Der Deutschen Post haben das boomende Express-Geschäft und Fortschritte bei der Sanierung ihrer kriselnden Frachtsparte einen Rekordgewinn im ersten Quartal beschert. Rückenwind gibt den Bonnern auch die Erhöhung des Briefportos zu Jahresbeginn.

"Wir hatten einen guten Start in das laufende Jahr", bilanzierte Konzernchef Frank Appel am Mittwoch. "Mit einem Ebit von 873 Millionen Euro haben wir das beste erste Quartal in unserer Unternehmensgeschichte verzeichnet." Appel sieht die Post nun "voll auf Kurs, unsere Ziele für 2016 zu erreichen". Der Post-Chef will die Erträge im laufenden Jahr deutlich um mindestens eine Milliarde Euro steigern, der operative Gewinn (Ebit) soll auf 3,4 bis 3,7 Milliarden Euro klettern nach 2,41 Milliarden Euro im Vorjahr.

Federn lassen musste die Post indes beim Umsatz. Die Erlöse gingen im ersten Quartal um 6,1 Prozent auf 13,9 Milliarden Euro zurück. Grund dafür sei neben Währungseffekten der geänderte Ausweis von Umsätzen in einem großen Kundenvertrag in Großbritannien, sagte Finanzchef Larry Rosen. Bereinigt um diese Effekte legte der Umsatz um 1,4 Prozent zu.

Die Post habe solide Zahlen vorgelegt, urteilten die Analysten der DZ Bank. Beim operativen Ertrag übertraf der Konzern die Erwartungen des Marktes. Experten hatten mit einem Umsatz von 14,861 Milliarden Euro und einem Ebit von 830 Millionen Euro gerechnet. Die Post-Aktien zählten am Morgen zu wenigen Gewinnern im Dax, sie stiegen um rund drei Prozent auf 26,62 Euro.

Der deutliche Gewinnanstieg wurde auch durch die Fortschritte bei der Sanierung der Frachtsparte möglich. Der Bereich - in den vergangenen Jahren Sorgenkind des Konzerns - steigerte den operativen Gewinn (Ebit) von 17 auf 51 Millionen Euro. "Die eingeleiteten Maßnahmen zur Kostensenkung greifen", sagte Finanzchef Rosen. Er erwarte, dass der positive Trend im Gesamtjahr andauern werde. Auch das Express- sowie das Paketgeschäft legten deutlich zu.

Die Post kommt damit nach dem "Übergangsjahr" 2015 wieder in Schwung. Im vergangenen Jahr lasteten unter anderem Abschreibungen in einer Höhe von gut einer halben Milliarde Euro auf der Bilanz. Diese waren vor allem durch die in weiten Teilen gescheiterte Einführung neuer Datenverarbeitungssysteme in der Frachtsparte nötig geworden.

Der Bonner Konzern profitierte nun auch von der Porto-Erhöhung in Deutschland. Der Konzern hatte die Preise zum Jahreswechsel so deutlich angehoben wie seit fast 30 Jahren nicht mehr. Beim Massenprodukt Standardbrief stieg das Porto von 62 auf 70 Cent.

Der Post spielt zudem der ungebrochene Boom des Online-Handels in die Hände. Die Kunden bestellen bei Internet-Händlern von Amazon bis Zalando, Post-Zusteller bringen die Pakete dann zum Verbraucher. Auch der weltgrößte Paketauslieferer UPS hatte im Quartal ein deutliches Gewinnplus verzeichnet. Branchenexperten rechnen indes damit, dass Amazon selbst zunehmend Kontrolle über die Auslieferung der Pakete gewinnen will - und damit für die Post und andere Logistiker vom Großkunden zum Rivalen werden könnte. "Amazon wird bis auf Weiteres ein wichtiger Geschäftspartner bleiben", unterstrich Rosen. Die Post setze weiter auf eine "dynamische Entwicklung" des Paketgeschäfts.

Reuters