Man habe Angst, dass ein solcher Deal am Ende die einzige Option für die Deutsche Bank sein könnte, wenn das Geschäft sich im laufenden ersten Quartal nicht verbessern sollte, berichtete "Bloomberg" am Donnerstag unter Berufung auf nicht genannte Personen, die über die Gedankenspiele im Hintergrund informiert sein sollen. Die Gespräche zwischen den beiden Geldhäusern könnten bereits Mitte des Jahres beginnen.
Sprecher von Deutscher Bank und Commerzbank wollten den Bericht nicht kommentieren. Ein gut informierter Deutsche-Bank-Insider sagte allerdings der Nachrichtenagentur Reuters, der in dem Bericht erweckte Eindruck, eine Fusion mit der Commerzbank sei für die Deutsche Bank die einzige Option, sei "komplett falsch". Der Vorstand arbeite weiter daran, die Profitabilität des Instituts nachhaltig zu steigern.
Das größte deutsche Geldhaus legt seine Bilanz für das vergangene Geschäftsjahr am Freitag (1. Februar) vor. Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing hatte einer Fusion mit der Frankfurter Konkurrenz im vergangenen Sommer zunächst eine Absage erteilt und gesagt, dass Institut müsse erst seine Hausaufgaben machen, bevor er bereit sei darüber nachzudenken. Als Zeitraum hatte er damals "zwölf bis 18 Monate" genannt.
GEDANKENSPIELE
Der Aufsichtsrat des Geldhauses hatte sich bei seiner jährlichen Strategietagung im Herbst ausführlich mit diversen Optionen für die Bank beschäftigt: alleine weiter machen, mit der Commerzbank fusionieren oder mit einem ausländischen Institut - tiefer eingestiegen sind die Aufsichtsräte damals in ein Szenario mit der Schweizer Großbank UBS. Dann wäre die Deutsche Bank allerdings wohl ledglich Junior-Partner. UBS-Präsident und Ex-Bundesbank-Chef Axel Weber hatte erst vor wenigen Tagen erklärt, die europäische Bankenbranche müsse sich konsolidieren, weil es viel zu viele Institute gebe. Allerdings werde sich die UBS daran wohl nicht beteiligen.
Zuletzt hatten sich die Anzeichen verdichtet, dass das von Olaf Scholz (SPD) geführte Finanzministerium eine Fusion der beiden Banken nachdrücklich unterstützt, um den Bankenstandort Deutschland zu stärken. Verdi-Chef Frank Bsirkse, der im Aufsichtsrat der Deutschen Bank sitzt, hatte allerdings zuletzt klar gemacht, dass es in dem Kontrollgremium niemanden gebe, der an einem Zusammenschluss der beiden Frankfurter Geldhäuser interessiert sei.
An der Börse sorgte die Bloomberg-Meldung am Donnerstag für Druck auf die beiden Aktien. Deutsche Bank verloren drei Prozent, Commerzbank gaben 2,2 Prozent nach. Das verunsichere die Anleger, sagten Händler. Aus Sicht von Michael Hünseler, Chef-Portfoliomanager für Anleihen beim Vermögensverwalter Assenagon, wäre eine Fusion eine Notlösung, keine ökonomische Notwendigkeit.
WIEDER AUF GEWINNKURS
Die Deutsche Bank dürfte im vierten Quartal, das durch eine zweitägige Großrazzia wegen Geldwäscheverdachts und schwere Turbulenzen an den Finanzmärkten gezeichnet war, einen Verlust geschrieben haben. Für das Gesamtjahr 2018 wird allerdings ein Gewinn erwartet - der erste nach drei Verlustjahren in Folge. Die Aktie hat seit dem Chefwechsel im April gut 30 Prozent an Wert verloren. Dennoch halten die Großaktionäre, darunter das Emirat Katar und der chinesische Mischkonzern HNA, Sewing nach wie vor die Treue. Zumindest Katar gilt nicht als Unterstützer einer deutsch-deutschen Bankenfusion. Zuletzt hatte es unbestätigte Berichte gegeben, wonach das Emirat eine Aufstockung seines Anteils an der Bank erwägt.
rtr