Derweil verzeichnet die Post steigende Nachfrage nach ihrem Elektro-Transporter Streetscooter: Die Diskussion um Diesel-Fahrverbote habe das Interesse an dem Fahrzeug "weiter angeheizt", sagte Finanzchefin Melanie Kreis.

Die Nachrichten verschafften der Post-Aktie nach einem wechselhaften Start neuen Schub. Zum Handelsstart in Frankfurt gewann die Post-Aktie am Morgen 1,35 Prozent an Wert auf 34,615 Euro und war damit Spitzenreiter im Dax. Seit Jahresbeginn hat das Papier damit bereits um fast elf Prozent zugelegt, seit August 2016 sogar um knapp ein Viertel.

DHL-EXPRESS TREIBT GEWINN



Im zweiten Quartal steigerte die Post ihren operativen Gewinn (Ebit) im Jahresvergleich um knapp zwölf Prozent auf 841 Millionen Euro. Der Umsatz wuchs auch dank des brummenden Online-Handels um gut vier Prozent auf 14,8 Milliarden Euro. Unter dem Strich kletterte das Konzernergebnis um mehr als elf Prozent auf 602 Millionen Euro. Während sich Analysten beim Umsatz mehr ausgerechnet hatten, übertraf die Post mit ihren Gewinnzahlen die Erwartungen der Experten.

Bis auf die lange gebeutelte DHL-Frachtsparte legten alle Konzernbereiche beim operativen Gewinn zu. Auch wenn der Ergebnisrückgang mit drei Prozent eher gering ausfiel, sieht Finanzchefin Kreis das Ergebnis "nicht auf dem Niveau, wo wir das mittelfristig haben wollen". Während die Nachfrage steigt, muss die Post für die Transporte selbst höhere Frachtraten für See- und Luftfracht bezahlen. Kreis erwartet, dass der Konzern diese Mehrkosten im zweiten Halbjahr in Form höherer Preise an seine Kunden weiterreichen kann. Die Sparte hatte der Post 2015 einen herben Gewinneinbruch eingebrockt, nachdem eine groß angelegte Software-Umstellung gescheitert war.

DHL-Express profitierte im zweiten Quartal erneut vom lukrativen Geschäft mit zeitkritischen internationalen Sendungen. Die gewinnträchtigste Sparte des Konzerns steigerte ihr operatives Ergebnis um gut zwölf Prozent auf 469 Millionen Euro. Die Umsatzrendite erreichte dabei mit 12,5 Prozent einen Rekordwert. Auch die DHL-Lieferkettenlogistik konnte ihren operativen Gewinn steigern.

ONLINE-HANDEL BOOMT



Den großen Wachstumstreiber sieht der Vorstand weiterhin im Online-Handel. Während die Briefmengen seit Jahren zurückgehen, wächst die Zahl der Paketsendungen stetig weiter. In Deutschland beförderte der Konzern im zweiten Quartal 304 Millionen Pakete, 6 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Die Erlöse legten allerdings nur um gut ein Prozent zu, da die Post die aufwendige Zustellung von Großsendungen wie Waschmaschinen für einen Kunden eingestellt hat. Dieser habe zwar viel Umsatz, aber wenig Gewinn gebracht, sagte Kreis.

Das Paketgeschäft in anderen Ländern Europas brummt unterdessen weiter. Getrieben von der Übernahme des britischen Anbieters UK Mail wuchs der Umsatz in diesem Bereich um mehr als 60 Prozent. Die Deutsche Post dehnt ihr Paketnetz auf immer mehr Länder aus. Das Geschäft der Sparte PeP, in der auch das Brief- und Paketgeschäft in Deutschland sowie Angebote wie der E-Postbrief und der Online-Marktplatz Allyouneed zusammengefasst sind, wächst dadurch immer weiter.

ZIELE FÜR 2020 BESTÄTIGT



Post-Chef Appel sieht sich angesichts der Entwicklung in seiner Strategie bestätigt. So peilt der Vorstand für das Jahr 2020 im Gesamtkonzern weiterhin einen operativen Gewinn von rund 4,9 Milliarden Euro an.

Auf dem richtigen Weg sieht sich die Post angesichts der Dieselkrise auch mit ihren Zustellautos mit Elektroantrieb. "Es gibt eine Reihe von Anfragen von externen Kunden, die auch keine große Reichweite brauchen", sagte Finanzchefin Kreis. Die Post stellt die Streetscooter-Fahrzeuge in eigener Regie her und bietet sie inzwischen auch anderen Unternehmen zum Kauf an. Zudem entstehen derzeit die ersten größeren Elektro-Lieferwagen in Zusammenarbeit mit dem Autobauer Ford.

dpa-AFX