Für Frank Appel war es ein lang ersehnter Moment: Endlich lieferte der Bonner Logistikkonzern wieder Ergebnisse ab, die sich sehen lassen können. Das "Übergangsjahr" 2015 war schließlich alles andere als gut gelaufen: Hartnäckige IT-Probleme in der Frachtsparte hatten den Betriebsgewinn der Deutschen Post um ein Fünftel gedrückt.
Doch das scheint passé, der gelbe Wagen kommt wieder ins Rollen. "Mit einem Ebit von 873 Millionen Euro haben wir das beste erste Quartal in unserer Unternehmensgeschichte verzeichnet", strahlte der Vorstandschef der Deutschen Post. Tatsächlich lag der operative Gewinn von Januar bis März nicht nur gut ein Fünftel über dem Ergebnis des Vorjahreszeitraums, sondern auch deutlich über den Erwartungen der Analysten. Die Experten hatten mit lediglich 837 Millionen Euro gerechnet.
Der Konzern bekommt sein größtes Problem allmählich in den Griff: die Frachtsparte. Die Sanierung des Bereichs trägt Früchte, allein hier stieg der operative Quartalsgewinn gegenüber dem Vorjahresquartal von 17 Millionen auf 51 Millionen Euro. "Die eingeleiteten Maßnahmen zur Kostensenkung greifen", sagte Finanzchef Larry Rosen. Der Vorstand erwartet, dass die Entwicklung im Geschäftsjahr weiter positiv verläuft. Das sind gute Nachrichten nach den schmerzhaften Abschreibungen in Höhe von rund einer halben Milliarde Euro, die hier 2015 notwendig wurden.
Hauptgewinnbringer bleibt indes das Brief- und Paketgeschäft. Zwei positive Effekte schoben die wichtigste Sparte des Bonner Konzerns an: die Portoerhöhung zu Jahresbeginn um 7,5 Prozent und das anhaltend gute Geschäft mit dem Online-Handel. Konsumenten bestellen weiter kräftig bei Online-Kaufhäusern von Amazon bis Zalando. Das kommt vor allem dem Paketdienst DHL zugute, der mit 41 Prozent Marktanteil die Nummer 1 in Europa ist. Der operative Gewinn legte hier um gut drei Prozent zu.
Beim Umsatz ging es insgesamt allerdings leicht abwärts. Um rund sechs Prozent sank das Geschäftsvolumen gegenüber dem Vorjahr auf 13,9 Milliarden Euro. Neben Währungseffekten sei der geänderte Ausweis von Umsätzen in einem großen Kundenvertrag in Großbritannien dafür ursächlich, erklärte Finanzchef Rosen. Bereinigt um diese Effekte, so der Vorstand, habe der Umsatz jedoch um 1,4 Prozent zugelegt.
An der Börse kam der Gewinnsprung sehr gut an, die Aktie stieg in einem schwachen Gesamtmarkt. Neues Vertrauen in den Bonner Konzern dürfte auch die Bestätigung der Jahresprognose schaffen: Appel will den operativen Gewinn 2016 um mindestens eine Milliarde Euro auf 3,4 bis 3,7 Milliarden Euro steigern. Im Vorjahr hatte der DAX-Konzern 2,41 Milliarden Euro ausgewiesen. Auch der langfristige Plan des Vorstands steht: Um im Schnitt acht Prozent pro Jahr soll das Ebit laut Konzernstrategie bis zum Jahr 2020 klettern.
Die Bewertung der Aktie ist angesichts eines erwarteten Gewinnplus für 2016 von über 20 Prozent günstig. Die Dividendenrendite ist attraktiv. Charttechnisch ist das Papier aus dem seit Frühjahr 2015 ausgebildeten Abwärtstrend ausgebrochen. Der Kurs notiert inzwischen auch über der 200-Tage-Linie.
Wegen des aufgehellten fundamentalen Bildes sowie der vielversprechenden Charttechnik stufen wir die Aktie auf "Kaufen" hoch.
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