Zwar sei es höchst ungewiss, ob es nun weitere Verhandlungen zwischen dem strauchelnden Euro-Land und den übrigen Staaten der Währungsunion geben werde, erklärte Michael Kemmer, Hauptgeschäftsführer des Bankenverbandes (BdB), am Montag. Aber die Ansteckungsgefahr für andere Euro-Länder sei dank zahlreicher "Brandmauern" gering. "Auch dürften die unmittelbaren Folgen eines griechischen Zahlungsausfalls für den Bankensektor in den übrigen Euro-Staaten überschaubar sein. So sind die deutschen Banken in Griechenland nur noch sehr gering engagiert", erklärte er. Einen Großteil ihrer Forderungen hätten sie in den vergangenen Jahren abgeschrieben und sich so frühzeitig auf einen möglichen Zahlungsausfall Griechenlands vorbereitet.

Der Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB) sprach nach dem Referendum von einem "schwarzen Tag" für Europa. "Die Entscheidung des griechischen Volkes gegen weitere Verhandlungen mit den Geldgebern rüttelt am europäischen Fundament", erklärte Hauptgeschäftsführerin Liane Buchholz. "Nun kommt es auf die Politik an, rasch eine Entscheidung über weitere Verhandlungen mit Griechenland zu treffen." Denn ohne Aussicht auf Verhandlungen dürfte die Europäische Zentralbank (EZB) auch bald die gewährten Notkredite (ELA) an die griechischen Banken einstellen, was faktisch den irreversiblen Ausschluss Griechenlands aus der Währungsunion zur Folge hätte.

Bei den großen deutschen Geldhäusern beschäftigen sich eigens eingerichtete Expertenteams nach Angaben aus Finanzkreisen schon seit vielen Monaten mit der Frage, was bei einer Pleite Griechenlands und einem Abschied aus der Euro-Zone ("Grexit") konkret zu tun ist. Dabei geht es insbesondere darum, wie mit Großkunden verfahren werden soll. Ein Sprecher der Deutschen Bank erklärte zur aktuellen Situation: "Wir berücksichtigen die neuen Rahmenbedingungen in unseren Prozessen und Abläufen, um unsere Geschäftsaktivitäten sowie Kundenservices zu gewährleisten."

Die Griechen hatten sich am Sonntag mit mehr als 60 Prozent der Stimmen gegen den Sparkurs gewandt. Damit stärkten sie der Regierung von Ministerpräsident Alexis Tsipras den Rücken. Tsipras will eine Reduzierung der Schuldenlast erreichen. Griechenland hat seit 2010 fast 240 Milliarden Euro an Hilfen von seinen europäischen Partnern und dem Internationalen Währungsfonds erhalten.

Reuters