Die Post hat unter anderem damit zu kämpfen, dass durch den Online-Handel zwar ihr Paket-Service floriert, die dafür notwendigen Zusteller und ihre Fahrten aber auch immer mehr kosten. Die Sparte soll nun umgebaut werden, was zunächst weitere Ausgaben verursacht. Die Post-Aktie ging in der Spitze um neun Prozent in die Knie. Das war der tiefste Stand seit Ende 2016.
Schon die Entwicklung zu Jahresbeginn hatte die Anleger aufhorchen lassen, denn ein Gewinnrückgang im Brief- und Paketgeschäft bremste den Logistikriesen im ersten Quartal aus. Die Sparte war zwar schon länger das große Sorgenkind der Post, weil das Briefgeschäft durch den Siegeszug der E-Mail und anderer elektronischer Kommunikationswege jedes Jahr weiter schrumpfte. Auf der anderen Seite verlieh aber der durch Amazon, Zalando & Co. boomende Online-Handel dem Paket-Geschäft DHL Flügel und kurbelte dort den Umsatz an. Die Post eilte hier von Rekord zu Rekord.
Dass in der Sparte dennoch etwas im Argen liegt, ahnten Beobachter, als Appel vorübergehend persönlich die Geschäfte von Paket-Chef Jürgen Gerdes übernahm. Und tatsächlich wuchsen in Gerdes alter Sparte die Kosten schneller als die Umsätze. Das lag auch daran, dass die Beschäftigten des ehemaligen Staatsmonopolisten dank eines Tarifvertrags mit der Gewerkschaft Verdi seit vergangenem Oktober weitere 1,7 Prozent mehr verdienen, in diesem Oktober kommen noch einmal drei Prozent dazu. Zudem wütete die Grippewelle in Deutschland im Winter auch bei der Post, hohe Krankenstände führten zu Zusatzkosten.
POST-CHEF: HABEN ZU WENIG IN OPERATIVES GESCHÄFT INVESTIERT
Appel räumte am Freitag ein, dass die Post in den vergangenen Jahren zu wenig in die Weiterentwicklung des operativen Geschäfts investiert habe. Jetzt will der Konzernchef pro Jahr zusätzlich 100 bis 150 Millionen Euro in die Hand nehmen, um dies nachzuholen und jährlich Einsparungen in Höhe von 150 bis 250 Millionen Euro zu erzielen. Zu seinen Plänen gehört auch ein Vorruhestandsprogramm, das 2018 zunächst mit Aufwendungen von 500 Millionen Euro zu Buche schlägt, aber bis 2020 jährlich Kosten von mindestens 200 Millionen Euro einsparen soll. Wie viele Mitarbeiter für dieses Programm infrage kommen, ließ Appel zunächst offen.
An der Preisschraube zu drehen, ist nicht nur für die Kunden unangenehm, sondern auch für den Konzern schwierig: Zwar hat die Post bereits angekündigt, vom 1. Juli an die Preise für Bücher- und Warensendungen zu erhöhen. Bei anderen Angeboten sei es aber wegen lange laufender Verträge mit Geschäftskunden schwierig, kurzfristig die Tarife anzuheben, so Appel. Bei den Briefen wartet die Post noch auf die Entscheidung der Bundesnetzagentur über eine Preiserhöhung im kommenden Jahr.
An der Planung für 2020 mit einem Ebit von mindestens fünf Milliarden Euro hält Appel unterdessen fest. "Wir nehmen jetzt bewusst kurzfristige negative Ergebniseffekte in Kauf, um langfristig nachhaltiges Wachstum zu sichern", erklärte er.
Die Anleger tröstete das aber nicht. Sie flüchteten nach der Gewinnwarnung aus der Aktie. Die Papiere bildeten das Schlusslicht im Leitindex Dax und steuerten auf den größten Tagesverlust seit sechs Jahren zu. "Die Prognosesenkung kam völlig überraschend,", sagte ein Händler. An seiner Dividendenpolitik wolle der Konzern aber festhalten, betonte Finanzchefin Melanie Kreis.
rtr