DAS IST LOS BEIM UNTERNEHMEN:

Es war das stärkste Auftaktquartal aller Zeiten: Die Deutsche Post ist so gut wie noch nie in das neue Jahr gestartet. Treiber ist weiterhin der Online-Handel, der der Post schon die vergangenen Monaten in die Hände gespielt hat. Die Corona-Krise, die anfangs viele Unsicherheiten mit sich gebracht hatte, hat der Post 2020 letztendlich ein Rekordjahr beschwert.

Jetzt will Post-Chef Frank Appel noch höher hinaus: "Der Welthandel erholt sich weiter und die Verteilung von Impfstoffen läuft auf Hochtouren, das stimmt mich sehr optimistisch für den Rest des Jahres und darüber hinaus", sagte er Anfang April, als er gleichzeitig mit den Zahlen für das erste Quartal ankündigte, die Prognose für 2021 zu erhöhen. Beim Gewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit) erwartet der Konzern im laufenden Jahr jetzt "deutlich" über 5,6 Milliarden Euro. Bisher sollte er lediglich über dem Wert liegen. Der freie Barmittelzufluss soll "deutlich über" 2,3 Milliarden Euro liegen statt bei rund 2,3 Milliarden Euro.

Im ersten Quartal 2021 konnte der Logistikriese vorläufigen Zahlen zufolge das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) mit rund 1,9 Milliarden Euro im Vorjahresvergleich mehr als verdreifachen. Ein Jahr zuvor - in dem Quartal, in dem die Corona-Pandemie eskalierte und den Welthandel durcheinanderbrachte - standen hier 592 Millionen Euro. Der freie Barmittelzufluss lag bei rund einer Milliarde Euro, ein Jahr zuvor lag er bei minus 409 Millionen Euro - es floss also Geld aus dem Konzern ab.

Zuletzt ging es für die Bonner eher darum, sich weitere Kapazitäten zu sichern, um die steigende Nachfrage nach Logistikdienstleistungen zu bedienen. Dazu ging der Konzern auch eine Kooperation mit der Fluggesellschaft Condor ein, die dann verstärkt Pakete für DHL anstatt Passagiere transportierte. Dazu engagiert sich der Bonner Konzern weiter im Bereich E-Mobilität: Der Anteil der Stromer auf der letzten Meile - also auf der Strecke bis zur Paketabgabe - soll von 18 Prozent Ende 2020 auf 60 Prozent im Jahr 2030 steigen, hieß es erst kürzlich.

Die endgültigen Zahlen für das erste Quartal und einen detaillierten Ausblick auf das laufende Jahr will die Deutsche Post wie geplant am 5. Mai veröffentlichen.

DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:

Die im dpa-AFX-Analyser gelisteten Experten plädieren mehrheitlich weiterhin für "Kaufen". Das durchschnittliche Kursziel der Analysten seit der Prognoseanhebung Anfang April beträgt etwas 55,93 Euro. Damit ist die Zuversicht unter den Analysten mit den vorläufigen Quartalszahlen noch mal gestiegen. Von 12 Analysten empfehlen nur zwei die Aktie zu halten, Verkaufsempfehlungen gibt es keine.

Besonders viel traut die US-Bank JPMorgan der Aktie Gelb zu: Sie hat das Kursziel im April auf 68,47 Euro angehoben. Unter allen Aktien aus der Logistikbranche böten die Papiere der Deutschen Post vielleicht das beste Risiko-Rendite-Verhältnis, schrieb Analyst Samuel Bland. Die Erwartungen für den operativen Gewinn (Ebit) dürften deutlich steigen, während das Unternehmen an seinen Investitionszielen für dieses Jahr festhalte.

Auch Goldman Sachs hat hohe Erwartungen: In Reaktion auf die starken Eckdaten des Logistikkonzerns habe er seine Ergebnisprognose (Ebit) für das Gesamtjahr 2021 von 6,0 auf 7,0 Milliarden Euro erhöht, schrieb Analyst Patrick Creuset. Sein Kursziel liegt bei 64 Euro. Auch das wäre immer noch ein Aufschlag von mehr als 30 Prozent zum aktuellen Kurs.

Sehr zurückhaltend ist dagegen die Baader Bank mit nur 45 Euro: Angetrieben würden die Gewinne vom elektronischen Handel, so der Analyst Christian Obst. Es bestehe allerdings auch das Risiko, dass die Dynamik nachlasse. In das gleiche Horn bläst das Analysehaus Warburg Research: Die Post profitiere von längerfristigen Wachstumstreibern, wenngleich der Schwung in den kommenden Quartalen ein wenig nachlassen sollte.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Die Aktien der Deutschen Post schwingen sich weiter von Rekord zu Rekord - zuletzt nach der der erneuten Erhöhung der Prognose bis auf 49,75 Euro in der vergangenen Woche. Seit Jahresbeginn hat der Kurs um mehr als ein Fünftel zugelegt - das Papier liegt damit im bisherigen Jahresverlauf auf dem fünften Platz im Dax (DAX 30). Die Post kommt nach der jüngsten Rally derzeit auf eine Marktkapitalisierung von mehr als 60 Milliarden Euro.

Den Corona-Einbruch hatte die Post-Aktie bereits Anfang Juni verdaut. 2020 ist es der Post auch generell erstmals seit Anfang 2018 wieder gelungen, die 40-Euro-Marke zu knacken. Zu Beginn des vergangenen Jahres war es wegen der Corona-Unsicherheiten für die Aktie aber zunächst gar nicht gut gelaufen. Im Zuge des Corona-Crashs war der Kurs zeitweise unter die Marke von 20 Euro abgesackt.

Die Bundesrepublik hält über die KfW immer noch rund ein Fünftel der Anteile an dem früheren Staatsmonopolisten, der seit 2000 an der Börse notiert ist. Das Paket ist derzeit etwas mehr als zwölf Milliarden Euro wert und damit eine der wertvollsten Beteiligungen des Staates an einem Unternehmen. Noch mehr sind allerdings die rund 32 Prozent an der Deutschen Telekom (Deutsche Telekom) wert - die Anteile an dem Bonner Konzern kommen derzeit auf einen Wert von rund 24 Milliarden Euro.

Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hatte Ende Januar einen Verkauf von Staatsbeteiligungen ins Spiel gebracht, um einen Teil der Kosten für die Corona-Hilfsmaßnahmen zu finanzieren. "Der Wert der staatlichen Beteiligungen ist in den letzten Jahren ordentlich gewachsen. Deshalb sollten wir prüfen, welche staatlichen Beteiligungen zurückgefahren werden können. Auch das bringt Geld in die Staatskasse, das wir für Zukunftsinvestitionen gut gebrauchen können", sagte er der "Welt am Sonntag".

dpa-AFX