Noch vor vier Wochen hatte die Deutsche Post angedeutet, bei einer anhaltend soliden Geschäftsentwicklung die Gewinn-Prognose anzuheben. Doch die Geschäfte laufen derzeit nicht so gut. Und so dämpft der Logistik-Konzern mit der Vorlage endgültiger Quartalszahlen die Euphorie für das laufende Jahr. Die Deutsche Post-Aktie gehört daher am Dienstag zu den Verlierern im Dax. Aber...
Die detaillierten Quartalszahlen sind gut. Die Deutsche Post hat zwischen Ende Juni und Ende September dank florierender Geschäfte im internationalen Express- und Frachtgeschäft deutlich mehr verdient. Der Bonner Dax-Konzern erwartet nun fürs Gesamtjahr ein operatives Ergebnis (Ebit) von 8,4 Milliarden Euro. Post-Chef Frank Appel hatte zuletzt nicht ausgeschlossen, dass es noch besser laufen könnte. Analysten hatten zuletzt im Schnitt mit 8,6 Milliarden Euro gerechnet.
"Profitabilität kaum berührt"
Nach neun Monaten hat der Konzern bereits ein operatives Ergebnis von rund 6,5 (Vorjahr: 5,8) Milliarden Euro erreicht. Nun stehen die Bonner vor dem wichtigen Weihnachtsgeschäft. Für das Schlussquartal sei die Post "trotz fortbestehender weltwirtschaftlicher Unsicherheiten gut aufgestellt". Logistik-Riese Amazon hatte sich zuvor sehr zurückhaltend zum vierten Quartal geäußert.
Die Post konnte bislang der Krisenstimmung durch die wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Kriegs weitgehend trotzen. Die steigenden Energiepreise reicht der Konzern im internationalen Geschäft an die Kunden weiter: Diese hätten die "Profitabilität aufgrund etablierter Preismechanismen (..) erneut kaum berührt", zitiert Reuters Finanzchefin Melanie Kreis. Nur im deutschen Paket- und Briefgeschäft habe dies anders ausgesehen.
Außerhalb Deutschland läuft es gut
Der boomende Online-Handel und die Weltwirtschaft hatten die Deutsche Post, die längst den Löwenanteil ihres Geschäfts abseits der Bundesrepublik macht, in der Vergangenheit von Rekord zu Rekord getragen. International lief es für die Post auch im dritten Quartal weiter rund: Das Express-Geschäft konnte sein operatives Ergebnis auf über eine Milliarde Euro steigern von 971 Millionen Euro vor Jahresfrist. Im Frachtgeschäft kletterte das Ebit auf 584 (372) Millionen Euro.
Rückgänge beim Ergebnis verzeichnete die Post dagegen erneut im deutschen Geschäft mit Briefen und Paketen, dort sank das operative Ergebnis bei stagnierenden Umsätzen auf 290 (300) Millionen Euro. Im Briefgeschäft in der Bundesrepublik hatte es zuletzt auch immer wieder Beschwerden von Verbrauchern gegeben. Dort machen dem Konzern Personalausfälle durch Corona zu schaffen.
Endspurt...
Die Post muss nun den Endspurt im wichtigen Weihnachtsgeschäft mit deutlichen Steigerungen der Paketmengen angehen. Schnäppchen-Tage wie der Black Friday und der Cyber Monday sowie die Festtage am Jahresende lassen die Bestellungen der Verbraucher sprunghaft in die Höhe schnellen. An einzelnen Spitzentagen vor Heiligabend werden bis zu elf Millionen Pakete erwartet. Um der Paketflut Herr zu werden, sucht die Post auch in diesem Jahr mehr als 10.000 Aushilfskräfte. Unklar ist aber noch, wie sich die Kaufzurückhaltung der Verbraucher angesichts hoher Inflation und steigender Energiepreise genau auf das Geschäft um die Feiertage auswirkt. Konkurrent FedEx hatte bereits vor einer Abkühlung gewarnt, der Online-Riese Amazon blickt sogar pessimistisch auf das Geschäft rund um die Feiertage.
Die Aktie der Deutschen Post rutscht im frühen Handel zeitweilig um zwei Prozent ab, kann den Kursabschlag im Xetra-Handel jedoch reduzieren und notiert bei 35,69 Euro nur noch wenig unter Vortag.
Einschätzungen zur Deutsche Post-Aktie
Die US-Bank JPMorgan hat die Einstufung für Deutsche Post nach den finalen Zahlen zum dritten Quartal auf "Overweight" mit einem Kursziel von 50,90 Euro belassen. Laut Analyst Samuel Bland impliziere der neue Ausblick des Logistik-Konzerns zwar ein sich abschwächendes operatives Ergebnis (Ebit) im Schlussquartal 2022, was sich im neuen Jahr fortsetzen dürfte. Die Zahlen des dritten Quartals seien aber in Ordnung.
Auch BÖRSE ONLINE sieht die Post-Aktie vor einer recht stabilen Geschäftsentwicklung. Die nächste Charthürde wartet bei gut 39 Euro. Wird die 200-Tage-Linie überwunden besteht zunächst Luft bis zum August-Hoch bei gut 42 Euro. BÖRSE ONLINE hat ein Kursziel von 45 Euro ausgegeben.
Hinweis auf Interessenkonflikte: Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Deutsche Post.
(Mit Material von Reuters)