Die Deutsche Bank baut radikal um und zieht sich unter anderem aus dem Aktienhandel zurück. In der Derivatebranche kochen seit der Ankündigung die Gerüchte hoch: Verabschiedet sich das Geldinstitut auch aus dem Zertifikategeschäft?
Zwar sind die Frankfurter mit der hauseigenen Zertifikateabteilung nicht mehr wie noch vor einigen Jahren Marktführer in Deutschland. Dennoch gehören sie noch immer zu den Top Five. Anleger sind mit insgesamt mehr als fünf Milliarden Euro in strukturierte Produkte der Deutschen Bank investiert, etwa in Zertifikate, Optionsscheine und Knock-outs.
Rund die Hälfte des ausstehenden Derivatevolumens bezieht sich auf Aktien. Die Bank ist auf einen funktionierenden Aktienhandel angewiesen, um ihr Zertifikategeschäft abzusichern. So kann sie ihren Zahlungsverpflichtungen gegenüber Anlegern nachkommen und die Kurse für die emittierten Papiere stellen.
"Das Zertifikategeschäft läuft wie gehabt weiter. Wir stellen Geld- und Briefkurse, auch werden neue Produkte emittiert", sagt ein Sprecher der Deutschen Bank auf Nachfrage. Dennoch könnte sich die Chefetage bereits nach einem Käufer umschauen. Dem Vernehmen nach ist es für die Deutsche Bank durchaus vorstellbar, den Bereich an einen Wettbewerber zu verkaufen.
Profitables Geschäft
Zwar machen Deka Bank, DZ Bank, LBBW und Helaba mit strukturierten Produkten mittlerweile mehr Umsatz als die Deutsche Bank. Das Zertifikategeschäft ist für sie aber nach wie vor rentabel.
Insider befürchten allerdings, dass dies für den Vorstand kein Grund ist, das Geschäft angesichts der geplanten massiven Verkleinerung des Investmentbankings weiterhin zu behalten. Momentan ist noch unklar, wie es künftig weitergeht. Denkbar ist, dass die Deutsche Bank einen ähnlichen Weg einschlägt wie die Commerzbank, die voriges Jahr ankündigte, dass sie den Geschäftsbereich Equity Markets & Commodities (EMC) an die Société Générale verkaufen wolle.
Das EMC-Geschäft umfasst die Emission und das Marketing von strukturierten Produkten sowie Teile des Asset Managements wie das Geschäft für börsengehandelte Indexfonds (ETFs). Allerdings sortiert sich die Deutsche Bank etwas anders als die Commerzbank. Das ETF-Geschäft mit der Marke Xtrackers führt sie in der Fondsgesellschaft DWS.
Ob Anleger, die aktuell Zertifikate der Deutschen Bank halten, aufgrund der Veränderungen mit Problemen wie vorzeitigen Kündigungen rechnen müssen, vermag aktuell noch niemand zu sagen. Für Fragen zu den Produkten bietet die Deutsche Bank allerdings unter 069/91 03 88 07 eine Telefonhotline an.