Die Nachrichtenagentur Reuters hatte zu Wochenbeginn erfahren, dass es bei den Gesprächen auch um einen Verkauf des nach Kundenzahl größten Mobilfunkanbieters in Großbritannien geht. Analysten veranschlagen den Preis für EE auf 12,6 Milliarden Euro. EE, ein Gemeinschaftsunternehmen der Telekom und der französischen Orange, erzielte zuletzt einen Jahresumsatz von 8,2 Milliarden Euro (6,5 Milliarden Pfund) sowie einen Betriebsgewinn (Ebitda) von zwei Milliarden Euro. Anfang des Jahres hatten die beiden Eigner einen Börsengang von EE auf Eis gelegt.
Der eigentümliche Name EE leitet sich von "everything everywhere" ab, wird in der Langversion vom Unternehmen allerdings nicht mehr verwendet. Immer wieder wurde in der Vergangenheit über eine Börsennotierung oder einen Verkauf der gemeinsamen Tochter spekuliert. Diese wurde 2010 gegründet mit dem Ziel, Ressourcen zu bündeln und den neuen Mobilfunkstandard LTE sowie Glasfaser-Breitband anzubieten.
Der britische Telekomriese BT drängt zurück ins Mobilfunkgeschäft für Privatkunden und hat nach eigener Auskunft zwei heimische Anbieter im Visier. Der Konzern bestätigte aber bisher lediglich Übernahmegespräche mit der spanischen Telefonica über deren britisches O2-Geschäft, das auf 11,4 Milliarden Euro taxiert wird. BTs Expansion ins Mobilfunkgeschäft könnte der Anstoß für eine Konsolidierung des britischen Telekommarktes sein, auf dem sich vier Netzbetreiber und vier große Breitbandanbieter tummeln. Reine Mobilfunkfirmen dürften es künftig dort schwerer haben, denn der Trend geht zu Paketangeboten von Festnetz- und Mobilfunkdiensten.
Der europäische Telekommunikationsmarkt ist stark in Bewegung. So entstand durch die Anfang Oktober abgeschlossene Fusion von Telefonica Deutschland und der KPN -Tochter E-Plus ein Mobilfunkriese, der gemessen an der Kundenzahl an den Platzhirschen Telekom und Vodafone vorbeizog. Ferner erwägt die niederländische KPN einen Verkauf ihrer Beteiligung an Telefonica Deutschland. Der britische Rivale Vodafone signalisierte die Bereitschaft zur Veräußerung von Konzernanteilen außerhalb des Kerngeschäfts, unter anderem in Ungarn und Tschechien. Die Deutsche Telekom wiederum versucht seit längerem, ihre US-Mobilfunktochter zu verkaufen. Doch sprangen dem Bonner Konzern in drei Jahren bereits drei Kaufinteressenten ab.
Reuters