Einen Teil davon will die Deutschen Börse nun nutzen, um eigene Anleihen zurückzukaufen. Auf diese Weise senkt sie ihre Verschuldungsquote und stabilisiert ihr Rating.

Vom regen Handel vor und nach dem Brexit-Referendum am 23. Juni profitierte besonders die Derivate-Sparte Eurex. Der wichtigste Geschäftsbereich der Deutschen Börse baute seinen Betriebsgewinn im zweiten Quartal um ein Drittel auf 149 Millionen Euro aus. Auch die Wertpapierverwahrtochter Clearstream und das Marktdatengeschäft legten zu. Konzernweit kletterten die Nettoerlöse bei den Hessen um zehn Prozent auf 601 Millionen Euro. Die Deutsche Börse schnitt damit etwas besser ab als von Analysten erwarten.

Auf das Ergebnis drückten allerdings Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten sowie Kosten für den Umbau des Konzerns und für die geplante Fusion mit der London Stock Exchange (LSE). Nach den LSE-Aktionären hatten am Dienstag auch die Eigentümer der Deutschen Börse grünes Licht für den 25 Milliarden Euro schweren Zusammenschluss gegeben. Das Forschungsinstitut IWH, das die Bundesregierung in Wirtschaftsfragen berät, sprach sich am Mittwoch ebenfalls für den Deal aus. "Davon werden beide Seiten profitieren", sagte IWH-Präsident Reint Gropp. Die Politik dürfe den Brexit nicht als Vorwand nehmen, um diese sinnvolle Fusion zu torpedieren. "Europa braucht einen wettbewerbsfähigen Finanzstandort."

MEHR SPIELRAUM DANK ISE-VERKAUF



Aus Sicht von deutschen Politikern und der Finanzaufsicht BaFin ist die Fusion nach dem Brexit-Votum allerdings schwer vorstellbar, wenn die Mega-Börse anschließend wie geplant in London angesiedelt wird.. Die Deutsche Börse spricht deshalb mit der LSE über eine Verlagerung des Firmensitzes in die EU beziehungsweise über die Schaffung eines doppelten Firmensitzes für die Holding, wie mehrere mit der Fusion vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters sagten. Ein dafür eingerichtetes Brexit-Komitee habe vergangene Woche erstmals getagt. Die Deutsche Börse bekräftigte, alles zu tun, um die notwendigen regulatorischen Freigaben für die Fusion zu bekommen. Der Deal muss unter anderem von der EU-Kommission und der hessischen Börsenaufsicht genehmigt werden.

Ihren finanziellen Spielraum hat die Deutsche Börse durch den Verkauf der US-Optionsbörse ISE erhöht. Die Hessen hatten das Unternehmen im Juni für 1,1 Milliarden Dollar an den US-Konkurrenten Nasdaq verkauft. "Hiervon wird ein Teil zur vollständigen Tilgung der ausstehenden Privatplatzierungen mit einem Gesamtvolumen von rund 290 Millionen Euro US-Dollar verwendet", kündigte Finanzchef Gregor Pottmeyer an. "Über die Verwendung der übrigen Mittel wurde noch keine Entscheidung getroffen." Durch die Veräußerung habe der Konzern einen Buchgewinn von 565 Millionen Euro eingefahren. rtr