Die Deutsche Post erzielte im zweiten Quartal Rekordergebnisse. Das operative Ergebnis (Ebit) des größten Logistikkonzerns der Welt sprang in den vergangenen drei Monaten um 40 Prozent auf 752 Millionen Euro in die Höhe. In der ersten Jahreshälfte stieg das Ebit um 29,2 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro an. Der Umsatz sank auf Halbjahressicht allerdings um 4,8 Prozent auf gut 28 Milliarden Euro.
Der Rückgang ist jedoch einer Reihe von Sondereffekten geschuldet. So fallen die Treibstoffzuschläge wegen des niedrigen Öl-Preises dieses Jahr kleiner aus, zusätzlich belasten und auch negative Wechselkurse wie der schwache Dollar die Einnahmen. Bereinigt um diese Einflüsse ist der Umsatz um 4,1 Prozent gestiegen.
Angesichts des starken Wachstums gibt sich Konzernchef Frank Appel mit Blick auf die Jahresziele zuversichtlich: "Nach dem stärksten zweiten Quartal unserer Geschichte sind wir nach wie vor auf dem besten Weg, unsere Ziele zu erreichen", sagte der Manager und bekräftigte die Jahresprognose. Der operative Gewinn soll auf 3,4 bis 3,7 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr steigen, ein Plus von 40 bis 55 Prozent.
Das Dax-Unternehmen verdankt seinen Gewinnschub vor allem dem Brief- und Paketversand. Die Sparte profitiert durch den blühenden Onlinehandel seit Jahren von einem steigenden Paketversand. Zusätzlich bleit der sonst stetige Umsatzrückgang im Briefgeschäft dieses Jahr dank einer Portoerhöhung aus. Insgesamt führen die Effekte im zweiten Quartal zu einem Umsatzanstieg von 7,8 Prozent auf vier Milliarden Euro. Das der operative Gewinn sich dabei mit 248 Millionen Euro mehr als verdoppelte liegt allerdings weniger an den gestiegenen Erlösen.
Grund für die deutlich verbesserte Profitabilität ist zunächst ein Einmaleffekt. Im vergangenen Jahr hatte ein Streik der Brief- und Paketboten das Betriebsergebnis um 100 Millionen Euro belastet. Doch selbst das um die Streikkosten bereinigte Ebit konnte um 41 Prozent zulegen. Die operative Marge hat sich damit im Vergleich zum Vorjahr von 4,7 Prozent auf 6,1 Prozent verbessert. Überwiegend zu verdanken ist der Profitabilitätsschub dem gestiegenen Porto aber im vergangenen Quartal wurde auch ein Tag mehr gearbeitet und auch das Paketgeschäft konnte sich laut Konzernaussagen auch weiter verbessern.
Auch das margenträchtigste Geschäft der Bonner wurde im zweiten Quartal noch profitabler. Die operative Gewinnspanne das Expressgeschäft erklomm mit 11,9 Prozent ein Rekordhoch. Hier wirken sich eine steigendes Versandvolumen aber auch Effizienzsteigerungen positiv aus. Besonders dürfte Post-Chef Appel allerdings freuen, dass es im Frachtbereich wieder gute Nachrichten gibt.
Die Sparte hatte im vergangenen Jahr wegen der gescheiterten Einführung einer neuen Software für eine Milliardenabschreibung gesorgt und steht seit 2015 unter der persönlichen Ägide von Appel. Der Firmenlenker muss das Geschäft sanieren und tatsächlich scheint es dem 54jährigen gelungen zu sein das Blatt zu wenden. Trotz sinkender Umsätze steigt die Ebit-Marge seit Jahresbeginn wieder, wenn auch von sehr niedrigem Niveau.
Die Hoffnung den Postbus aus eigener Kraft profitabel zu machen, hat das Logistikunternehmen indessen aufgeben. Der Postbus wird an den Konkurrenten Flixbus verkauft. Einen Kaufpreis nannte die Post nicht. Die Erwartungen der Post an die Wirtschaftlichkeit des Bus-Geschäfts hätten sich "nicht ausreichend erfüllt", hieß es zur Begründung. Postbus war bislang die Nummer Zwei auf dem deutschen Fernbus-Markt, lag allerdings weit abgeschlagen hinter dem Marktführer Flixbus.
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Einschätzung der Redaktion
Der deutlich angesprungene Gewinn sowie das Ebit von 1,6 Milliarden Euro lassen die Jahresziele deutlich erreichbarer erscheinen als noch zu Jahresbeginn. Die Börse reagierte positiv auf die Zahlen und schickte den Dax-Titel am Vormittag rund drei Prozent nach oben. Der durch die Marktkorrektur zum Jahresbeginn ausgelöste Kursrutsch ist damit fast wieder aufgeholt. Angesichts des deutlich wachsenden operativen Gewinns sollte sich die Aktie jedoch weiter steigen können. Das für die Paketzustellung stärkste vierte Quartal steht dem Konzern erst noch ins Haus und die Restrukturierung im Frachtgeschäft schreitet weiter. Wir empfehlen die Aktie daher zum Kauf
Kursziel: 33,00 €
Stoppkurs: 22,00 €