Die Aktie der Deutschen Bank, die auch nach dem Börsengang die große Mehrheit an der DWS hält und dies bis auf weiteres auch tun will, war größter Verlierer in dem Auswahlindex. Das Papier steht seit Tagen unter Druck, nachdem Finanzchef James von Moltke vor einem schwachen ersten Quartal bei Deutschlands größtem Kreditinstitut gewarnt hatte. Deutsche-Bank-Vorstand und DWS-Aufsichtsratschef Karl von Rohr glaubt allerdings nicht, dass der Absturz der Aktie des Mutterkonzerns seit Mitte der Woche den Börsengang der DWS in größeren Maß belastet hat. "Ich denke nicht, dass die Börse diesen Zusammenhang herstellt", sagte er der Nachrichtenagentur Reuters.
Die Emission spült der Deutschen Bank rund 1,4 Milliarden Euro in die Kassen. Erhofft hatte sie sich bis zu zwei Milliarden. DWS-Vorstandschef Nicolas Moreau zeigte sich trotzdem zufrieden: "Schließlich sind die Aktien wichtiger Wettbewerber wie Amundi zuletzt deutlich in die Knie gegangen." Der Preis lag in der unteren Hälfte der Preisspanne, die von 30 bis 36 Euro reichte. Damit wird die DWS mit 6,5 Milliarden Euro bewertet.
"KEINE GROSSEN SPRÜNGE"
Auf dem Niveau des Ausgabepreises sei die Emission fast drei Mal überzeichnet gewesen, hieß es in Finanzkreisen. Die Option, das Aktienangebot bei entsprechender Nachfrage aufzustocken, nutzte die Deutsche Bank dennoch nicht. Damit sind nun 22,25 statt 25 Prozent der DWS im Streubesitz. Dabei hatte die Bank schon vorzeitig Abnehmer für mehr als acht Prozent der Anteile gefunden: Nippon Life sagte zu, fünf Prozent an der DWS zum Platzierungspreis zu kaufen. Durch die Partnerschaft mit dem Versicherer will die DWS den Vertrieb in der Wachstumsregion Asien stärken. Die kleinere französische Investmentfirma Tikehau Capital hatte Aktien für 250 Millionen Euro geordert. Allerdings bekam sie wegen der hohen Nachfrage nur rund 60 Prozent der Order zugeteilt, sagte Moreau.
Ungewöhnlich starken Zuspruch fanden die DWS-Anteilsscheine bei Privatanlegern. An Interessenten in Deutschland seien 14 Prozent der Aktien zugeteilt worden, global hätten der Anteil bei 5,3 Prozent gelegen, sagte ein Sprecher. In den vergangenen Jahren hatten Privatinvestoren oft nur ein Prozent des Volumens von Neuemissionen ausgemacht. Bei der Siemens-Medizintechnik-Tochter Healthineers waren es vor einer Woche immerhin acht Prozent.
Die begleitenden Banken machten die negative Stimmung an den Weltbörsen für den holprigen Schritt der DWS auf das Börsenparkett verantwortlich. "Im aktuellen Marktumfeld kann man keine ganz großen Sprünge erwarten", sagte Joachim von der Goltz von der Schweizer Großbank Credit Suisse, die DWS und Deutscher Bank dabei geholfen hatte, die Aktien bei Anlegern unterzubringen.
Ungeachtet der Tatsache, dass die Börsen aus Angst vor einem drohenden Handelskrieg zwischen den USA und China weltweit den Rückwärtsgang eingelegt haben, sei der Markt für Börsen-Neulinge weiterhin aufnahmefähig, sagte von der Goltz. Allerdings wollen die Investoren überzeugt werden: "Sie brauchen als Börsenkandidat schlagkräftige Argumente, warum man ihre Aktien kaufen soll und müssen sich von anderen Unternehmen absetzen. Me-too-Produkte werden es schwer haben."
rtr