Eigentlich ergießt sich im Frühjahr und Sommer stets ein warmer Geldregen über die Börse. Die meisten Unternehmen richten in dieser Zeit die Hauptversammlung aus und überweisen kurz danach ihre Dividende. An dieses Muster hält sich auch die Deutsche Pfandbriefbank, kurz PBB. Gleichwohl können sich die Anteilseigner des Immobilienfinanzierers in diesem Jahr auf eine Art Weihnachtsgeld freuen. Nachdem das SDAX-Unternehmen im Mai für das Geschäftsjahr 2020 bereits 26 Cent je Aktie ausgekehrt hat, gibt es jetzt einen Nachschlag. Eine für Dezember geplante außerordentliche Hauptversammlung soll über eine weitere Ausschüttung in Höhe von 32 Cent abstimmen.
Ermöglicht hat die zusätzliche Zahlung die Europäische Zentralbank (EZB). Am 30. September sind die von der EZB während der Corona-Krise im März 2020 ausgegebenen Dividendenrestriktionen für den Bankensektor ausgelaufen. Neben einer Aussetzung der Gewinnbeteiligungen für 2019 hatte sie spätere Dividenden in der Höhe an die Kernkapitalquote geknüpft. Bereits am Tag, nachdem die EZB-Fesseln gefallen waren, kündigte die PBB die zweite Ausschüttung für 2020 an.
Obwohl es sich um eine Zugabe handelt, errechnet sich aus den vorgeschlagenen 32 Cent eine Rendite von mehr als drei Prozent. Die Aussicht auf diese kurzfristige Verzinsung dürfte dem Small Cap beim Vorstoß in den zweistelligen Kursbereich verholfen haben. Hinzu kommt, dass sich PBB nach der Nullrunde im vergangenen Jahr als attraktiver Dividendenwert zurückmeldet. Das Management um Vorstandschef Andreas Arndt schreibt sich die Ausschüttung von drei Viertel des Nettogewinns auf die Fahnen.
Ein profitables Not-Investment
Die Spendierfreude zeigt auch, dass die PBB die Schatten ihrer jüngeren Vergangenheit hinter sich gelassen hat. Die Wurzeln des auf die Finanzierung von Immobilien mittels Pfandbriefen spezialisierten Instituts reichen bis in das 19. Jahrhundert zurück. In ihrer heutigen Form ist die PBB aus den Ruinen der während der globalen Finanzkrise 2009 verstaatlichten Hypo Real Estate entstanden. Im Juli 2015 hat der Finanzmarktstabilisierungsfonds (FMS) 80 Prozent der Deutschen Pfandbriefbank AG über einen Börsengang reprivatisiert. Nachdem 2018 eine weitere Aktientranche abgestoßen wurde, verabschiedete sich der Staat im August endgültig: Die für den FMS zuständige Finanzagentur der Bundesrepublik kündigte den marktschonenden Verkauf der restlichen Beteiligung von 3,5 Prozent an.
Zur Trennung bekam die Pfandbriefbank ein dickes Lob mit auf den Weg. "Seit dem Bo¨rsengang im Sommer 2015 arbeitet sie durchga¨ngig profitabel und mit einer komfortablen Eigenkapitalausstattung", erklärt Jutta Dönges, zuständige Geschäftsführerin in der Finanzagentur.
Während sich das aus der Not geborene Investment für den Staat gelohnt hat, gab es für die freien Aktionäre bis dato wenig zu holen. Die PBB-Aktie notiert unter dem Ausgabepreis von 10,75 Euro. Ein Mix aus attraktiver Dividendenrendite, solider Bilanz und starkem Geschäftsverlauf spricht für deutlich höhere Kurse. Die Ausschüttung könnte im nächsten Jahr auf 80 Cent je Aktie steigen - daraus errechnet sich eine stattliche Verzinsung von 7,6 Prozent. Der Grundstein für die erhöhte Dividende ist gelegt: In den ersten sechs Monaten 2021 hat PBB das Ergebnis vor Steuern auf 114 Millionen Euro annähernd vervierfacht. Für das Gesamtjahr rechnet der Vorstandschef auf dieser Stufe nun mit 180 bis 220 Millionen Euro. Zum Vergleich: 2020 hat PBB vor Steuern 154 Millionen Euro verdient.
Deals am laufenden Band
Operativ spielt dem Unternehmen der Bauboom und der damit einhergehende Kapitalbedarf in die Hände. Im ersten Halbjahr nahm das Neugeschäftsvolumen in der gewerblichen Immobilienfinanzierung gegenüber dem Vorjahreszeitraum um gut 40 Prozent auf 3,8 Milliarden Euro zu. Zu den jüngsten Projekten der Bayern zählen Büroportfolios in Budapest und Paris genauso wie Logistikzentren in Polen, Gewerbeliegenschaften am Berliner Kurfürstendamm oder die markanten Highlight Towers im Münchner Norden. "Wir profitieren weiterhin von unserer stabilen, konservativen Aufstellung, wie auch unser gutes Abschneiden beim aktuellen EZB-Stresstest belegt", sagte CFO Arndt im August.
In der Tat hat sich die Bilanz in den Simulationen der Zentralbank als krisenresistent erwiesen. Unter anderem verfügt die PBB über eine harte Kernkapitalquote, im Fachjargon "CET 1 ratio", von mehr als 15 Prozent. Selbst im ungünstigsten Szenario hielt sich die wichtige Kennziffer im zweistelligen Bereich und damit über den regulatorischen Mindestanforderungen. Natürlich ist das jüngste EZB-Urteil kein Freibrief. Zu den Risiken der PBB-Aktie zählen eine chronische Krise an dem von der Pandemie arg gebeutelten Markt für Büroimmobilien oder ein genereller Preisverfall im Gebäudesektor. Da es danach nicht aussieht, überwiegen die Chancen. Kurzum: Anleger sollten das "Weihnachtsgeld" von PBB abgreifen.
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