Konzernchef Frank Appel geht aber von einer Rückkehr auf den Wachstumspfad aus, wenn die Maßnahmen zur Einschränkung der Verbreitung des Virus wieder gelockert werden. In China sieht die Post bereits Anzeichen einer Erholung. Appel will zudem nicht mit einem Personalabbau auf die Coronakrise reagieren: "Unser Primat ist, dass wir eine maximale Zahl von Beschäftigten im Unternehmen halten." Gewerkschaftskreisen zufolge will der Konzern für rund 4000 Beschäftigte in Deutschland Kurzarbeitergeld beantragen. Appel wollte die Zahl nicht bestätigen, sagte aber, betroffen seien nur Mitarbeiter in Tochtergesellschaften.
Der Ausbruch der Corona-Pandemie und das Herunterfahren ganzer Volkswirtschaften rund um den Globus zu ihrer Eindämmung trifft auch die Logistik-Branche hart. Internationale Lieferketten sind unterbrochen, das belastet Konzerne, die die Warenströme zwischen den Kontinenten und Staaten transportieren. Auch der US-Konkurrent FedEx hatte seine Jahresprognose über Bord geworfen. Der US-Konzern setzt wegen der Krise zudem auf Hilfen der US-Regierung. Eine Teilnahme an Hilfsprogrammen könne aber die Dividendenzahlungen und Programme für Aktienrückkäufe einschränken, hatte FedEx die Anleger gewarnt.
Bei der Post zeigt sich ein gemischtes Bild: Vor allem das internationale Express-Geschäft und die Frachtsparte kämpfen mit sinkenden Gewinnen. Der vorläufige operative Ertrag für das erste Quartal summierte sich bei der Post auf rund 590 Millionen Euro. Mit rund 200 Millionen Euro lasteten die Folgen der Pandemie auf dem Ergebnis. Post-Aktien gaben am Vormittag nach. Die Post sei aber profitabel - "und das ist aktuell keine Selbstverständlichkeit", betonte Appel. Der Konzern sei in einer sehr stabilen Lage, Gründe für Staatshilfen sehe er nicht. Wachstum verzeichnet die Post im deutschen Paket-Geschäft, hier verschicken die Verbraucher vor Ostern mehr Pakete als in der Vergangenheit. Die Sendungsmengen erreichen der Post zufolge Werte wie in der Vorweihnachtszeit. Für das Paket-Geschäft suche der Bonner Konzern Mitarbeiter, sagte Appel.
In anderen Bereichen sieht es anders aus. Für Beschäftigte von Tochtergesellschaften, die etwa in Lägern für Automobilkonzerne arbeiten, spreche der Konzern mit den Betriebsräten über Kurzarbeit, sagte Appel. Gewerkschaftskreisen zufolge sind rund 4000 Menschen betroffen. Darüber hatte zuerst die "Wirtschaftswoche" berichtet. Die für die Post zuständige stellvertretende Verdi-Bundesvorsitzende Andrea Kocsis kritisierte, die Post wolle das Kurzarbeitergeld nicht einheitlich aufstocken. "Unsere Aufforderung zu entsprechenden Verhandlungen wurden abgelehnt", beklagte sie. Das Verhalten des "finanzstarken Weltkonzerns ist sehr befremdlich". Die Post wollte sich zunächst nicht äußern.
Für 2022 erwartet Appel weiter einen operativen Gewinn von mindestens 5,3 Milliarden Euro.
rtr