Euro kommen. Für Cryan liegt die Obergrenze bei 12,5 Millionen. In einem "normalen Jahr" kommt der von JPMorgan abgeworbene Investmentbanker Urwin mit 8,5 Millionen Euro fast an Cryans Gehalt heran.

Seit dem Umbau des Vorstands sind dort auch vier Chefs operativer Sparten vertreten. Bei ihnen richten sich die variablen Vergütungen nicht nur nach dem kurz- und langfristigen Erfolg der gesamten Bank, sondern auch danach, wie ihre Sparten im betreffenden Jahr abschneiden.

Für das laufende Jahr hat der Aufsichtsrat die Gehälter für alle Vorstände auf je 9,85 Millionen Euro gedeckelt - wie in den vergangenen Jahren auch. Dass sie den Betrag erreichen, ist angesichts der düsteren Aussichten für die Branche aber unwahrscheinlich. 2015 hatte die Deutsche Bank angesichts eines Verlusts von fast sieben Milliarden Euro alle variablen Zahlungen an die Vorstände gestrichen.

Cryans Grundgehalt bleibt auch nach dem neuen System bei 3,8 Millionen Euro. Es ist damit gleichwohl das höchste Fixum bei einem der 30 Unternehmen im Leitindex Dax. Die übrigen Deutsche-Bank-Vorstände bekommen je 2,4 Millionen Euro garantiert.

21.59 Uhr - Warnschuss für Deutsche-Bank-Aufsichtsratschef Paul Achleitner: Die Aktionäre stimmten seiner Entlastung auf der Hauptversammlung von Deutschlands größtem Geldhaus am Donnerstag nur mit knapp 87 Prozent zu. Zustimmungsquoten von weniger als 90 Prozent sind bei deutschen Aktiengesellschaften selten. Vor einem Jahr, als über das Kontrollgremium als Ganzes abgestimmt wurde, hatten noch 91 Prozent des vertretenen Kapitals grünes Licht gegeben. In diesem Jahr ließ die Deutsche Bank über die Entlastung der Aufsichtsräte einzeln abstimmen.

Rückendeckung gab es von Aktionären für den seit Sommer 2015 amtierenden Vorstandschef John Cryan. Er wurde mit mehr als 98 Prozent entlastet. Auch seine neuen Vorstandskollegen erhielten ähnliche Zustimmungsquoten. Die im vergangenen Jahr ausgetauschten Vorstände wurden allerdings nur mit Ergebnissen zwischen 83 und 85 Prozent entlastet, ebenso wie der scheidende Co-Vorstandschef Jürgen Fitschen. Die wenigsten Stimmen erhielt dabei Anshu Jain. Der damalige Deutsche-Bank-Chef war vor einem Jahr nur mit 61 Prozent entlastet worden - wenige Wochen später trat er ab. Rechtlich hat die Entlastung von Spitzenmanagern wenig Bedeutung. Ein schlechtes Ergebnis ist allerdings ein deutliches Misstrauensvotum der Aktionäre. 21.23 Uhr - Die Aktionäre der Deutschen Bank wollen diverse Skandale des Geldhauses nicht erneut von externen Prüfern durchleuchten lassen. Sie lehnten am Donnerstag auf der Hauptversammlung vier Sonderprüfungen ab, die die Aktionärin Marita Lampatz beantragt hatte. Sie wollte unter anderem untersuchen lassen, ob die Deutsche Bank in der Affäre um Zinsmanipulationen eine höhere Strafe bezahlen musste, weil Vorstände und Aufsichtsräte mit den Aufsichtsbehörden nicht ordentlich zusammengearbeitet haben. Dieser Antrag wurde jedoch denkbar knapp abgelehnt - 46,4 Prozent des vertretenen Kapitals stimmten dafür.

Viele Großaktionäre hatten sich gegen zusätzliche Sonderprüfungen ausgesprochen. "Die Steine wurden schon dreimal umgedreht", sagte einer der zehn größten Aktionäre der Bank der Nachrichtenagentur Reuters. "Jetzt nochmal Sonderuntersuchungen zu starten, würde nur viel Geld und Zeit kosten und wenig bringen." Das Geldhaus bestätigte auf der rund zwölf Stunden dauernden Hauptversammlung, dass es selbst intern untersucht, ob wegen der diversen Skandale Schadensersatzansprüche gegen derzeitige oder frühere Vorstände und Aufsichtsräte bestehen. Zu Details äußerte sie sich mit Verweis auf die laufenden Untersuchungen nicht.

17.35 Uhr - Bei der Deutschen Bank zieht sich die HV wohl noch etwas hin. Vieles ist schon gesagt worden, aber eben noch nicht von jedem. Wir verabschieden uns an dieser Stelle und melden uns nachher noch mal, wenn die Abstimmungsergebnisse vorliegen. Vor allem bei den Zahlen zum neuen Vergütungssystem könnte es spannend werden. Selbst eine Ablehnung ist nicht völlig ausgeschlossen.

17.12 Uhr - Die Deutsche Bank fordert von dem ehemaligen Sal.-Oppenheim-Top-Banker Matthias Graf von Krockow einen hohen Schadenersatz. "Der vorläufige Streitwert dieser Klage liegt bei über 120 Millionen Euro", sagte Deutsche-Bank-Chef John Cryan am Donnerstag auf der Hauptversammlung in Frankfurt. "Mit den weiteren Beteiligten laufen Gespräche über eine einvernehmliche Erledigung möglicher Ansprüche des Bankhauses." Bislang hatte die Deutsche Bank nur erklärt, sie und Sal. Oppenheim wollten von Krockow in Regress nehmen, jedoch keine Summe genannt.

Sal. Oppenheim war durch den Zusammenbruch des Handelskonzerns Arcandor (Karstadt, Quelle) 2009 wegen eines Großkredits an dessen ehemalige Großaktionärin Madeleine Schickedanz in Schwierigkeiten geraten. Die Privatbank musste letztlich von der Deutschen Bank aufgefangen werden. Von Krockow, zeitweise Sprecher der persönlich haftenden Gesellschafter von Sal. Oppenheim, und andere ehemalige Top-Banker des Geldhauses waren im vergangenen Jahr wegen schwerer Untreue verurteilt worden. 16.03 Uhr - Aufsichtsratschef Paul Achleitner lehnt es ab, über seine Absetzung als Leiter der Hauptversammlung abstimmen zu lassen. Ein Kleinaktionär hatte dies beantragt, weil Achleitner dessen Redezeit begrenzt hatte. Dies sei eine zulässige Maßnahme, sagte Achleitner. "Deshalb ist der Antrag unbegründet und wird nicht zur Abstimmung gestellt."

15.34 Uhr - Die Deutsche Bank hat juristisch inzwischen fast mehr Arbeit als in ihrem Kerngeschäft. Weltweit ist die Zahl der juristischen Auseinandersetzungen zum Ende des ersten Quartals auf 7.800 angeschwollen, sagt John Cryan. Dennoch schöft der Konzernchef Zuversicht. Bei der Aufarbeitung der Rechtsstreitigkeiten sei man "allmählich auf der Zielgeraden". Seit 2012 hat das Institut alleine für Anwälte 1,2 Milliarden Euro ausgegeben. Damit dürfte das Unternehmen zu den derzeit lukrativsten Mandanten weltweit gehören. Die in außergerichtlichen Vergleichen und als Strafen gezahlten Summen sind erheblich höher.

14.41 Uhr - Die Deutsche Bank kann ein Ausscheiden Großbritanniens aus der EU laut Vorstandschef John Cryan verkraften. "Wir sind auf alle Szenarien vorbereitet", sagte Cryan am Donnerstag auf der Hauptversammlung des Instituts in Frankfurt.

"Die Deutsche Bank ist durch die heute starke Aufstellung in Frankfurt und London gut positioniert, um mögliche kurz- und längerfristige Auswirkungen eines 'Brexit' steuern zu können." Kürzlich hatte der Brite Cryan in einem Interview erklärt, die Bank könne bei Bedarf Handelsgeschäfte von London nach Frankfurt verlagern. Das Institut beschäftigt in Großbritannien über 8000 Mitarbeiter, darunter zahlreiche Investmentbanker.

14.32 Uhr - Deutsche-Bank-Chef John Cryan darf sich über einen Liebesbeweis freuen. Ein Aktionär schenkte ihm ein Buch. Den Titel wollte der Anteilseigner aber nicht verraten. Wir spekulieren mal: "The Turnaround Manager's Handbook", "Banking in a digital world", oder "CEO-Groupies bleiben nicht zum Frühstück".

14:26 Uhr - Die Hoffnung auf steigende Zinsen in den USA und ambitionierte Ziele von Bank-Chef John Cryan haben die Aktie der Deutschen Bank beflügelt. Das Papier lag am Nachmittag in einem schwachen Marktumfeld 3,2 Prozent im Plus und lag damit hinter Merck an der Dax-Spitze.

14:18 Uhr - Der Rückzug ihres Chefaufklärers Georg Thoma soll für die Deutsche Bank nicht das Ende der Aufarbeitung ihrer Altlasten bedeuten. Aufsichtsratschef Paul Achleitner sagte auf der Hauptversammlung am Donnerstag in Frankfurt, in dem Gremium bestehe Einigkeit darüber, dass Verfehlungen weiter aufgeklärt werden müssten. "Uneinigkeit bestand in den vergangenen Monaten aber zunehmend darin, wie diese Aufklärung vonstatten gehen sollte", erklärte Achleitner den Streit mit Thoma. Der Jurist war als Vorsitzender des Integritätsausschusses zurückgetreten. Andere Aufsichtsratsmitglieder hatten ihm öffentlich Übereifer vorgeworfen.

14:14 Uhr - Aufsichtsratschef Paul Achleitner stellt die Besucher des Aktionärstreffens auf eine lange Versammlung ein. Es hätten sich noch 45 Redner angekündigt, sagt der Österreicher. Damit sich die Hauptversammlung nicht zu lange hinziehe, soll die Rednerliste in Kürze geschlossen werden. Die Redezeit wird auf fünf Minuten verkürzt.

13.53 Uhr - Auch Aufsichtsrat und Ex-SAP-Co-Chef Henning Kagermann kriegt jetzt sein Fett ab. Wieso er als IT-Experte nicht eingeschritten sei, um das IT-System der Deutschen Bank rechtzeitig auf Vordermann zu bringen, will ein Aktionär wissen. Bank-Chef John Cryan hatte im Herbst für Aufsehen gesorgt, als er die Computer-Systeme des Branchenprimus als "antiquiert" bezeichnet hatte.

13.29 Uhr - Oliver Krauss begründet, warum die Aktionärin Marita Lampatz auf der Hauptversammlung vier Sonderprüfungen beantragt hat. Es gebe unter anderem Zweifel daran, ob das Geldhaus genug Geld für ungeklärte Skandale zurückgelegt habe, sagt der Vertreter von Lampatz. "Die Deutsche Bank hat nach allem, was man lesen und hören kann, entgegen anerkannter Rechnungslegungsgrundsätze keine ausreichenden Rückstellungen als Risikovorsorge vorgesehen."

Leitung, die Leiden schafft."
Deutsche-Bank-Aktionär Michael Bohndorf heute auf der HV in Anspielung auf den Slogan des Geldhauses: "Leistung aus Leidenschaft".

13.23 Uhr - Die Aktionäre verschaffen sich Luft. In Anspielung auf den Slogan der Bank ("Leistung durch Leidenschaft") sagte Michael Bohndorf, bei der Deutschen Bank müsste es wohl eher heißen: "Leitung, die Leidenschafft".

Bohndorf wirft dem Branchenprimus vor, den früheren Konzernchef Rolf E. Breuer zu billig davon kommen zu lassen. Die Deutsche Bank hat mit Breuer einen Vergleich über 3,2 Millionen Euro geschlossen. Breuer hatte in einem TV-Interview indirekt Zweifel an der Zahlungsfähigkeit des Medienunternehmers Leo Kirch gesät. Das Kirch-Imperium brach kurz darauf zusammen. Nach einem jahrelangen Rechtsstreit um milliarden-schwere Schadenersatz-Zahlung verständigte sich die Bank schließlich auf einen Vergleich und die Zahlung von rund 900 Millionen Euro an die Kirche-Erben. Breuers Vergleich mit der Deutschen Bank liegt den Aktionären heute zur Abstimmung vor.

13.12 Uhr - Bei der HV der Deutschen Bank in der Frankfurter Festhalle gibt es natürlich Frankfurter Würtschen. 11.000 Stück sind aufgewärmt. Ob's eine Doggy-Bag-Keilerei gibt, wie auf der Daimler-HV Anfang April? Die Polizei und der Sicherheitsdienst dürften jedenfalls für alles gerüstet sein.

12.45 Uhr - Hans-Christoph Hirt, Manager beim britischen Pensionsfonds Hermes, begrüßt die neue "Strategie 2020", da Einsparungen alternativlos seien. Doch nun müssten mehr Details und Zwischenergebnisse her, um die Investoren zu überzeugen. Die Deutsche Bank bleibe auf absehbare Zeit ein Sanierungsfall. Er konstatiert, dass es "wenige konkrete Fortschritte beim Kulturwandel" gebe. Greifbare Kennzahlen zum Kulturwandel gebe es nicht. Eine Ohrfeige für die Bankspitze

Die Deutsche Bank bleibt auf absehbare Zeit ein Sanierungsfall."
Hans-Christoph Hirt vom britischen Pensionsfonds Hermes heute auf der HV der Deutschen Bank zu den kurz- und mittelfristigen Perspektiven des Branchenprimus.


12.38 Uhr - Markus Kienle, Aktionärsvertreter bei der SdK, kritisiert nochmals die öffentliche Schlammschlacht um den geschassten Aufsichtsrat Georg Thoma. "Was genau wurde ihm denn vorgeworfen?" Die Affäre habe die Fortschritte im ersten Quartal unnötig überschattet. Er fordert, dass die Vergütung in der Bank künftig geknüpft werden müsse. Dann freilich würde dem Vorstand mehr als nur eine Nullrunde bei den Boni drohen.

12:33 Uhr - Die neuen Boni-Regelungen für den Vorstand, über die die Hauptversammlung abstimmen soll, machen Aktionär Hans-Martin Buhlmann misstrauisch: "Wer 50 Seiten braucht, um ein Vergütungssystem zu erläutern, hat schon ein Problem", sagt der Vorsitzende der Vereinigung institutioneller Privatanleger (VIP). So lange die Deutsche Bank in der Krise sei, solle sie sich lieber ein Beispiel an der Commerzbank nehmen, die die Vergütung für die Vorstände nach der Finanzkrise auf 500.000 Euro gedeckelt hatte. "Dann kann er sich zumindest trocken Brot leisten. Für die Butter sorgen wir dann im nächsten Jahr."

12.19 Uhr - Auch der Union-Investment-Mann Ingo Speich will dem alten Vorstand um Fitschen und Jain unter Applaus die Entlastung verweigern. Der Niedergang der Bank sei eine "Bankrotterklärung" für das alte Management. Cryan hingegen sei der "richtige Mann zur richtigen Zeit." Den aktuellen Vorstand und auch den Aufsichtsrat um Achleitner entlastet er trotz Kritik in der Affäre Thoma. Die Bank müsse wieder nach vorne schauen und könne keine neue Personalturbulenzen gebrauchen.

Wir begrüßen ausdrücklich, dass den Vorständen für das Katastrophenjahr 2015 keine Boni gewährt wurden. Daran könnte sich auch der Aufsichtsrat von VW ein Beispiel nehmen, denn es kann nicht sein, dass der Vorstand sich die Taschen füllt, während die Aktionäre bluten müssen."
Fondsmanager Ingo Speich von Union Investment heute auf der HV der Deutschen Bank zur Streichung der Vorstandsboni und der Entscheidung bei Volkswagen, nur einen Teil der Boni zu kürzen und dem Vorstand eine dicke Extra-Ausschüttung in paar Jahren in Aussicht zu stellen.


12.13 Uhr - Ingo Speich, Fondsmanager bei Union Investment, findet deutlichere Worte. "Die Aktionäre blicken auf neun verlorene Jahre zurück. Die Reputation hat gelitten, das Vertrauen am Kapitalmarkt ist erschüttert, der Aktienkurs ist ein Desaster." Verantwortlich seien vor allem Fehler der Vergangenheit, gerade im Investmentbanking, "Die Gier nach Boni einer kleinen Gruppe hat der Bank massiv geschadet." Er fordert: "Es darf keine Bonusexzesse mehr geben!"

12.09 Uhr - Deka-Fondsmanager Andreas Thomae will der alten Führungsspitze um Jain und Fitschen die Entlastung verweigern, während er die neue um Cryan entlasten will. Ihm traue man die Sanierung der Bank zu.



John Cryan ist sicher ein guter Sanierer, aber den Beweis, dass Sie ein Deutsche-Bank-Chef der Güteklasse Hermann Josef Abs sei, müssen Sie erst noch antreten."
DSW-Vertreter Klaus Nieding heute auf der HV über die Management-Qualitäten von John Cryan und den Vergleich mit dem legendären früheren Vorstandssprecher des größten deutschen Geldhauses, Hermann Josef Abs.


12.07 Uhr - Andreas Thomae, Fondsmanager bei der Deka Bank, knüpft an Niedings Rede an. Die Gehälter in der Bank seien immer noch zu hoch, gerade im Investmentbanking. "Die Verzicht der Boni des Vorstands ist richtig, hätte aber mehr Signalwirkung auf die Belegschaft haben müssen."

12.01 Uhr - Nieding beglückwünscht Fitschen zum Freispruch "allererster Güte" im jüngst beendeten Kirch-Prozess. Cryan indes bekommt noch mal Kritik ab. Er sei sicher ein guter Sanierer, aber den Beweis, dass er ein Deutsche-Bank-Chef der Güteklasse Hermann Josef Abs sei, müsse er noch antreten.

11.59 Uhr - Nieding macht weiter: Dass die Affäre Thoma öffentlich ausgetragen worden sei und nicht hinter verschlossenen Türen besprochen, zeige wie tief die Bank gesunken sei. Doch Nieding geht auch Cryan an: "Wo sind die Visionen für die Bank, wo die lohnenden Geschäfte?" Die Bank müsse sich schnell wieder auf den Aufbau des operativen Geschäfts konzentrieren. "Sonst kommen neue Dürrejahre".

11.55 Uhr - Klaus Nieding, Vizepräsident des Anlegerschutzvereins DSW, ergreift das Wort. Eines müsse man dem Vorstand lassen. Man bekomme jedes Jahr einiges geboten. Gelächter. Er spricht sofort die Affäre um den zurückgetretenen Chefaufklärer Georg Thoma an, dem Übereifer beim Aufarbeiten der Skandale vorgeworfen wurde. Offenbar sei Achleitner ganz gemäß Goethes Zauberlehrling die Geister, die er rief, nicht mehr losgeworden. Achleitner solle endlich erklären, was schief gelaufen sei.

11.48 Uhr - Atempause auf der HV. Achleitner liest die ellenlange Tagesordnung vor. Immerhin hat der Vorstand nun die Chance, Luft zu holen. Gleich kommen die Aktionärsvertreter, die schon vorab harsche Kritik angekündigt haben.

11.45 Uhr - Die Hoffnung auf bald wieder steigende Zinsen hat die Laune der leidgeprüften Bank-Aktionäre am Donnerstag etwas aufgehellt. So stiegen die Papiere der Deutschen Bank um 2,54 Prozent auf 15,12 Euro und zählten damit zu den wenigen Favoriten im schwachen Leitindex Dax. Auch die Papiere der Commerzbank und andere Banktitel zogen an.

11.41 Uhr - Die Krise bei der Deutschen Bank und der neue Vorstandschef ziehen mehr Aktionäre an. 35,8 Prozent der Aktien sind in Frankfurt vertreten oder haben online abgestimmt. Vor einem Jahr waren es nur 33 Prozent, 2014 sogar nur 29 Prozent. Auf den Rängen in der altehrwürdigen Festhalle sieht es deutlich voller aus als in den vergangenen Jahren, auch die erste Etage ist gut besetzt. Beobachter schätzen die Besucherzahl auf gut 5000.

11.33 Uhr - Cryan wird zum Schluss seiner Rede sogar ein wenig pathetisch. Wir haben die "historische Chance", eine bessere Deutsche Bank zu schaffen. Daran werde er sich messen lassen. Und er betonte urdeutsche Tugenden, die auf dem Weg nötig seien. "Fleiß, Ehrlichkeit, Vertrauen und Gründlichkeit". Damit überzeugt er die Aktionäre vollends. Sie begegnen dem neuen Chef sehr wohlwollend.

11.26 - Cryan wehrt sich gegen Forderungen nach Abschied vom Investmentbanking: "Wir stehen ohne Wenn und Aber zu diesem Geschäft." Nur so können man den Firmenkunden der Bank die nötige Expertise zur Verfügung stellen.

11.21 Uhr - Cryan spricht über den überraschenden Gewinn im ersten Quartal. Viele sähen nur noch die Schwächen der Bank. Er sei ja nicht dafür bekannt, zu Euphorie zu neigen, witzelt er. Aber er könne sagen, dass die Bank "viel besser als ihr Ruf ist". Noch bleibe aber einige Sanierungsarbeit zu tun.

11.17 Uhr - Cryan hält die Rechtskosten für "völlig inakzeptabel" und erhält dafür den Applaus der Aktionäre. Und er macht Hoffnung, dass man bei dem Thema "allmählich auf die Zielgerade" gehe. Damit dürften Vergleiche beim Geldwäsche-Skandal in Russland und den umstrittenen Hypotheken-Geschäften in den USA gemeint sein. Die dürften teuer werden. Cyran verweist auf die Bafin, die die Bank zuletzt auf einem "völlig richtigem Weg sah".

11.17 Uhr - Cryan spricht das heikle Thema Geldstrafen und Skandale an, dass die Bank seit 2012 über 12 Milliarden Euro gekostet hat. Man habe derzeit 5,4 Milliarden Euro für Skandale zurückgestellt. Und es seien weitere Geldstrafen zu erwarten. Cryan bereitet die Aktionäre also auf noch Schlimmeres vor

11.12 Uhr - John Cryan sieht sich bei der Deutschen Bank nicht als reiner "Sanierer" oder "Aufräumer". Mit diesem Etikett fühle er sich "etwas falsch verstanden", sagt der Vorstandschef vor den Aktionären. Doch beim Kostensenken könne dieses Image durchaus helfen. "Wir sind sparsam und diszipliniert. Wenn es uns auf dem Weg dahin hilft, dass ich immer wieder als 'Sanierer' bezeichnet werde, dann meinetwegen."

11.10 Uhr - Cryan spricht über die IT der Bank, die er zu Beginn seiner Amtszeit als "lausig" bezeichnet hatte - eine aus den eigenen Reihen viel kritisierte Äußerung. Heute ist er etwas gnädiger. Die IT sei viel zu teuer, daher habe man die Zusammenarbeit mit Dienstleistern beendet und hunderte Anwendungen abgeschaltet. Er wolle in der IT die Kosten um jährlich 800 Millionen Euro senken.



Wir genießen auch eine ganz besondere Aufmerksamkeit, gerade hier in unserem Heimatland. Wobei ich an manchen Tagen das Gefühl habe, dass 'genießen' der falsche Begriff ist."
Deutsche-Bank-Chef John Cryan heute auf der HV über die Schattenseiten seines Jobs als oberster Bankenlenker in diesen Zeiten.


11.08 Uhr - Cryan gibt zu, dass die Sanierung der Bank noch arbeitsreicher sei als von ihm erwartet. Er sei aber mehr als nur ein Sanierer, auch wenn ihn jeder so nenne. Er wolle die Bank zurück auf Wachstumskurs bringen. Dazu müssten die Kosten um Milliarden gesenkt werden. Der Verzicht des Vorstands auf Boni sei selbstverständlich.

11.05 Uhr - Für John Cryan ist das Rampenlicht, in dem die Deutsche Bank steht, nicht immer angenehm. Die vergangenen Monate seien anstrenger gewesen, als er erwartet habe, sagt der Vorstandschef. "Wir genießen auch eine ganz besondere Aufmerksamkeit, gerade hier in unserem Heimatland. Wobei ich an manchen Tagen das Gefühl habe, dass 'genießen' der falsche Begriff ist."

11.00 Uhr - John Cryan beginnt seine Rede in flüssigem Deutsch und dankt erneut Fitschen. Wieder spontaner Applaus. In der Frankfurter Festhalle scheint kaum jemand Fitschen eine Verantwortung an der Krise der Bank zu geben.

10.52 Uhr - Fitschen verabschiedet sich als Co-Vorstandschef: "Ich tue das mit einer gewissen Wehmut, denn ich habe unserer Bank drei Jahrzehnte dienen dürfen." Die Bank habe sich in dieser Zeit zu einem globalen Player gewandelt. Und er stützt John Cryan, der ab heute alleine die Bank führt. "Lieber John, die Bank ist bei dir in guten Händen." Er selbst wolle die Bank gerne "noch eine Weile begleiten", da sie ihm am Herzen liege. Tosender Applaus und Standing Ovations für Fitschen.

10.50 Uhr - Fitschen verteidigt den höchst umstrittenen Kulturwandel der Bank. Jeder Mitarbeiter müsse sich an die Regeln halten und auch die Grenze zu erlaubten, aber illegitimen Geschäften kennen. Andernfalls müsse sich die Bank von ihnen trennen. Es sei nicht entscheidend, wie man den Kulturwandel nenne, sondern wie man die Werte lebe. Zwischenrufe eines aufgebrachten Aktionärs stören Fitschen immer wieder.

10.43 Uhr - Fitschen äußert sich zur Strategie der Bank. Sie müsse weiter global vertreten sein - aber nicht mehr zwangsläufig überall mitspielen. Man ziehe sich dort zurück, wo die Renditen zu niedrig und das Risiko zu groß seien. Etwa in Lateinamerika. Der Heimatmarkt Deutschland, wo die Bank 200 Filialen schließt, bleibe aber zentral. "Wir sind die Deutsche Bank und der erste Teil dieses Namens ist für uns Glück und Berufung zugleich." 10.37 - Fitschen wendet sich nun selbst an die Investoren. Er wirft einen Rückblick auf das vergangene Jahr - und sagt, der Ausfall der Dividende für 2015 und 2016 sei ihm schwer gefallen. Aber das sei notwendig gewesen, um die Kapitalanforderungen der Aufseher zu erfüllen. Doch auch der Vorstand blute und bekomme keinen Bonus. Die Aktionäre scheint das für den Moment zu besänftigen.



10.27 Uhr - Als Aufsichtsratschef Paul Achleitner verkündet, dass John Cryan die Bank mit Ablauf der Hauptversammlung als alleiniger Vorstandschef führen wird, brandet in der Frankfurter Festhalle Applaus auf. Cryan stehe "persönlich und beruflich für die Werte, die diese Bank so dringend braucht", sagt Achleitner. Als er selbst seine Bereitschaft erklärt, 2017 erneut als Konkontrolleur zu kandidieren, rührt sich keine Hand.

10.33 Uhr - Achleitner dankt Jürgen Fitschen für seine langjährigen Verdienste für die Bank. "Es gibt keinen zweiten Bankier wie ihn in Deutschland. Jürgen, du bist und wirst ein Vorbild für kommende Generationen sein." Donnernder Applaus der Aktionäre

10.30 Uhr - Achleitner bittet um Rückendeckung für die Bankspitze: "Geben Sie diesem Vorstand und Aufsichtsrat, geben Sie dieser neuen Bankführung Ihre Rückendeckung"

10.25 Uhr - Achleitner dankt Georg Thoma, dem jüngst geschassten Chefaufklärer im Aufsichtsrat, dem in einer öffentlichen Schlammschlacht Übereifer vorgeworfen wurde. Es habe am Ende unterschiedliche Vorstellungen gegeben und das Vertrauensverhältnis sei zu belastet gewesen. Er bedauere, dass es wenige Wochen vor der HV zu einer öffentlichen Auseinandersetzung gekommen sei. Was genau den Streit mit Thoma auslöste, bleibt unklar. Ach ja: Thoma ist heute nicht anwesend.

10.17 Uhr - Achleitner betont, die Deutsche Bank müsse endlich einmal Begonnenes zu Ende führen und nicht ständig Neues beginnen. Er sei überzeugt, dass der Neuanfang zu rechten Zeit gekommen sei. Die Aktionäre sind nicht wirklich überzeugt.

10.10 Uhr - Achleitner wehrt sich gegen Kritik, er hätte Anshu Jain früher ablösen müssen. Manche würden ihm vorwerfen, er sei nicht mehr der Richtige für sein Amt. Spontaner Applaus von Aktionären kommt auf. Achleitner erwidert: Er stehe weiter zu seiner Pflicht und würde sich auch wieder zur Wahl stellen.

10.01 Uhr - Paul Achleitner beginnt seine Rede: Er steht heute besonders im Fokus wegen seiner Rolle im Libor-Skandal. Mehrere Aktionäre werfen ihm vor, die Aufklärung verzögert zu haben und der Bank einer umso höhere Strafe eingebrockt zu haben. Mehr als zwei Milliarden Euro waren es am Ende. Manche Investoren wollen ihm deshalb die Entlastung verweigern.

09.32 Uhr - Der scheidende Co-Vorstandschef Jürgen Fitschen geht bei der Deutschen Bank noch nicht in den Ruhestand. Der 67-Jährige werde künftig Unternehmenskunden in Europa und Asien beraten und dafür "sein über Jahrzehnte aufgebautes Kundennetzwerk nutzen", teilte das größte deutsche Geldhaus am Donnerstag vor der Hauptversammlung in Frankfurt mit. Fitschen nimmt auf dem Aktionärstreffen seinen Abschied aus dem Vorstand. Künftig führt John Cryan die Deutsche Bank allein.

09.12 Uhr - Anders als in früheren Jahren finden sich nur einige wenige Demonstranten vor der Festhalle ein. Die Gruppe "urgewald" verteilt an die Aktionäre Wischlappen und fordert Bankchef John Cryan auf, aus der Finanzierung von Kohlebergbau und Waffengeschäften auszusteigen. Auf den weißen Stoffstücken steht: "Sie brauchen mehr als diesen Lappen, um da sauber zu machen, Herr Cryan. Aber mit irgendetwas müssen sie ja anfangen."

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