Wegen Problemen im Briefgeschäft hatte die Post ihre Gewinnprognose für das laufende Jahr deutlich gesenkt. Der schwachen Entwicklung in der Sparte soll vor allem mit steigenden Preisen für Briefe und Pakete sowie mit einem Vorruhestandsprogramm für Beamte gegengesteuert werden. Zwar hatte der Bonner Konzern seinen mittelfristigen Ausblick bis 2020 bestätigt, doch Analysten hegen Zweifel, ob dies realistisch sei.
"Es wird Zeit brauchen, bis sich die Erfolge aus dem Sanierungsprogramm zeigen", glaubt etwa der HSBC-Experte Stanford. Die Aktie dürfte daher Probleme haben, schnell wieder an Wert zuzulegen. Langfristig hält er den Sanierungsplan zwar für glaubwürdig und machbar, doch nicht in allen Punkten teilt er den Optimismus des Managements über die Ziele 2020. Viele Geschäftsaktivitäten der Post seien an den globalen Handel und das Weltwirtschaftswachstum geknüpft, schrieb er etwa. "Alles, dass den freien Handel der Waren störe und die Geschwindigkeit der Im- und Exporte verringere, würde den Wachstumsaussichten des Unternehmens entgegen stehen." Auch weitere Risiken seien denkbar, etwa in der Briefsparte oder auch beim Wachstum der Beförderungsmengen.
Analyst Andre Mulder von Kepler Cheuvreux schraubte seine operativen Gewinnerwartungen für das laufende und - in geringerem Umfang - auch für das kommende Jahr zurück. Eine stabile Dividende für 2018 sei zwar avisiert, aber noch keinesfalls sicher. Er sieht bei der Post weiterhin mehr Risiken als Chancen und bekräftigte daher sein Anlageurteil "Reduce".
Dagegen sieht Analyst Matija Gergolet von Goldman Sachs nach dem Kursrutsch wieder gute Einstiegschancen. Die deutlich gesenkten Ziele für das Brief- und Paketgeschäft seien zwar eine Enttäuschung, aber der Kursrückschlag angesichts des strukturellen Wachstumspotenzials biete nun Kaufanreize. Er bekräftigte daher den Platz der Papiere auf der "Conviction Buy List", also der Auswahl besonders kaufenswerten Aktien./ck/ag/fba