Für die deutsche Chemieindustrie hätte das Jahr 2013 besser laufen können. Den letzten verfügbaren Schätzungen zufolge dürfte die Chemieproduktion um 1,5 Prozent gestiegen sein und die Umsätze um ein halbes Prozent auf 187,7 Milliarden Euro. Im Inland lief es dabei gemessen an den Erwartungen relativ passabel, während das Ausland, und speziell etliche Schwellenländer, eher enttäuschten.

Aber wenigstens fällt aktuell der Blick auf das Jahr 2014 etwas optimistischer aus. Konkret rechnet der Branchenverband mit einem Plus bei der Chemieproduktion von zwei Prozent und einem Anstieg des Branchenumsatzes um 1,5 Prozent auf 191 Milliarden Euro. Positive Impulse erhofft man sich in Deutschlands drittgrößter Industriebranche vom Inland, Europa sowie von den USA. Als Exportweltmeister (2011 betrug der Anteil an den weltweiten Chemie-Exporten elf Prozent; siehe Grafik) würden es die deutschen Branchenvertreter dabei sicher gerne sehen, wenn die Weltwirtschaft noch etwas stärker laufen würde, als das momentan für 2014 vorhergesagt wird.

Zudem würde man sich sicherlich über eine etwa andere Energiepolitik in Deutschland freuen. Die jetzt beschrittene Energiewende droht über steigende Energiepreise zunehmend zu einem Wettbewerbsnachteil zu werden. Zumal etwa die Konkurrenz in den USA gleichzeitig durch den dortigen Schiefergas-Boom von deutlich gesunkenen Energiekosten profitiert. So rechnet BASF vor, dass sich das Ergebnis um mehr als eine halbe Milliarde Euro verbessern würde, wenn der deutsche Standort Ludwigshafen in den USA liegen würde. Um im Wettbewerb mithalten zu können, werden auch deshalb von den deutschen Branchenmitgliedern Sparanstrengungen unternommen.

Das macht auch deshalb Sinn, weil sich der Rekordtrend der Vorjahre im Chemiesektor 2013 nur teilweise fortsetzte. Während einige Chemiekonzerne voraussichtlich auch 2013 ihre Erträge auf neue Rekorde steigern können, mussten andere wie Lanxess oder Evonik ihre Ertragsprognosen teils deutlich senken, erklären die Analysten der Landesbank-Baden-Württemberg.

Relativiert werden Klagen aber durch Umsätze, die sich auf Rekordniveau bewegen. Auch an den Börsen haben sich die deutschen Chemieaktien in den vergangenen Jahren im Schnitt ganz gut geschlagen. Im abgelaufenen Jahr lief es aber nicht für alle optimal. Bei den Börse Online-Lesern sind die Branchenvertreter trotzdem nach wie vor ebenfalls sehr beliebt. Grund genug für uns, um fünf Branchenvertreter auf ihre weiteren Kursaussichten hin abzuklopfen.

Chemie-Aktie Nummer eins: BASF AG (WKN: BASF11, 77,95 Euro)

Als wirklich gut geführtes Unternehmen präsentiert sich die längst als größter europäischer Chemiekonzern etablierte BASF. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass das DAX-Mitglied in Sachen Wertentwicklung im abgelaufenen Jahr nicht ganz mit dem deutschen Leitindex mithalten konnte. Langfristig hat sich der Aktienkurs aber besser entwickelt als der DAX. Punkten können die Ludwigshafener dabei mit einer breiten Diversifizierung und einem aussichtsreichen Agro-Chemiegeschäft. Außerdem gefällt den Anlegern die Verbundstrategie, die einzelne Produktionsanlagen miteinander vernetzt und damit hilft, die Effizienz zu steigern. Bei Analysten wie Johannes Mattner von Raiffeisen Research bekommt BASF zudem Lob für die bewiesene Fähigkeit, die Gewinne auch in einem schwierigen Geschäftsumfeld steigern zu können.

Die Analysten der Deutschen Bank bringt alles das dazu, die Aktie für 2014 mit auf das Favoritenschild zu hieven. Als Kursziel werden 92 Euro genannt. Damit diese Vorgabe erreicht werden kann, muss aber die allgemein erwartete Ergebnisverbesserung abgeliefert werden. So sagt die Börse Online-Datenbank für 2014 einen Gewinnanstieg auf 5,91 Euro je Aktie voraus. Stimmt diese Prognose, wäre das gleichbedeutend mit einem KGV von 13,2. Das ist eine Kennziffer, die Luft nach oben ließe. Charttechnisch sieht es ebenfalls ganz gut aus. Nachdem es Anfang Dezember gelungen ist, auf ein neues Rekordhoch vorzustoßen, ist der Titel drauf und dran den jüngsten Seitwärtstrend nachhaltig hinter sich zu lassen.

Chemie-Aktie Nummer zwei: Bayer AG (WKN: BAY001, 103,05 Euro)

Etwas größer als BASF, die auf einen Börsenwert von 71,60 Milliarden Euro kommt, ist mit einer Marktkapitalisierung von 85,22 Milliarden Euro die Bayer AG. Doch bei den Leverkusenern ist zu beachten, dass es sich um keinen reinen Chemiekonzern handelt sondern die Gesellschaft auf drei Säulen steht. Der Gesundheitsbereich (Arzneimittel für Mensch und Tier, Antikonzeptiva, Consumer Health und Diagnostika) warf dabei 2012 rund 61 Prozent des bereinigten Konzern-EBITDA ab, CropScience (Pflanzenschutz, Biotechnologie) steuerte 24 Prozent bei und von der Chemiesparte MaterialScience (Polymere/Kunststoffe) stammten 15 Prozent. Der strategische Fokus liegt zudem auf dem HealthCare-Bereich, der zu den zehn weltweit größten Spezialpharmaunternehmen zählt. Dazu passt auch das jüngst lancierte Übernahmeangebot für das norwegische Pharmaunternehmen Algeta.

Die Marktposition des Chemiebereichs MaterialScience, der sich zuletzt stabilisiert hat, wird von Warburg Reseach-Analyst Ulrich Huwald aber ebenfalls als stark eingeschätzt, wobei man außerdem im Pflanzenschutzbereich die Nummer zwei ist. Ausgewogen ist zudem auch die regionale Umsatzverteilung. 2012 stammten 37 Prozent aus Europa, 24 Prozent aus Nordamerika. 22 Prozent aus Asien/Pazifik und 17 Prozent aus dem Rest der Welt. Die Börse Online-Datenbank unterstellt bei Bayer mit einem Plus von mehr als 50 Prozent für 2014 eine noch stärkere Ergebniserhöhung als für BASF. Konkret werden für den Gewinn je Aktie 6,48 Euro vorhergesagt. Selbst auf dieser Basis ergibt sich aber ein KGV von 15,9, das recht anspruchsvoll erscheint. Für den Titel spricht aber eindeutig der lupenreine charttechnische Aufwärtstrend. Wobei die steile Anstiegskurve aber irgendwann demnächst auch nach einer Zwischenkorrektur ruft.

Chemie-Aktie Nummer drei: Lanxess AG (WKN: 547040, 48,35 Euro)

Mit einem Börsenwert von nur gut vier Milliarden Euro ist Lanxess der mit Abstand kleinste Vertreter unter den drei im Dax enthaltenen Chemiewerten. Im Börsen-Boomjahr 2013 musste die Aktie des Spezialchemiekonzerns zudem Kursverluste einstecken. Geschuldet war das einer negativen Geschäftsentwicklung. Nachdem 2012 noch ein rekordhohes Ebitda von 1,2 Milliarden Euro erzielt wurde, verhagelten Probleme im Bereich Performance Polymers den Kölnern die Neunmonatsbilanz. Das stärkste Segment, in dem Lanxess zu den weltweit größten Herstellern von synthetischem Kautschuk (der vor allem für die Reifenproduktion verwendet wird) zählt, musste da überraschend hohe Preisrückgänge von 15 Prozent hinnehmen. Als Folge davon wurde die EBITDA-Prognose vor Sondereffekten für das Gesamtjahr 2013 auf 710 bis 760 Millionen Euro gesenkt, was einen Rückgang gegenüber 2012 um rund 0,5 Milliarden Euro bedeuten würde.

Unter anderem mit Einsparungen wird nun versucht gegenzusteuern. Den Planungen der Verantwortlichen zufolge, sollen die Kostensenkungen ab 2015 zu jährlichen Einsparungen von rund 100 Millionen Euro führen. Nach Einschätzung der Analysten der Landesbank Baden-Württemberg dürften sich die Erträge bei Lanxess aber auch 2014/15 unterhalb des Rekordniveaus von 2011/12 bewegen. Die Börse Online-Datenbank sagt für 2014 einen Gewinn je Aktie von 3,54 Euro voraus. Das würde einem KGV von fast 13,7 entsprechen. Das erscheint wegen der Unwägbarkeiten ein durchschnittlicher Wert zu sein. Charttechnisch winkt dem auf dem Niveau vom Oktober 2010 notierenden Titel ein Kaufsignal, wenn der momentan bei rund 50 Euro verlaufende Abwärtstrend überwunden werden kann. Noch besser wäre es aber, wenn anschließend auch noch das Zwischenhoch bei 53 Euro genommen werden könnte.

Chemie-Aktie Nummer vier: Evonik Industries AG (WKN: EVNK01, 29,60 Euro)

Der Börsenwert von Evonik Industries fällt mit 13,79 Milliarden Euro zwar deutlich größer aus als bei Lanxess. Dennoch hat es dieser Spezialchemiekonzern bisher nur in den MDax geschafft. Börsennotiert sind die Essener erst seit April 2013. Geklappt hat das erst nach mehreren Anläufen und bis jetzt sind die Anleger mit dem Titel noch immer nicht richtig warm geworden. Deutlich wird das an einem Kurs, der sich unter dem Ausgabepreis von 32,20 Euro bewegt.

Das hat auch mit der Geschäftsentwicklung zu tun. Dank Verkäufen der Immobiliensparte fiel das Konzernergebnis im dritten Quartal zwar optisch sehr gut aus. Doch bereinigt um diesen Sonderfaktor sank der Nettogewinn um 38 Prozent auf 210 Millionen Euro und auch der Umsatz sank um vier Prozent auf rund 3,2 Milliarden Euro. Wenigstens wurde aber die im Sommer gesenkte Prognose bestätigte. Demnach soll der Umsatz im Jahr 2013 mit rund 13 Milliarden Euro in etwa auf Vorjahreshöhe liegen, während das operative Ergebnis unter den Vorjahreswerten hereinkommen dürfte.

Der Aktienkurs hat sich zuletzt dennoch vom Jahrestief erholt und die Berenberg Bank hat Ende November eine Kaufempfehlung mit Kursziel 34 Euro ausgesprochen. Zur Begründung wurde dabei auf überdurchschnittliche Aussichten beim Umsatzwachstum und einer ebenfalls über dem Branchendurchschnitt liegenden EBITDA-Marge verwiesen. Legt man die Gewinnprognose unserer Datenbank zu Grunde, dann ergibt sich bei einem für 2014 erwarteten Gewinn von 2,09 Euro mit einem KGV von 14,2 keine überdurchschnittlich günstige Bewertungsrelation. Etwas Mut macht aber immerhin der mittelfristige charttechnische Aufwärtstrend. Eine dauerhaft überdurchschnittliche Kursentwicklung wird aber derzeit noch durch die Ankündigung von Großaktionär RAG-Stiftung behindert, weitere Anteile an Evonik verkaufen zu wollen.

Chemie-Aktie Nummer fünf: Wacker Chemie AG (WKN: WCH888, 82,01 Euro)

Wie Lanxess und Evonik Industries hat mit Wacker Chemie auch ein weiterer deutscher Spezialchemiekonzern mit einem schwierigen Geschäftsumfeld zu kämpfen. Bei den Münchenern, die zu den weltgrößten Produzenten von Polysilizium gehören, wurde das Ergebnis im dritten Quartal durch niedrige Preise für Siliziumwafer und den Grundstoff Reinsilizium für Solaranlagen stark belastet. Als Folge davon brach der Gewinn um gut 80 Prozent auf 5,4 Millionen Euro ein. Die Analystenschätzungen wurden damit verfehlt. Für das Gesamtjahr 2013 war bei der Vorlage des Quartalsberichts nur noch von einem leicht positiven Ergebnis die Rede, nach plus 107 Millionen Euro im Vorjahr. Auch die Jahresumsätze dürften leicht auf 4,5 Milliarden Euro nachgeben.

Abzuwarten bleibt, was die angekündigte massive Kapazitätsausweitung in China bringen wird. Am Standort Nanjing sollen die Produktionskapazitäten für Dispersionspulver, als Bindemittel und Zusatzstoff in der Bauindustrie für Mörtel, Putz und Beton verwende, 2014 von 30.000 Tonnen Jahreskapazität auf bis zu 60.000 Tonnen ausgebaut werden. Die meisten Analysten beurteilen den Wert derzeit noch zurückhaltend. So hat die DZ Bank erst kürzlich eine Verkaufsempfehlung bestätigt. Untypisch optimistisch geben sich dagegen die Analysten der UBS. Sie berichten von einer voll ausgelasteten Polysilikon-Sparte voll ausgelastet. Zusammen mit moderaten Preissteigerungen könnte das die EBITDA-Marge auf über 25 Prozent steigen lassen. Darauf vertrauend wird dem Kurs ein Anstieg auf 95 Euro zugetraut. Rein gemessen an der Bewertung scheint das etwas vermessen zu sein. Denn auf Basis des laut unserer Datenbank für 2014 zu erwarteten Gewinns je Aktie von 1,59 Euro ergibt sich ein sehr hohes KGV von 51,6. Die Aktie des MDAX-Vertreters strebt derzeit trotzdem eindeutig nach oben. Eben erst wurde der höchste Stand seit Februar 2012 erklommen. Und geht man nur nach dem Chartbild, dann sind hier demnächst noch höhere Kurse drin.