Die Deutsche Post ist wahrscheinlich rein vom Geschäftsmodell her immer eines der solidesten Unternehmen Deutschlands gewesen. Eine sehr niedrige Verschuldung, ein durch den Anteil des Staates gestütztes Monopol, wiederkehrende Umsätze mit dem Brief- und Paketgeschäft. Doch dies ändert sich in den letzten Jahren zusehends. Hier eine Aufstellung über die Entwicklungen, die der Deutschen Post zu schaffen machen:

Marktstellung der Deutschen Post


Während in früheren Zeiten die Deutsche Post konkurrenzlos auf den Straßen unterwegs war, hat sich neben den wohl eher weniger bedrohlichen Playern Hermes und DPD ein Riese auf dem deutschen Markt niedergelassen. Die Rede ist von Amazon, welche ihre Pakete zunehmend nicht mehr von der Post, sondern durch ihre eigenen Zusteller versenden lassen. Dazu beginnt Amazon inzwischen eine der Post ähnlichen Infrastruktur mit Packstationen und vielem mehr in Deutschland zu etablieren. Als größter Player im E-Commerce und ehemaliger Umsatztreiber der Post stellt Amazon für das Unternehmen ein großes Problem dar.

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Klar war schon mit der Erfindung von E-Mails, dass das Briefgeschäft irgendwann hinfällig sein dürfte. Dass allerdings seit 2020/2021 immer mehr Player wie DocuSign an den Markt gehen, die es möglich machen, selbst stark vertrauliche Dokumente nicht per Post versenden zu müssen, ist ein zunehmendes Problem. Während dieser Zweig also schneller wegbricht als gedacht, war das Paketgeschäft der große Wachstumstreiber, da es vor 2020 mit ca. sechs Prozent pro Jahr wachsen konnte.

Stabile Umsätze


Corona hat allerdings sicher einiges vorweggenommen, was an Innovationen und Entwicklungen in den nächsten Jahren auf die Deutsche Post zugekommen wäre. Das Wachstum im Paketgeschäft für die nächsten Jahre dürfte deswegen rückläufig sein und auch die angespannte Wirtschaftslage führte dazu, dass im Q1 2022 das Transportvolumen von Paketen um fast ein Fünftel sank, was auch die Umsätze der Post in diesem Bereich um 13 Prozent einbrechen ließ. Mit Blick auf die weiteren Entwicklungen in der Branche erwarten die Analysten zudem rückläufige Umsätze des gesamten Unternehmens für 2023.

Fazit zur Deutsche Post Aktie


Auch wenn alles gerade furchtbar klingt und der Aktienkurs nur den Weg nach unten kennt, wird das 47 Milliarden schwere Unternehmen nicht einfach von der Bildfläche verschwinden. Die Post oder vielmehr ihr Aktienkurs wurde in den letzten Jahren einfach zu stark vom Hype rund um E-Commerce getrieben und hat deswegen auch diese Achterbahnfahrt hinter sich. Trotzdem steht das Unternehmen operativ tatsächlich viel besser da als 2019 und erfreut sich eigentlich bester Gesundheit. Besonders interessant sind die Auslandsaktivitäten der Post, da ca. 50 Prozent des Umsatzes nicht aus Europa kommen und der Konzern versucht, sich weiter global zu diversifizieren.

Besonders attraktiv ist die Deutsche Post für Anleger, aber nicht nur wegen eines immer breiter werdenden Geschäftes, sondern wegen der hohen Dividendenrendite von über fünf Prozent und der aktuellen Kursziele. So sehen die Mehrheit der Analysten in der Post einen klaren Kauf und geben insgesamt 16 Kaufempfehlungen bei 18 vorliegenden Analysen ab. Damit hat die Post ein mittleres Kursziel von 59,17 Euro, was mehr als 50 Prozent über dem aktuellen Kurs liegt.

Wer die Post interessant findet, sollte tatsächlich einen zeitnahen Einstieg erwägen, da das KGV von acht und die Dividendenrendite vermutlich immer mehr Schnäppchenjäger auf den Plan rufen dürfte. Wer hierbei kurz- und mittelfristig agiert, sollte auch den Chart im Auge behalten, denn bei 37 Euro und 35,80 Euro verlaufen wichtige Unterstützungsmarken für das Papier. Halten diese, so gibt es auf jeden Fall kurzfristiges Potenzial bis zum Widerstand bei 42 Euro und sollte dieser fallen sogar in den Bereich bis 47 Euro.

Hinweis auf Interessenkonflikte: Der Mehrheitsinhaber der alleinigen Gesellschafterin der Finanzen Verlag GmbH, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Deutsche Post.