Commerzbank-Chef Martin Zielke will Insidern zufolge in den Gesprächen mit der Deutschen Bank bald Klarheit. In zwei bis drei Wochen wolle er entscheiden, ob die Gespräche fortgeführt werden und eine vertiefte Buchprüfung aufgenommen wird, sagte Zielke nach Angaben von Teilnehmern am Sonntagabend in einer Telefonkonferenz mit dem Commerzbank-Aufsichtsrat. Die Buchprüfung (Due Diligence) könnte dann weitere vier bis sechs Wochen in Anspruch nehmen. Darüber hatte zuvor das "Handelsblatt" berichtet. Die Commerzbank lehnte eine Stellungnahme ab.

Deutsche Bank und Commerzbank hatten am Sonntag den Beginn formeller Fusionsverhandlungen bestätigt. Über diesen Schritt war seit Wochen spekuliert worden, vor allem seit immer klarer wurde, dass Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) und sein Staatssekretär Jörg Kukies, der frühere Deutschland-Chef der US-Investmentbank Goldman Sachs, einen Zusammenschluss der beiden Institute zu einem nationalen Chamipon befürworten. Die Chefs von Deutscher Bank und Commerzbank, Christian Sewing und Martin Zielke, betonten aber, dass die Gespräche ergebnisoffen seien und keineswegs am Ende eine Fusion stehen muss.

Sollte das Vorhaben glücken, entstünde die mit Abstand größte deutsche Bank mit rund 38 Millionen Privat- und Firmenkunden, anfänglich rund 140.000 Mitarbeitern, 2400 Filialen in Deutschland, einem Marktanteil von rund 20 Prozent und einer Bilanzsumme von fast zwei Billionen Euro. In Europa wäre das neue Institut nach der britischen HSBC und der französischen BNP Paribas das drittgrößte Bankhaus.

16:03 Uhr: Goldman soll Coba beraten
Die Commerzbank lässt sich Finanzkreisen zufolge bei ihren Fusionsgesprächen mit der Deutschen Bank von Goldman Sachs und Rothschild beraten. Das Geldhaus arbeite weiter mit den beiden Investmentbanken zusammen, die die Commerzbank bereits 2017 nach Übernahme-Avancen ausländischer Geldhäuser angeheuert hatte, sagten mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Die Banken lehnten eine Stellungnahme am Montag ab.

Die Rolle von Goldman Sachs bei einer Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank gilt als brisant. Vor seinem Wechsel ins Bundesfinanzministerium im April 2018 war Jörg Kukies Deutschland-Chef der US-Investmentbank. Finanzminister Olaf Scholz (SPD) und sein Staatssekretär Kukies haben seit Monaten einer Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank das Wort geredet.
Auch Deutsche-Bank-Aufsichtsratschef Paul Achleitner, der ebenfalls als ein Befürworter einer Fusion gilt, blickt auf eine Vergangenheit bei Goldman Sachs zurück. Bevor er im Jahr 2000 zur Allianz wechselte, war er Deutschland-Chef der US-Investmentbank.
Anwaltlich wird die Commerzbank Insidern zufolge von der Kanzlei Hengeler Mueller beraten, die Deutsche Bank von Freshfields. Die beiden Anwaltskanzleien und die Banken lehnten eine Stellungnahme ab.

11:02 Uhr: Kritik aus dem Kanzleramt
Die Bundesregierung hat bei den Fusionsgesprächen von Deutscher Bank und Commerzbank Kanzleramtschef Helge Braun zufolge besonders einen Erhalt der Arbeitsplätze im Blick. "Wir schauen natürlich auf die Zukunft der Arbeitsplätze, um die es geht", sagte Braun im Gespräch mit "Bild" (Vorabbericht vom Montag). "Das ist natürlich ein sehr, sehr relevanter Punkt". Wenn es zu dem Verlust Tausender Arbeitsplätze käme, wie es in Medienberichten heiße, "dann ist das natürlich ein schwieriger Befund", sagte der CDU-Politiker. "Eine Regierung ist bei einem Vorhaben dieser Größenordnung nie passiv." Verdi-Chef Frank Bsirske hatte zuvor abermals vor einem drastischen Stellenabbau bei den beiden Instituten gewarnt.

Während sich zuletzt andeutete, dass vor allem Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) einen Zusammenschluss der beiden Institute zu einem nationalen Champion befürwortete, erklärte Braun, dass Deutschland nicht zwangsläufig eine internationale Großbank brauche. "Es gibt keine alleinige politische Motivation, diese Fusion nun anzustreben. Es muss eine betriebliche sein", sagte Braun. Eine Fusion der beiden Banken sei "keine systemische Frage für Deutschland, sondern eine wirtschaftliche Frage von zwei Unternehmen." In den nächsten Wochen wolle die Regierung die Fusions-Gespräche in Ruhe abwarten. "Es ist sehr wichtig, die Bedingungen zu kennen." Dann werde die Regierung als Anteilseigner der Commerzbank eine Entscheidung treffen. "Die Federführung hat hier das Finanzministerium, und wir begleiten das im Kanzleramt eng", sagte Braun.



11:00 Uhr: DSW-Anwalt Klaus Nieding: "Die Fusions-Gespräche scheitern zu 90 Prozent"
Klaus Nieding, Vizechef der Aktionärsvereinigung DSW, steht der Fusion skeptisch gegenüber. "Die Fusions-Gespräche scheitern zu 90 Prozent", sagte der Anwalt im Interview mit BÖRSE ONLINE. Anlegern rät er, die Entwicklung sehr genau zu beobachten. "Es kann sein, dass die Kurse - je nach Fortgang der Gespräche - steigen oder fallen und demzufolge erhöhte Nervosität im Kurs ist. Davon sollte man sich nicht beeinflussen lassen."

10:36 Uhr: Heftige Kritik
Die heftige Kritik an einer möglichen Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank reißt nicht ab. Neben Verdi-Chef Frank Bsirske und dem Chef der Monopolkommission Achim Wambach sind Großaktionären der Deutschen Bank weiterhin skeptisch, ob eine Fusion der größten heimischen Privatbanken überhaupt Sinn macht. Allerdings würden sie sich womöglich nicht komplett verweigern, sollten die Fusionsgespräche, die nach Informationen von Insidern mehrere Wochen in Anspruch nehmen dürften, am Ende erfolgreich sein. "Wir sind nicht in Fundamental-Opposition, haben aber erhebliche Zweifel an der Sinnhaftigkeit und am Timing und wollen überzeugt werden", sagte eine Person aus dem Umfeld eines großen Anteilseigners zu Reuters. Von einem anderen Aktionär hieß es dagegen: "Es gibt keinen offensichtlichen Grund, warum diese beiden Banken fusionieren wollten. Das passt strategisch einfach nicht." Die Fusionsverhandlungen sind auch Thema bei Sitzungen der Aufsichtsräte beider Geldhäuser am Donnerstag.

10:08 Uhr: Aktien von Commerzbank und Deutscher Bank steigen
Wie zuvor bei den entsprechenden Presseberichten reagierten die Aktien von Deutscher Bank und Commerzbank mit deutlichen Kursgewinnen. So kletterten die Anteilsscheine der Commerzbank um 5,6 Prozent auf das höchste Niveau seit Anfang Dezember des Vorjahres. Aktien der Deutschen Bank kletterten um 3,6 Prozent.

Der bekannte Banken-Analyst Kian Abouhossein von JPMorgan rechnet im Erfolgsfall - die Gespräche werden ergebnisoffen geführt - mit einem Bewertungsaufschlag für die Commerzbank-Papiere und lobte gerade ihr Chance/Risiko-Profil.

09:53 Uhr: Allianz-Fantasie treibt DWS auf Hoch seit Mai 2018

Die Papiere der DWS sind am Montag um fast 14 Prozent auf das höchste Niveau seit Mitte Mai 2018 noch oben geschossen. Für eine mögliche Fusion mit der Commerzbank könnte sich die Deutsche Bank laut Insidern von ihrer Fondstochter trennen. Investmentbanker diskutierten dabei auch die Allianz als potenziellen Käufer, hieß es von Händler. Ein Interesse der Allianz sei allerdings alles andere als sicher.

"Falls die Allianz bei der DWS doch noch den Hut in den Ring werfen sollte, würde Europas größter Versicherer zu den ersten Gewinnern der Fusion von Deutsche Bank und Commerzbank gehören", kommentierte Börsenbriefautor Hans Bernecker in seinem Morgenkommentar. Allianz-Papiere legten im frühen Handel etwas zu.

06:59 Uhr: Verdi-Chef - Mehr als 20.000 Jobs durch Fusion Dt. Bank/Coba bedroht

Verdi-Chef Frank Bsirske hat die Fusionspläne von Deutscher Bank und Commerzbank scharf kritisiert. Beide würden sich nicht sinnvoll ergänzen, sagte der Gewerkschafter, der auch im Aufsichtsrat der Deutschen Bank sitzt, der "Stuttgarter Zeitung" und den "Stuttgarter Nachrichten" laut Vorabbericht vom Montag. Vor allem im Bereich des Privat- und Firmenkundengeschäftes würde es zu erheblichen Überschneidungen von Stärken statt zu gegenseitigen Ergänzungen kommen. Zudem würde die Fusion zu einem drastischen Stellen-Abbau führen. "Da würden 20.000 Arbeitsplätze und mehr im Feuer stehen", sagte Bsirske. Die langfristige Sicherheit der Jobs sei für Verdi aber ein entscheidendes Kriterium. Daher erwarte er "möglicherweise hochkontroverse Diskussion in beiden Banken". Dass Verdi dabei gefordert sei, sei "sonnenklar".

Schon am Sonntag hatte der Gewerkschafter Jan Duschek erklärt, Verdi lehne eine mögliche Fusion beider Häuser mit Blick auf die Gefährdung von Zehntausenden Arbeitsplätzen ab. Mit einer Fusion würden zusätzliche Risiken und Probleme auf beide Banken zukommen.

Verdi sitzt bei beiden Geldhäusern in den Kontrollgremien

00:44 Uhr: Monopolkommission - Wohl keine Wettbewerbsprobleme durch Fusion Dt.Bank/Coba

Der Chef der Monopolkommission sieht bei einer möglichen Fusion der Deutschen Bank und Commerzbank weniger Wettbewerbs- als vielmehr Stabilitätsprobleme. "Einiges deutet darauf hin, dass die Kartellbehörden den Zusammenschluss, gegebenenfalls unter Auflagen, freigeben würden", sagte Achim Wambach der "Rheinischen Post" (Montagausgabe) laut Vorabbericht. "Denn die Geschäftsfelder der beiden Banken überschneiden sich entweder nur gering oder sind wenigstens spürbarem Wettbewerb ausgesetzt - auch noch nach einer möglichen Fusion",

Allerdings könne die neue Bank wegen ihrer Größe zu einem Systemrisiko werden. "Durch den Zusammenschluss entsteht möglicherweise eine neue Bedrohung für die Finanzwelt, nämlich durch einen Anstieg des Systemrisikos." Die Finanzkrise habe gezeigt, dass große Banken nicht so einfach abgewickelt werden könnten und gegebenenfalls vom Staat gerettet werden müssten.

dpa-AFX/rtr/fh