Wirecard war nach Aufdeckung eines Bilanzlochs von 1,9 Milliarden Euro im Juni zusammengebrochen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt in diesem Zusammenhang wegen Betrugs, Bilanzfälschung und Marktmanipulation gegen den zurückgetretenen Vorstandschef Markus Braun und weitere Manager. Wegen des Verdachts verschiedener Finanzstraftaten im Umfeld von Wirecard ermitteln Behörden weltweit, unter anderem in den USA, in Singapur und auf den Philippinen.
Am Mittwoch war bekannt geworden, dass US-Behörden einer möglichen Verwicklung Wirecards in einen 100 Millionen Dollar schweren Fall von Bankbetrug mit Marihuana-Handel nachgehen. Demnach sollen zwei Geschäftsleute zusammen mit Zahlungsabwicklern US-Banken über die Herkunft der Gelder getäuscht haben, um unbemerkt gegen Handelsverbote verstoßen zu können. Zwei Insider bestätigten einen entsprechenden Bericht des "Wall Street Journal".
In der Vergangenheit wurden gegen Wirecard immer wieder Vorwürfe laut, die auch den Aktienkurs massiv bewegten. In Deutschland sahen Finanzaufsicht Bafin und Staatsanwaltschaft lange Zeit nur Anhaltspunkte für Marktmanipulation durch Außenstehende. Das Amtsgericht München urteilte dann allerdings in zwei Fällen, dass es dafür keine ausreichenden Beweise gebe. Ein Ermittlungsverfahren gegen Investoren und Journalisten wegen des Verdachts der Marktmanipulation dauert nach Angaben der Staatsanwaltschaft München noch an.
Bereits 2010 und 2015 nahmen die Münchner Strafverfolger Wirecard wegen Geldwäscheverdachts ins Visier. Ein umfangreiches Ermittlungsverfahren sei 2012 nach zwei Jahren mangels Tatverdachts eingestellt worden, sagte eine Sprecherin. In einem weiteren Verfahren durchsuchten die Müncher Ermittler im Jahr 2015 im Auftrag der USA Büros von Wirecard. Was aus diesem Verfahren wurde, ist nicht bekannt. Die Münchner verweisen auf eine Zuständigkeit des US-Justizministeriums. Das Ministerium lehnte eine Stellungnahme ab.
rtr