Im Laufe des Tages sei eine Mitteilung zu den Gesprächen zu erwarten. Einem weiteren Insider zufolge will das Management der Deutschen Bank die Mitarbeitervertreter am Abend informieren. Die beiden Geldhäuser lehnten eine Stellungnahme ab. Die Aktien gaben im frühen Handel an der Frankfurter Börse leicht nach.

Die zwei größten deutschen Privatbanken führen seit Mitte März formelle Gespräche über einen möglichen Zusammenschluss, durch den die mit weitem Abstand größte deutsche Bank entstünde. Allerdings würden bei einem Zusammenschluss auch mehrere zehntausend Jobs wegfallen - in den beiden Frankfurter Zentralen und den tausenden Filialen. Die Gewerkschaften laufen deshalb seit dem Bekanntwerden der Fusionspläne Sturm. Auch große Investoren der Deutschen Bank, darunter das Emirat Katar und der chinesische Mischkonzern HNA, sehen das Unterfangen skeptisch.

Zuletzt war immer klarer geworden, dass es womöglich zu viele Hindernisse für ein Zusammengehen gibt - angefangen von der Struktur einer neuen Bank, deren Geschäftsmodell, der Finanzierung des Deals bis zu dem erwarteten Jobkahlschlag. Insider hatten die Chancen auf eine Fusion oder Übernahme der kleineren Commerzbank durch die Deutsche Bank allerdings lange als 50 zu 50 bewertet. Vor allem Commerzbank-Chef Martin Zielke gilt als Befürworter einer Kombination der beiden Frankfurter Häuser. Das gilt auch für den größten Aktionär der Commerzbank, den Bund.

Finanzminister Olaf Scholz (SPD) und sein Staatssekretär Jörg Kukies, der frühere Deutschland-Chef der US-Investmentbank Goldman Sachs, gelten als Unterstützer eines Deals, weil sie einen nationalen Bankenchampion wollen, der die heimischen Firmen im Ausland begleiten kann - für die stark auf den Export ausgerichteten deutschen Unternehmen ist das von nicht zu unterschätzender Bedeutung. Von Seiten der Aufseher - zuständig ist die Europäische Zentralbank (EZB) - waren zuletzt eher skeptische Töne zu hören.

Bei einem Scheitern des Deals stünde vor allem die Deutsche Bank zunächst mit leeren Händen da und müsste nach Ansicht von Beobachtern wohl relativ schnell einen Plan B auf den Tisch legen - möglicherweise mit weiteren harten Einschnitten. Der Branchenprimus will seine Zwischenbilanz nach dem ersten Quartal am Freitag veröffentlichen. Analysten rechnen mit einem deutlichen Gewinnrückgang. Die Commerzbank könnte unterdessen das Interesse einer ausländischen Großbank auf sich ziehen - unter anderem hat Insidern zufolge die italienische Großbank Unicredit ein Auge auf das Institut geworfen. Auch die niederländische ING-Bank gilt als Interessent.

rtr