Damit wären es etwa 20 000. Bis 2030 soll der Anteil der Stromer in der Firma auf der letzten Meile - also auf der Strecke bis zur Paketabgabe - von weltweit etwa 18 Prozent (Ende 2020) auf 60 Prozent steigen. Sollte der Plan umgesetzt werden, wären am Ende dieses Jahrzehnts mehr als 80 000 E-Fahrzeuge für das Unternehmen unterwegs.
Appel und Finanzvorständin Melanie Kreis trimmen den Konzern nun verstärkt auf Nachhaltigkeit - ein Wort, das Hochkonjunktur hat in der Logistik. Auch die Wettbewerber haben ihn sich auf die Fahnen geschrieben, sind aber nicht so weit wie der Bonner Marktführer. Sieben Milliarden Euro will die Deutsche Post DHL bis Ende 2030 in "klimaneutrale Logistiklösungen" investieren.
Neben Elektrofahrzeugen geht es vor allem um den Einsatz von alternativen Treibstoffen in Flugzeugen, die unter anderem aus Industrieabfall gewonnen werden und klimaschonend sind. Auch Lastwagen, die auf langen Distanzen fahren, sowie Schiffe mit DHL-Fracht an Bord sollen mit Ökotreibstoff betankt werden. Zudem soll der Gebäudebestand modernisiert werden.
Die Ökokraftstoffe können aber nur als Beimischung genutzt werden - fossile Treibstoffe kommen also weiterhin zum Einsatz. Auf lange Sicht soll sich das aber ändern, 2050 will die Firma CO2-frei sein: Dann will sie gar keine fossilen Treibstoffe mehr nutzen.
Durch das Maßnahmenpaket soll der jährliche CO2-Ausstoß des Konzerns von zuletzt 33 Millionen Tonnen CO2 auf unter 29 Millionen Tonnen im Jahr 2030 gesenkt werden - und das, obwohl das Unternehmen stark wächst. Ohne die Maßnahmen wären es nach Schätzung des Konzerns 46 Millionen Tonnen Kohlendioxid am Ende dieses Jahrzehnts. "Wir machen aus unserem gelben Konzern ein grünes Unternehmen", sagt Appel.
Dabei folgt die Firmen relativ strengen Kriterien - nicht nur der CO2-Verbrauch von der Betankung bis zur Paketübergabe wird berechnet, sondern es wird auch das bei der Treibstoff-Produktion erzeugte Treibhausgas berücksichtigt.
Die geplanten Fortschritte in Sachen Nachhaltigkeit sind teuer - lohnt sich das angesichts scharfer Konkurrenz in der Branche? Ja, sagt Konzernboss Appel: Er setzt darauf, dass Konkurrenten ebenfalls mehr investieren werden. "Wenn das passiert, werden sicherlich auch die Preise steigen", sagt der Manager. Sollte die Konkurrenz ihre Investitionen nicht hochschrauben und demzufolge zunächst keine höheren Kosten haben, so könnte DHL nach den Worten von Appel zwar die Preise im Jahr 2030 vielleicht nicht anheben. "Aber wir werden einen signifikanten Wettbewerbsvorteil haben, der uns dann hilft, unser Geschäft schneller wachsen zu lassen."
Der Bundesverband Paket & Expresslogistik (Biek), in dem sich unter anderem DPD und Hermes und damit Wettbewerber des ehemaligen Staatsmonopolisten organisiert haben, verweist auf Fortschritte seiner Mitgliedsfirmen, etwa verstärkte Investitionen in die Elektromobilität. Zugleich schreibt der Verband, dass die Wirtschaftlichkeit bei Elektrofahrzeugen infolge hoher Anschaffungskosten "immer noch nur bedingt gegeben" sei. Mit dem Streetscooter stellt die Post schon seit Jahren einen eigenen E-Transporter her. Das einst gefeierte Projekt scheiterte aber, vergangenes Jahr wurde die Einstellung beschlossen. Noch werden Streetscooter hergestellt, aber ein Ende ist absehbar. Appel ist zuversichtlich, dass man nach dem Produktionsende ein ausreichend großes Angebot von externen Transporterherstellern haben werde, um die eigene E-Flotte weiter hochzufahren.
Auf die Treibhausgas-Bilanz der Bonner hat sich Streetscooter positiv ausgewirkt: Die derzeit rund 15 000 Stromer in der Deutschlandflotte haben entscheidend dazu beigetragen, dass der CO2-Ausstoß pro Paket in Deutschland relativ gering ist - nach Angaben von Appel waren es zuletzt weniger als 0,3 Kilo, bei DPD waren es (Stand 2019) 0,85 Kilo. DPD will hier besser werden, 2025 sollen es weniger als 0,7 Kilo sein. Der beispielhafte Zahlenvergleich zeigt, dass der Branchenprimus seiner Konkurrenz beim Thema CO2 voraus ist.
Unter Fachleuten rufen die Bonner Pläne Anerkennung hervor. "Die Anstrengungen von Deutsche Post DHL hin zu einem klimaneutralen Konzern sind beachtlich", sagt der Frankfurter Logistikprofessor Kai-Oliver Schocke. Die Post sei hier in einer Vorreiterrolle.
Umweltschützer reagierten hingegen verhalten. Der Verkehrsexperte von Greenpeace, Tobias Austrup, nannte den Post-Klimaplan zwar "begrüßenswert", er reiche aber nicht aus. "Wenn es Frank Appel ernst ist mit der grünen Post, dann muss bis zum Jahr 2030 der ganz überwiegende Teil der Post-Fahrzeuge elektrifiziert sein - vom Zustellfahrzeug bis zum LKW", sagt er. "Die bislang geplanten 60 Prozent sind weit weniger als das, was nötig und möglich ist."
dpa-AFX