Für Frank Appel ist es das letzte Jahr als Chef der Deutschen Post. Im Mai 2023 übernimmt Nachfolger Tobias Meyer. Appel erlebt jedoch alles andere als eine lockere Auslaufzeit, wie die aktuellen Zahlen des Logistikkonzerns zeigen. Ein Treiber des Geschäfts, der Onlinehandel, schwächt sich deutlich ab. Viele Konsumenten sind wegen des Ukraine-Kriegs und der wirtschaftlichen Eintrübung vorsichtiger, es wird weniger im Web bestellt. Beim DAX-Konzern schlug sich das von Januar bis März in einem Rückgang des Paketvolumens der Sparte Post & Parcel Germany (P & P) um 19 Prozent nieder.
"Im ersten Quartal ist die erwartete Normalisierung im Onlinehandel eingetreten", sagte Appel. Analysten sehen darin ein Alarmsignal. Im laufenden zweiten Quartal könne der Rückgang bei Paketvolumina ähnliche Ausmaße annehmen, man rechne aber nicht damit, dass sich die Entwicklung verschärfe, erklärte Finanzchefin Melanie Kreis. Der Konzern liege beim transportierten Volumen trotz des Rückgangs noch rund 20 Prozent über dem Volumen des ersten Quartals 2019, dem Stand vor der Pandemie. Der strukturelle Aufwärtstrend sei intakt.
Eine Delle ist es dennoch. Die Sparte P & P lieferte mit 355 Millionen Euro über ein Drittel weniger operativen Gewinn (Ebit) als im Vorjahr. Das Umfeld mit Ukraine-Krieg und Lockdowns in China ist zwar schwierig - die Post schrieb rund 30 Millionen Euro auf die Russland-Aktivitäten ab, doch die Marktturbulenzen bieten Vorteile, wenn man Logistikdienste anbietet. So sind die Frachtraten in der Luft- wie Seefahrt stark gestiegen. Angespannte Lieferketten führen dazu, dass Firmen händeringend Transportkapazitäten suchen.
Anteilsgewinne der Bonner
"Wir haben Marktanteile sowohl in der Luft- wie auch in der Seefracht hinzugewonnen", so Kreis. Hauptprofiteur der steigenden Frachtraten war die jetzt größte Sparte DHL Global Forwarding & Freight (DGFF) mit 55 Prozent Umsatzplus. Das Ebit verdreifachte sich hier fast auf 602 Millionen Euro, DGFF war erstmals größter Gewinnbringer im Konzern. Auch die Dienste der Sparte DHL Supply Chain, die etwa Lagerhaltung anbietet, waren bei Firmen begehrt. Hier zog das Ebit um 23 Prozent auf 205 Millionen Euro an.
Das bessere Geschäft mit Unternehmenskunden glich die Einbrüche bei Privatkunden mehr als aus. Die Post steigerte das Ebit insgesamt um 13 Prozent auf 2,16 Milliarden, der Umsatz zog um knapp 20 Prozent auf 22,6 Milliarden Euro an. Appel bestätigte die Jahresprognose und will 2022 acht Milliarden Euro Ebit schreiben - mit Varianz von plus minus fünf Prozent, die den aktuellen großen Unsicherheiten geschuldet ist. Es wäre ein Ergebnis auf dem Niveau des starken Vorjahres. 2023 soll es auf 8,5 Milliarden Euro wieder vorwärts gehen. Das aber wird ein Job für Nachfolger Meyer.
Perspektive: Die Aktie hat um
37 Euro eine Unterstützung,
Anleger achten auf den Stopp.
Langfristig aussichtsreich.
Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 50,00 Euro
Stoppkurs: 30,00 Euro