Von Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem Plus von 10,1 Prozent gerechnet. Die Erholung komme "einen großen Schritt voran", kommentierte das Ministerium die Entwicklung. Im Mai hatte es bereits ein Auftragsplus von 10,4 Prozent gegeben, das allerdings auf einen Einbruch von 26,1 Prozent im April folgte.
"Hoppla! Jetzt bekommt die konjunkturelle Aufholjagd mächtig Schwung", sagte Ökonom Jens-Oliver Niklasch von der LBBW zu dem Rekordanstieg. "Der Wert lag so deutlich über den Erwartungen, dass man da schon fast von einem echten Durchbruch reden kann." Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) traut der Erholung noch nicht ganz über den Weg. "Es fällt auf, dass gerade die Bestellungen aus dem Ausland weiterhin zurückhaltend erfolgen", sagte DIHK-Experte Ilja Nothnagel. "Für die international vernetzte deutsche Industrie wird es in den nächsten Monaten darauf ankommen, wie es weltweit den anderen Volkswirtschaften gelingt, mit der Pandemie erfolgreich umzugehen."
"AUFTRÄGE AUS DEM AUSLAND HINKEN HINTERHER"
Die Auftragseingänge haben den Daten zufolge mittlerweile ein Niveau von 90,7 Prozent der Bestellungen vor Ausbruch der Pandemie im vierten Quartal 2019 erreicht. "Allerdings hinken die Aufträge aus dem Ausland der Entwicklung im Inland hinterher", betonte auch das Ministerium. "Dies zeigt auf, warum der weitere Erholungsprozess langsamer voranschreiten wird." Die Aufträge aus Deutschland kletterten im Juni um 35,3 Prozent, die aus dem Ausland um 22,0 Prozent. Dabei legten die Aufträge aus der Euro-Zone um 22,3 Prozent zu, die aus dem restlichen Ausland um 21,7 Prozent.
Das deutsche Bruttoinlandsprodukt ist wegen der Maßnahmen im Kampf gegen die Ausbreitung der Corona-Pandemie im zweiten Quartal in Rekordtempo eingebrochen. Es fiel um 10,1 Prozent niedriger aus als im Vorquartal. Für das laufende Sommerquartal rechnen die meisten Experten aber mit einer deutlichen Belebung - auch wegen der erwarteten positiven Entwicklung in der Industrie. "Die Corona-Krise ist noch nicht bewältigt, so dass konjunkturelle Unsicherheiten hoch bleiben und Rückschlaggefahren drohen", warnte Ökonom Bastian Hepperle vom Bankhaus Lampe vor zu viel Optimismus. "Viele Unternehmen werden in den kommenden Monaten weiter um ihr Überleben kämpfen, da coronabedingte Umsatzausfälle nicht aufgeholt werden und es ohne weitere staatliche Hilfszahlungen schwierig bleiben wird."
rtr