Anleger blicken gespannt auf Deutsche Bank und Commerzbank, die am 27. Juli und am 3. August ihre Quartalszahlen vorlegen. Die Perspektive steigender Notenbankzinsen hat die Aktien beider Häuser seit Wochenbeginn deutlich angetrieben, doch die Lage bleibt angespannt. Denn über allem hängt in diesen Tagen das Damoklesschwert eines drohenden Konjunktureinbruchs, falls Russland doch noch den Gashahn abdreht.
Konjunkturrisiken haben bereits die Zwischenberichte der großen US-Banken wie JP Morgan Chase, Citigroup und Morgan Stanley geprägt, die in der vergangenen Woche Gewinnrückgänge von teilweise über einem Drittel vermeldet haben. Dazu trug die Flaute im Geschäft mit Fusionen und Übernahmen bei, vor allem aber höhere Risikovorsorge wegen gestiegener Rezessionsgefahr.
Zu Wochenbeginn setzten Goldman Sachs und Bank of America die Serie der Gewinnrückgänge fort, allerdings fielen hier die Ergebnisse besser aus als befürchtet.
Heruntergeprügelter Primus
Die Deutsche Bank wird am kommenden Mittwoch ihre Quartalszahlen veröffentlichen. Die Aktie des deutschen Branchenprimus hat seit dem Hoch im Februar bei 14,60 Euro mehr als 40 Prozent ihres Werts verloren - Folge des Ukraine-Kriegs und drohender Wirtschaftseinbußen. Der Negativtrend verdeckt, dass Chef Christian Sewing beim Konzernumbau deutlich vorankommt, die Bank im Firmen- wie Privatkundengeschäft gut positioniert ist und vom Zinsanstieg profitieren dürfte. Auch ist das Institut im Investmentbanking mit Fokus auf festverzinslichen Wertpapieren richtig aufgestellt.
Eine Woche später folgt dann die Commerzbank mit ihren Zahlen. Der Anfang 2021 angetretene Vorstandschef Manfred Knof hat sich mit Restrukturierungserfolgen inzwischen das Vertrauen im Markt erkämpft. So lief die Commerzbank-Aktie zuletzt besser als der europäische Bankenindex Euro Stoxx Banken. Das Geldhaus macht Fortschritte beim Umbau, hat die Kosten im Griff und kann überproportional von steigenden Zinsen profitieren. Neben den Risiken einer eskalierenden Gaskrise hat die Commerzbank allerdings mit der polnischen Tochter M-Bank einen neuen Problemfall im Haus. Das könnte zu Ergebnisbelastungen führen.
Dennoch bleibt ein positives Fazit: Die Häuser sind gut aufgestellt. Jede Deeskalation im Gasstreit könnte die Kurse von Deutscher Bank und Commerzbank deutlich antreiben.