Die Deutsche Bank schrieb in einer Pflichtmitteilung, das Top-Management um Sewing habe am Sonntag beschlossen, strategische Optionen zu prüfen. "Diese Optionen wird der Vorstand daraufhin bewerten, ob sie Wachstum und Profitabilität der Bank stärken. In diesem Zusammenhang bestätigen wir, dass Gespräche mit der Commerzbank geführt werden." Es gebe "keine Gewähr", dass es am Ende der Gespräche auch zu einer Transaktion komme.
"KEINE GEWÄHR" FÜR ERFOLG
Deutsche-Bank-Chef Sewing erklärte in einer Nachricht an die Mitarbeiter des Geldhauses, die Konsolidierung der Bankenbranche in Deutschland und Europa sei für ihn ein wichtiges Thema. Zwar habe er eigentlich zuerst die Hausaufgaben der Bank angehen wollen. "Gleichzeitig müssen wir uns aber dann mit Gelegenheiten beschäftigen, wenn sie sich bieten." Der Vorstand werde deshalb alle Möglichkeiten, die sich böten, sorgfältig prüfen. "Das ist unsere Verantwortung, das ist unsere Pflicht."
Sein Ziel sei und bleibe es, betonte Sewing in dem Brief, "eine globale Bank mit einem starken Kapitalmarktgeschäft zu sein - basierend auf einer führenden Position in unserem Heimatmarkt Deutschland und Europa und mit einem weltweiten Netzwerk, wie es unsere Kunden von uns erwarten". Sewing versprach, er werde "ausschließlich wirtschaftlich sinnvolle Optionen" verfolgen, "mit denen wir an unsere Fortschritte von 2018 anknüpfen können". Die Erfahrung zeige, "dass es viele wirtschaftliche und technische Gründe geben kann, die einem solchen Schritt entgegenstehen können".
Sollten das Vorhaben glücken, entstünde die mit großem Abstand größte deutsche Bank mit rund 38 Millionen Privat- und Firmenkunden, anfänglich rund 140.000 Mitarbeitern und einer Bilanzsumme von fast zwei Billionen Euro. Das Vorhaben wird auch von der Politik unterstützt - insbesondere von Finanzminister Olaf Scholz (SPD) und seinem Staatssekretär Jörg Kukies, dem früheren Deutschland-Chef von Goldman Sachs. Am Sonntag teilte die Behörde mit: "Das Bundesfinanzministerium nimmt die Entscheidung der beiden Privatbanken, über die Möglichkeiten einer engeren Kooperation ergebnisoffen zu sprechen, zur Kenntnis. Wir stehen mit allen Beteiligten regelmäßig in Kontakt." Der Bund ist seit der Finanzkrise mit nun noch rund 15 Prozent an der Commerzbank beteiligt.
WICHTIGE AKTIONÄRE NICHT ÜBERZEUGT
Wichtige Anteilseigner der Deutschen Bank sind nicht überzeugt, dass eine Fusion Sinn ergibt, allerdings hatte der Finanzinvestor Cerberus, der Anteile an beiden Instituten hält, zuletzt seine Zustimmung zu einem Deal signalisiert. Die Gewerkschaften laufen allerdings bereits Sturm gegen einen Zusammenschluss, weil dieser mit dem Abbau von mehreren zehntausend Stellen verbunden sein dürfte. Experten gehen davon aus, dass mindestens 30.000 Stellen wegfallen dürften.
Die Gewerkschaftsvertreter in den Aufsichtsräten der beiden Geldhäuser haben bereits angekündigt, dass sie gegen eine Fusion stimmen würden. Am kommenden Donnerstag soll das Thema in den Kontrollgremien beider Konzerne diskutiert werden, auch wenn es bislang nicht auf den offiziellen Tagesordnungen steht. Rein rechtlich gesehen müssten die Aufsichtsräte erst ganz am Ende der Verhandlungen zustimmen. Insidern zufolge sind für das Wochenende keine Sitzungen oder Telefonkonferenzen der Aufsichtsräte geplant.
Beide Banken stehen nicht gerade gut da - vor allem im internationalen Vergleich. Der Deutschen Bank war 2018 nach drei Verlustjahren in Folge zwar die Rückkehr in die Gewinnzone gelungen, allerdings schwächelt das wichtige Investmentbanking weiterhin. Die Commerzbank schrieb zwar ebenfalls schwarze Zahlen, musste aber ihre mittelfristigen Gewinnziele zuletzt kassieren. Der erst seit vergangenem April amtierende Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing hat dem einstigen deutschen Vorzeigeinstitut eine Rosskur verordnet, in deren Rahmen tausende Stellen gestrichen wurden und werden und das Institut seine Investmentbank eindampft, die seit Jahren der Konkurrenz vor allem aus den USA hinterherläuft.
rtr