Die Einschätzungen von Analysten und Börsianern zu dem am Sonntag angekündigten Umbau bei der Deutschen Bank:
NEIL WILSON, MARKETS.COM:
"Wir sagen schon eine ganze Weile, dass die verschiedenen Bemühungen zum Umbau der Deutschen Bank zu wenig sind und zu spät kommen. Jetzt ist es die richtige Medizin, sie hätte nur ein paar Jahre früher genommen werden müssen. ... Eine Restrukturierung kann wichtige Kostensenkungen bringen, aber es ist weniger klar, welche Wachstumspläne die Deutsche Bank für die Zeit danach hat. Die Bank war langsam bei der Restrukturierung und muss jetzt sprinten um aufzuholen."
KIAN ABOUHOSSEIN/AMIT RANJAN, JP MORGAN:
"Die Restrukturierung der Deutschen Bank ist aus unserer Sicht mutig und zum ersten Mal keine halbe Sache sondern eine echte strategische Verschiebung weg von dem ehrgeizigen Ziel, zu den großen Playern im Investmentbanking gehören zu wollen. Die Bank schrumpft auf ihre ursprüngliche Größe, eine Unternehmensbank mit einer großen Präsenz im Anleihegeschäft... Wir glauben, dass noch weitere Fragen beantwortet werden müssen, zum Beispiel: Glaubwürdigkeit bei der Umsetzung, Details und Gründe für ein Einnahmenwachstum, bei dem die Bank in der Vergangenheit enttäuscht hat, Motivation der Mitarbeiter nach der Restrukturierung, Marktanteile im Anleihengeschäft zurückzugewinnen."
EIN HÄNDLER:
"Manche könnten der Deutschen Bank nach der Ankündigung der massiven Umbaupläne einen Vertrauensvorschuss geben. Die meisten werden aber an der Seitenlinie stehen bleiben. Entscheidend für die Aktienkursentwicklung in den nächsten Tagen könnte sein, ob es dem Management in der Telefonkonferenz mit Analysten heute gelingt, Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen. Kursanstiege würde ich nutzen, um Deutsche-Bank-Aktien zu verkaufen."
RATINGAGENTUR MOODY'S:
"Der beschleunigte Umbau der Bank und die Verkleinerung von Geschäften, die dauerhaft nicht in der Lage waren, akzeptable Renditen zu erzielen, wird sich positiv auf die Kreditwürdigkeit auswirken - falls er erfolgreich umgesetzt wird. Unser negativer Ausblick für die Kreditwürdigkeit spiegelt die großen Herausforderungen für die Deutsche Bank wider, die Pläne schnell umzusetzen. Eine bessere, ausgeglichenere und nachhaltigere Profitabilität zu erreichen, wird mehre Quartale, wenn nicht Jahre dauern."
MICHAEL HÜNSELER, ASSENAGON ASSET MANAGEMENT:
"Die angekündigten Maßnahmen folgen klar dem Ziel, sich auf erfolgreiche Kerngeschäftsfelder zu fokussieren, dort weitere Marktanteile hinzuzugewinnen und damit sowohl Profitabilität als auch Kapitaleffizienz zu stärken. Diese Vorgehensweise ist uneingeschränkt positiv zu werten. Gleichzeitig ist die neue Strategie nicht ohne Risiko. Alles in allem ein konsequenter, mutiger und überfälliger Schritt für die Deutsche Bank, der - wenn erfolgreich - dem Institut zu einer zukunftsfähigeren Existenz mit Daseinsberechtigung verhelfen wird."
EOIN MULLANY, BERENBERG BANK:
"Der jüngste Restrukturierungsversuch der Deutschen Bank ist radikaler als frühere Bemühungen. Allerdings ändert sich nichts an der Tatsache, dass die Deutsche Bank in einem Geschäft tätig ist, das sich in einem strukturellen Niedergang befindet (Investmentbanking) und in einem, in dem die Margen hauchdünn sind (deutsches Privatkundengeschäft). Die Aktien könnten positiv reagieren, weil die Deutsche Bank keine Kapitalerhöhung plant. Aber wir würden jeden Kursanstieg zum Verkauf der Aktie nutzen, weil es bei der Strategie erhebliche Umsetzungsrisiken gibt und beim Kapital wenig Spielraum für Fehler."
rtr