Die deutschen Aktienindizes werden umgebaut: Zum 24. September ändert die Deutsche Börse ihre Regeln für die Aufnahme von Unternehmen in die Indizes MDAX, SDAX und TecDAX. Die Trennung nach den Segmenten Tech und Classic wird aufgehoben. Die Zahl der Titel im Nebenwerteindex MDAX steigt von 50 auf 60 und im Kleinwertesegment SDAX von 50 auf 70. Der Leit-index DAX und der TecDAX werden weiterhin aus je 30 Titeln bestehen.

"Ich hätte mir auch eine Aufstockung des DAX gewünscht", sagte Index-Experte Dirk Schiereck von der TU Darmstadt zu €uro am Sonntag. Die Entscheidung, den Leitindex unverändert zu lassen, sei mit Blick auf dessen gewünschte Stabilität aber verständlich.

Die Änderungen stellten sowohl die Repräsentativität der Indizes sowie die hohe Liqui-dität und Handelbarkeit sicher, begründet die Deutsche Börse den Schritt. Die Anpassung trage einer Vielzahl von Rückmeldungen Rechnung. Ab dem 18. Juni sollen sogenannte Schattenindizes veröffentlicht werden, die MDAX, SDAX und TecDAX nach den neuen Regeln abbilden.

TecDAX nur noch für Puristen



Ab Herbst werden fast alle bisher im TecDAX notierten Titel auch in einem weiteren Index vertreten sein. Das sichert ihnen mehr Aufmerksamkeit, der Technologie-Index selbst dürfte hingegen aus dem Fokus vieler Investoren verschwinden.

Index-Experte Uwe Streich von der Landesbank Baden-Württemberg spricht von einer "Zweitmitgliedschaft", die die Firmen künftig im TecDAX haben werden. "Der TecDAX wird mit diesen Neuerungen in der Wahrnehmung weiter verlieren und allenfalls noch bei ein paar Puristen Beachtung finden", ist er überzeugt.

Gefährdet sieht Streich den Verbleib des Elektronikhändlers Ceconomy im MDAX. Dieser dürfte ebenso wie der Hersteller von Getränkeabfüllanlagen, Krones, in den SDAX absteigen. Grund: der am Streubesitz gemessene Börsenwert. Denn die Aufnahme von TecDAX-Schwergewichten wie Wirecard, United Internet, Qiagen oder Siemens Healthineers bringt die kleinsten MDAX-Werte unter Druck.Da die Zahl der MDAX-Mitglieder nur um zehn steigt, gibt es für sie zu wenig Plätze.

Neben sämtlichen Telekomwerten aus dem TecDAX könnten laut Streich künftig auch -Sartorius, Siltronic, Morphosys, Software AG, Cancom und Evotec im MDAX vertreten sein. Auch für Puma gibt es Hoffnung: Nach dem Ausstieg des französischen Großaktionärs hat sich der Streubesitzanteil deutlich erhöht, was zu höheren Börsenumsätzen führen dürfte.

Die Unternehmen Carl Zeiss, Bechtle, Nemetschek und Jenoptik dürften hingegen wegen ihres geringen Börsenumsatzes in den SDAX rutschen, ebenso wie die bislang im MDAX notierte Büroimmobiliengesellschaft Alstria Office.