Die Aussicht auf positive Überraschungen bei der Bilanz der Post für das laufende dritte Quartal und das vom Weihnachtsgeschäft geprägte vierte Quartal sind gut. Zum Halbjahr hatte der weltweit größte Logistik-Konzern mit einem Anstieg von fast zwölf Prozent beim operativen Gewinn im zweiten Quartal nach eigenen Angaben den siebten Bestwert in Folge vorgelegt. Mit zweistelligen Zuwächsen beim operativen Gewinn ist die Paket- und die Expresssparte der Tochter DHL der große Treiber bei der Verbesserung der Profitabilität - auch im Gesamtjahr. Doch auch in der bisher schwächelnden See- und Luftfracht, die im Gegensatz zu allen anderen Bereichen auch zum Halbjahr nicht zugelegt hatte, könnte es jetzt besser laufen.

Während der ersten sechs Monate konnten die Bonner, trotz einer robusten Nachfrage, ihre Mehrkosten nicht an Kunden weiterreichen. Im zweiten Halbjahr soll das mit höheren Preisen nachgeholt werden. Gelingt das ohne wesentliche Einbußen bei den Aufträgen wäre das zusätzlicher Schub bei Umsatz und Gewinn. Dieses Mal könnte es klappen. Mit Tim Scharwath hat die Problemsparte seit Juni einen neuen Chef. Die Post warb den Manager bei Konkurrent Kühne-Nagel ab. Dort war Scharlach für das Geschäft mit Luftfracht verantwortlich. Bei der Post bringen Fracht und Spedition gut ein Viertel des Jahresumsatzes von zuletzt 57,4 Milliarden Euro. Schafft der abgeworbene Profi die Wende wird sich das auch auf Konzernebene schnell bemerkbar machen.

Post-Chef Frank Appel stellt für 2017 bisher knapp 3,8 Milliarden Euro operativen Gewinn in Aussicht - 8,4 Prozent mehr als im Vorjahr. In Vorbereitung auf das für die Paket- und Express-Logistik besonders wichtige vierte Quartal erweitert die Tochter DHL ihr Vertriebsnetz in Europa und wird zum Jahresende in 26 Ländern präsent sein. Irland und Rumänien sind über lokale Logistik-Partner seit wenigen Tagen im E-Commerce-Vertriebsnetz der Post-Tochter dabei, weitere Partner in Kroatien und in Bulgarien ab November.

Auch wenn das Paket-Geschäft dank der weiter zunehmenden Popularität des Einkaufs via Internet, der sogenannte E-Commerce, boome, sei das Potenzial in Europa bei Weitem nicht ausgeschöpft, sagen Marktforscher. Statistiker schätzen die jährliche Zahl der verschickten Pakete in Europa auf sechs Milliarden Sendungen. Zwar kaufe schon mehr als die Hälfte der Onlinenutzer auch online ein, bisher jedoch nur knapp ein Drittel auch außerhalb des eigenen Landes. Mit einer Präsenz in 26 europäischen Ländern ist die Post sowohl für den aktuellen Markt als auch für die mittelfristig zunehmenden Online-Bestellungen der Nutzer im jeweiligen Ausland gut aufgestellt.

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Einschätzung der Redaktion



Mit dem weiter geltenden Ziel beim operativen Gewinn für das laufende Jahr bleibt die Post auch bei ihrer langfristigen Prognose auf Kurs: Von 2013 bis Ende 2020 jährlich mindestens acht Prozent Zuwachs beim operativen Ertrag. Seit Juni unter neuer Führung könnte die Entwicklung im Luft- und Seefrachtgeschäft positiv überraschen - vielleicht schon bei der Bilanz für das dritte Quartal am 9. November. Weiter aussichtsreich.

Kursziel: 40 Euro

Stopp 28,50 Euro