Cerberus spielt für eine mögliche Fusion eine Schlüsselrolle. Der US-Finanzinvestor ist nicht nur Großaktionär, der an der Deutschen Bank drei und an der Commerzbank fünf Prozent hält. Er berät beide Häuser auch in strategischen Fragen. Und er hatte mit seinen 2017 aufgebauten Aktien-Positionen bislang kein Glück: Die Commerzbank verlor seitdem 40 Prozent, die Deutsche Bank mehr als die Hälfte.
Angesichts des Kursverfalls hat Cerberus sein Engagement offenbar geprüft - und soll seine bislang ablehnende Haltung aufgegeben haben. Grund sei, so schreibt das "Handelsblatt" mit Bezug auf Insider, dass es vor allem für die Deutsche Bank immer schwerer werde, allein auf die Beine zu kommen - obwohl der im Mai 2018 angetretene Vorstandschef Christian Sewing die richtigen Schritte umsetze. Der Umbau belastet, die Erträge sinken, die Bank kämpft weiter mit ihrer Vergangenheit wie zuletzt dem Geldwäsche-Skandal.
Weiterer Grund für einen Zusammenschluss aus Sicht von Cerberus: Beide Häuser könnten sich so gemeinsam dem technologischen Wandel stellen, der die Bankenbranche immer stärker durchrüttelt.
Mit Blick auf den Aktienkurs haben sich die Kräfteverhältnisse zwischen beiden Häusern zuletzt zugunsten der Commerzbank verschoben. Gemessen am Marktwert würden Commerzbank-Aktionäre derzeit gut ein Drittel an einem fusionierten Institut halten. In früheren Jahren lag das Gewicht bei nur einem Viertel. So gesehen zögen vor allem die Deutsche-Bank-Aktionäre derzeit den Kürzeren bei einem Zusammenschluss. Auch wenn die Deutsche Bank aktuell mit gut 16 Milliarden Euro immer noch doppelt soviel Marktwert hat wie die Commerzbank mit rund acht Milliarden Euro. Entsprechend reagierte der Markt am Mittwoch auf die Berichte: Während die Deutsche Bank 1,5 Prozent zulegte, schaffte die Commerzbank bis zum Nachmittag fast fünf Prozent.
Bislang spricht sich vor allem der Bund mit seiner Commerzbank-Beteiligung von knapp 16 Prozent offen für eine Fusion aus, um einen "nationalen Champion" der Bankenbranche zu schaffen. Andere Großaktionäre halten sich beim Fusionsthema offiziell bedeckt - etwa der US-Vermögensverwalter Blackrock, der ebenfalls mit rund vier Prozent an beiden Häusern beteiligt ist. Auch Deutsche-Bank-Großaktionär Katar (mit rund sieben Prozent) soll einer Fusion eher reserviert gegenüberstehen.
Auch die deutsche Fondsgesellschaft Union Investment, die eine Beteiligung im Prozentbereich hält, ist von der Berliner Strategie keineswegs überzeugt, einen "nationalen Champion" zu schaffen. Denn selbst zusammen bringen die beiden deutschen Banken derzeit im internationalen Vergleich nur ein mittelgroßes Institut mit einem Berg an Hausaufgaben zustande. Zum Vergleich: Die Schweizer Großbank UBS bringt 42 Milliarden Euro Marktwert auf die Waage, die französische BNP Paribas 54 Milliarden, und die spanische Bank Santander 67 Milliarden Euro.
Die Gegner eines Zusammenschlusses haben weitere Argumente:
- beide Häuser sind derzeit noch voll mit dem eigenen Umbau beschäftigt. Eine Fusion wäre ein zusätzlicher Kraftakt, der Ressourcen absorbiert, die im operativen Geschäft derzeit dringender nötig sind
- ein Zusammenschluss wäre betriebswirtschaftlich vor allem dann erfolgreich, wenn gleichzeitig über weiteren massiven Stellenabbau Kosteneinsparungen erzielt würden. Ein solches Szenario wollen aber selbst die "Champion"-Protagonisten in Berlin nicht.
- Vor allem für die Commerzbank wäre die Übernahme durch eine europäische Großbank wie BNP, UBS, Unicredit oder Santander die betriebswirtschaftlich sinnvollere Variante. Die europäischen Institute sind nicht nur in einer überwiegend stabileren Verfassung als die Deutsche Bank. Sie könnten die Commerzbank auch mit geringeren Reibungsverlusten in die eigene Strategie integrieren.
- Genau das ist schon wieder ein Problem: Bei einem solchen europäischen Zusammenschluss wäre die Commerzbank immer der Junior-Partner. Deshalb gilt dieses Modell wiederum als politisch unerwünscht
Bleibt als Fazit: Nachdem der Bund sich seit einiger Zeit offen für eine Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank ausspricht, öffnen sich nun anscheinend auch einflussreiche Großaktionäre wie Cerberus immer mehr dieser Idee. Auch Commerzbank-Chef Martin Zielke könnte seinen Aktionären einen Zusammenschluss durchaus als Erfolg verkaufen. Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing setzt dagegen mit ehrgeizigen Renditezielen weiter auf den Alleingang. Das erste Geschäftsquartal 2019 könnte zeigen, wohin für ihn die Reise geht.