Endlich rollt der Ball. Die verschobene Fußball- EM läuft, und schon steht einer der Gewinner fest: die Deutsche Telekom. Ihr Streamingdienst Magenta TV lockt Kunden mit der Übertragung aller EM-Spiele. Das dürfte manchen dazu bewegen, schnell noch ein Abonnement abzuschließen, zumal die Stadien wenige Zuschauer einlassen, Fußball in der Kneipe aufgrund von Corona-Beschränkungen nicht das Vergnügen früherer Jahre bietet, von Public Viewing ganz zu schweigen.
"Bei uns bekommen Sie alle Spiele der Fußball-EM live und in Ultra-HD", trumpft Telekom- Finanzchef Christian Illek auf. Zehn Partien haben die Bonner exklusiv, auch die von Europameister Portugal gegen Weltmeister Frankreich kommenden Mittwoch, der härtesten Gegner der deutschen Elf in der "Todesgruppe" F.
Auch sonst hat Illek gute Laune. Die Aktie notiert in der Nähe ihres Vierjahreshochs. Der Ratingausblick wurde gerade von Moody’s hochgestuft. Und das Geschäft läuft so ziemlich auf allen Kanälen rund.
Im ersten Quartal etwa stieg der Konzernumsatz um rund ein Drittel auf 26,4 Milliarden Euro, ohne die Übernahme des US-Rivalen Sprint betrug das Plus immerhin gut sieben Prozent. Der bereinigte operative Gewinn (Ebitda) legte hier organisch um gut acht Prozent auf 9,2 Milliarden Euro zu.
Wachstumsmotor war erneut die Mobilfunktochter T-Mobile US. Der Anteil der verkaufstüchtigen Amerikaner am Umsatz liegt jetzt bei über 60 Prozent. Durch eine Stimmrechtsvereinbarung mit der japanischen Softbank halten die Bonner die Kontrolle, obwohl ihnen nur 43 Prozent gehören. Angetrieben von einem starken Umsatzwachstum auf 19,8 Milliarden Dollar aufgrund der Sprint-Übernahme schoss der bereinigte operative Gewinn (Ebitda) von T-Mobile US im Quartal auf 5,9 Milliarden Dollar. Chef Mike Sievert schraubte den Ausblick für 2021 bei Kundenzahl, Synergien und Gewinn nach oben. Das Ebitda soll zwischen 22,8 bis 23,2 Milliarden Dollar liegen.
Kraft für Rückkäufe
Die Synergien aus der Sprint- Integration sollen langfristig pro Jahr 7,5 Milliarden Dollar betragen. Sechs Milliarden waren es in der ursprünglichen Prognose. Da zudem die Serviceeinnahmen in den nächsten Jahren stärker zulegen dürften, soll das bereinigte Ebitda 2023 auf 28 bis 29 Milliarden Dollar anwachsen. Für 2026 stehen sogar über 36 Milliarden auf dem Plan. Das bietet die Möglichkeit, von 2023 bis 2025 bis zu 60 Milliarden Dollar für Aktienrückkäufe auszugeben.
Auch das Geschäft außerhalb der USA entwickelte sich gut. So stieg die Zahl glasfaserbasierter Anschlüsse in Deutschland um 1,5 Millionen auf 16,3 Millionen. Zudem gewann die Telekom 167.000 Vertragskunden im Mobilfunk. Nachdem T-Mobile US die Prognose angehoben hatte, schraubt auch Telekom-Chef Tim Höttges den Ausblick für den bereinigten operativen Gewinn außerhalb der USA um 100 Millionen nach oben auf 14,4 Milliarden Euro.
Steigende Dividende
Mit den Amerikanern wollen die Bonner den Konzernumsatz pro Jahr bis 2024 um im Schnitt ein bis zwei Prozent steigern. Der bereinigte Gewinn je Aktie soll bis dahin auf mehr als 1,75 Euro vorankommen, gegenüber 1,20 Euro für 2020. Höttges will 40 bis 60 Prozent davon als Dividende ausschütten. Wegen dieser Aussichten zählen jetzt schon Aktionäre zu den Gewinnern - ganz gleich, wer Gruppe F übersteht oder wer schließlich Europameister wird.
Perspektive: Beidseits des Atlantiks läuft das Geschäft. Aktienrückkäufe und höhere Dividenden machen die Aktie attraktiv.
Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 21,00 Euro
Stoppkurs: 12,00 Euro