Auch wenn es wesentlich länger gedauert hat als erwartet: Bei der Fusion der US-Tochter T-Mobile US mit dem Branchenkollegen Sprint ist die Deutsche Telekom endlich am Ziel. Ende vergangener Woche kam grünes Licht von der kalifornischen Aufsichtsbehörde für öffentliche Versorgungsunternehmen CPUC. Nachdem nun auch die finale Genehmigung vorliegt, kann der Angriff auf die beiden Branchenführer AT&T sowie Verizon starten.
Die Erfolgschancen sind durchaus gut. Immer wieder waren Zweifel aufgekommen, ob sich T-Mobile mit seiner aggressiven Preisstrategie auch auf lange Sicht durchsetzen kann. Es wäre nicht überraschend, wenn der beispiellose Konjunktureinbruch in den USA dem Herausforderer nun kräftig in die Karten spielt. Viele Amerikaner achten künftig mehr auf ihre Ausgaben und könnten verstärkt bei den günstigen Angeboten von T-Mobile zugreifen. Marktanteile dürfte die Tochter aber nicht nur aufgrund ihrer Preisstrategie erzielen, auch die Mobilfunkfrequenzen von Sprint sind ein stichhaltiges Argument. T-Mobile kann auf ein rund doppelt so großes Frequenzspektrum zurückgreifen wie die beiden Wettbewerber. Positiv ist zudem, dass die Bonner gut nachverhandelt haben und mit 43 Prozent ein Prozentpunkt mehr als zuvor vereinbart an der neuen T-Mobile halten.
Dividende nicht in Gefahr
Für die Umrüstung der Sprint-Stationen muss der Konzern natürlich erst in Vorleistung gehen. Früheren Angaben zufolge kostet die Fusion etwa 15 Mrd. Dollar. Zum Jahresultimo 2019 zählte die Deutsche Telekom mit einer Nettoverschuldung von 76 Mrd. Euro bereits zu den höchst verschuldeten Telekomkonzernen Europas. Dennoch besteht kein Grund zur Sorge. Wegen der starken operativen Entwicklung liegt der Verschuldungsgrad bei einem Faktor von 2,65 und somit innerhalb der internen Range von 2,25 bis 2,75. In den nächsten zwei Jahren wird der Zielkorridor wohl verlassen. Anschließend dürften sich die Kostensynergien von etwa 15 Mrd. Euro aber positiv auswirken. Wichtig für Anleger: Für die Dividende gilt die Untergrenze von 60 Cent je Aktie. Auf Basis des aktuellen Kurses liegt die Verzinsung somit bei überdurchschnittlich hohen 4,7 Prozent.
Disney und Fußball
Dazu kommen weitere Kurstreiber. So bringen die Bonner ihre TV-Plattform Magenta in Position und kalkulieren in den nächsten drei Jahren mit einem Kundenanstieg von knapp vier auf fünf Millionen. Nachdem bereits Inhalte von Netflix und Sky im Paket sind, kommt nun auch Disney+ dazu. Kunden mit Laufzeitverträgen können den neu gestarteten Streamingdienst sechs Monate gratis nutzen. Anschließend gibt es ein vergünstigtes Abo für fünf statt 6,99 Euro.
Und auch beim Thema Fußball mischt die Telekom verstärkt mit. Die Rechte an der Fußballeuropameisterschaft 2024 in Deutschland liegen bereits bei den Bonnern. Nun könnte die Fußballbundesliga folgen. Im Mai soll den bisherigen Plänen zufolge die Vergabe der TV-Rechte erfolgen. Sky hat nun große Konkurrenz: Neben Amazon und DAZN wird auch die Deutsche Telekom als Interessant gehandelt.
Nicht so überzeugend fällt hingegen die Markttechnik aus. In der Spitze sackte die Aktie um gut 35 Prozent ab und somit rund fünf Prozentpunkte weniger als der DAX. Die leichte Relative Stärke sollte aber nicht überbewertet werden, vor allem der nun erreichte Kursbereich um 12,70 bis 13 Euro könnte sich als zähe Verkaufszone erweisen. Solange die Schwelle nicht zurück erobert wird, liegt auch kein klares Signal vor, dass am Markt die beschriebenen Kurstreiber gespielt werden. Verbessern sich die Aussichten für die Weltwirtschaft, gehört die Telekom-Aktie aber mindestens auf die Beobachtungsliste.
Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des börsentäglichen Anlegermagazins "Index-Radar". Der Spezialist für Technische Analyse ist regelmäßiger Gast bei n-tv und dem Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Bei BÖRSE ONLINE war er sechs Jahre Online-Koordinator und Redakteur mit den Schwerpunkten Nebenwerte Deutschland, Zertifikate und Technische Analyse.
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