Die Deutsche Börse wagt einen neuen Anlauf für einen Zusammenschluss mit der London Stock Exchange (LSE). Es gebe Gespräche über eine mögliche Fusion, teilten beide Unternehmen am Dienstag mit und bestätigten damit eine Exklusiv-Meldung der Nachrichtenagentur Reuters. An dem fusionierten Börsenbetreiber soll die Deutsche Börse gut 54 Prozent halten. 2005 war der letzte Versuch gescheitert, beide Unternehmen zu verschmelzen. Sollte der Deal jetzt gelingen, würde der mit Abstand größte Börsenbetreiber in Europa entstehen.

Die Aktien beider Konzerne schossen nach der Reuters-Meldung und der anschließenden Bestätigung durch die Decke. Die Papiere der Deutschen Börse legten bis zum Nachmittag acht Prozent zu, die der LSE 19 Prozent.

Experten erwarten, dass ein neuer Börsenkonzern mit einem starken Standbein am wichtigsten europäischen Finanzplatz London und einem zweiten in Kontinentaleuropa besser mit großen Konkurrenten wie den US-Börsen ICE und CME sowie der Shanghai Stock Exchange mithalten kann. Die Deutsche Börse würde bei einer Fusion vermutlich den Ton angeben, sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person. Das in Eschborn bei Frankfurt beheimatete Unternehmen war am Markt zuletzt rund 15 Milliarden Euro wert und damit gut vier Milliarden Euro mehr als die LSE.

Seit der Jahrtausendwende sind zahlreiche Fusionspläne und Übernahmevorhaben der Deutschen Börse gescheitert. Nach dem letzten geplatzten Zusammenschluss - 2012 mit der New York Stock Exchange - ließ das Unternehmen einige Jahre die Finger von größeren Vorhaben. Doch seit im Sommer der neue Vorstandschef Carsten Kengeter das Ruder bei der Deutschen Börse übernahm, weht dort ein anderer Wind. Der 48-Jährige zeigte sich von Anfang an auch offen für große Deals und tütete im vergangenen Jahr bereits drei mittelgroße Übernahmen für insgesamt 1,3 Milliarden Euro ein.

Noch vergangene Woche hatte Kengeter, der zuvor für die Investmentbanken UBS und Goldman Sachs gearbeitet hat, ausweichend auf Fragen nach möglichen Fusionen oder weiteren Übernahmen reagiert. Er gab jedoch das Ziel aus, die Deutsche Börse wolle in allen wesentlichen Geschäftsbereichen weltweit Nummer eins oder zwei zu werden. Zusammen mit der LSE dürfte das deutlich einfacher gelingen als alleine.

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rtr