Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich mit einem Anstieg von 1,5 Prozent gerechnet, nachdem es im März noch einen saison- und kalenderbereinigten Rückgang von 3,0 Prozent gegeben hatte. Die Importe legten diesmal mit 3,1 Prozent ebenfalls weitaus stärker zu als erwartet, nach einem Plus von 3,2 Prozent im Vormonat.
Die Ausfuhren nach Russland gingen im April wegen der Sanktionen als Reaktion auf den am 24. Februar begonnen Krieg gegen die Ukraine und anderer Maßnahmen zur Exportbeschränkung um 10,0 Prozent auf nur noch 0,8 Milliarden Euro zurück. Im März waren sie sogar um mehr als 60 Prozent eingebrochen. Die Importe aus Russland gaben diesmal um 16,4 Prozent auf 3,7 Milliarden Euro nach. Deutschland importiert von dort vor allem Öl und Erdgas. "Die Sanktionen schlagen sich also in harten Zahlen wieder", sagte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel. "Die Handelsbeschränkungen gegenüber Russland sind nicht nur ein zahnloser Tiger, sondern sind sehr offensichtlich."
LIEFERKETTEN-PROBLEM BLEIBT
Die deutschen Ausfuhren in die EU-Mitgliedstaaten legten im April um 4,2 Prozent zu, die in die Euro-Länder sogar um 5,9 Prozent. Die Exporte zum wichtigsten Kunden USA nahmen um 7,7 Prozent zu, während die nach China um 4,5 Prozent fielen. Die Volksrepublik kämpft derzeit mit rigiden Maßnahmen gegen eine neue Corona-Welle, was auch den globalen Handel behindert. "Für die nächsten Monate wird es darauf ankommen, dass die Exporte nicht stärker in den Würgegriff stockender Lieferketten geraten", sagte der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank AG, Alexander Krüger mit Blick auf China, den wichtigsten Lieferanten der deutschen Wirtschaft.
Die Stimmung unter den deutschen Exporteuren hat sich einer Umfrage des Ifo-Instituts zufolge im Mai bereits den zweiten Monat in Folge aufgehellt. "Die deutsche Industrie bleibt aber vorsichtig", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest dazu. "Logistikprobleme stellen weiterhin eine große Belastung dar." Eine große Dynamik bei den Ausfuhren zeichne sich daher im Moment nicht ab. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) rechnet dieses Jahr mit einer Stagnation beim Export.
rtr