Das hauseigene Modell bei der Schweizer Großbank deutet nun auf ein Gewinnwachstum je Aktie von 50 Prozent im Jahr 2021 und von 14 Prozent im Jahr 2022 hin. Bisher hatte man hier mit Zuwächsen von 35 Prozent bzw. von zwölf Prozent gerechnet. Der operative Leverage (Veränderung EBIT/Veränderung Umsatz) dürfte ein 18-Jahres-Hoch erreichen, da das EBIT 4,5x schneller wachse als der Umsatz.
Bislang seien es nur vier Monate gewesen, in denen der Konsens der Analystenschätzungen heraufgestuft worden sei. Nach der großen Finanzkrise seien es aber 20 Monate mit Heraufstufungen gewesen.
Während die UBS ihre Gewinnprognose angehoben hat, ging es mit der Vorgaben zu dem als fair unterstellten KGV von 17x auf 16x nach unten. Dieser Schritt hat damit zu tun, da bis Ende 2022 ein Gewinnniveau in der Mitte des Zyklus näher rücke und höhere Anleiherenditen für Gegenwind sorgen dürften. Der letztgenannte Punkt stelle auch das größte Abwärtsrisiko dar. Die UBS prognostiziert für die 10-jährigen US-Renditen zum Jahresende einen Stand von 1,80 Prozent, aber ein schnellerer Anstieg, insbesondere bei den Realzinsen, könnte sich als problematisch erweisen. Ein weiteres Risiko seien weitere Verzögerungen bei der Einführung von Impfstoffen in der EU und längere Sperrfristen. Aufwärtsrisiken stellten dagegen hoch bleibende oder steigende KGV-Multiplikatoren dar, noch besser ausfallende Ergebnisse als gedacht sowie mehr fiskalische Unterstützung durch die EU.
Unter Berücksichtigung der neuen Gewinnprognose und des KGV-Multiplikators hat die Schweizer Großbank ihr Indexziel für den STOXX Europe 600 Kursindex bis Ende 2021 von 420 Punkten auf 470 Zähler erhöht. Dies deutet bei einem Indexstand am Freitag von 426,93 Punkten ein Aufwärtspotenzial von gut zehn Prozent.
Das skizzierte Szenario in Kombination mit der erhöhten Volatilität führt laut UBS zu signifikanten Chancen bei europäischen Einzeltiteln. In einer aktuellen Studie stellt man vor diesem Hintergrund eine Liste mit 30 europäischen Aktienideen vor, von denen man intern überzeugt ist und bei denen die Analyten positive Kurskatalysatoren wittern. Wir stellen nachfolgend daraus die neun deutschen Favoriten vor.
Airbus-Aktie
Beim Flugzeugbauer Airbus hat die UBS eine Kaufempfehlung mit einem Kursziel von 125,00 Euro verknüpft. Das ist eine Vorgabe, die sich um knapp 28 Prozent über der Schlussnotiz vom Freitag von 97,74 Euro bewegt. Im Idealfall seien 165 Euro drin, im Negativfall 76 Euro einzukalkulieren.
Für dies zuständige Analystin Celine Fornaro bietet der Titel die Chance auf eine Wette auf die weltweite Wiederbelebung des Reiseverkehrs, die man ab dem zweiten Quartal in den USA/China und Lateinamerika erwartet, da die Impfungen an Fahrt gewinnen. Die Umsätze von Airbus würden von Schmalrumpfflugzeugen dominiert, die bei der Erholung der Inlands-, intraregionalen Freizeit- und Low-Cost-Märkte sehr gefragt sein dürften. Jenseits des Volumens seien die Kosten jener Hauptbereich, der angegangen werden müsse, um positiv zu überraschen
Die eigene vorsichtige Haltung für 2020/21, gefolgt von einer optimistischeren Sicht auf Aufträge und Produktion danach, basiere auf eigenen Analysen wie ein aktualisiertes UBS-Evidence Lab Attributionsmodell, das 91 Prozent des vierteljährlichen globalen Verkehrsaufkommens erkläre. Hinzu komme eine Analyse der jüngsten Auftragsbuchdynamik der OEMs und der jüngsten LCC-Fahrpläne, außerdem sei das UBS-eigene Nachfrage- und Angebotsmodell mit in die Betrachtungen eingeflossen. Darüber hinaus habe man ein tiefes Eintauchen in die Kostensenkungsmöglichkeiten von Airbus vorgenommen und deren potenziellen Nutzen für das zugrunde liegende EBIT und den freien Cashflow ab 2021 untersucht.
Als positive Kurskatalysatoren könnten steigende Reisebuchungen und ein globaler Aufschwung fungieren. Fornaro geht davon aus, dass Investoren Vertrauen in die Erholung der Flugreisen gewinnen sollten, basierend auf i) neuen Impfstoffoptionen und -verfügbarkeiten, ii) positivem Momentum bei Buchungen für Inlands-/Mittelstreckenreisen in Nordamerika und China sowie Lateinamerika und iii) dem Abbau von Quarantänebestimmungen.
Europa werde wahrscheinlich die Region mit der langsamsten Erholung im Jahr 2021 sein. Airbus sei von der globalen Erholung des Inlands- und Intraregionalflugverkehrs abhängig, da Mittelstreckenflugzeuge rund 60 Prozent des Konzernumsatzes 2019 und 31 Prozent des Auftragsbestands bei asiatischen und US-amerikanischen LCC ausgemacht hätten.
Delivery Hero-Aktie
Bei der Online-Bestellplattform für Essen Delivery Hero hat die UBS das Kursziel auf 147,00 Euro festgezurrt. Das verspricht verglichen mit dem Freitags-Schlusskurs von 111,00 Euro einen Anstieg von 32,4 Prozent. Im Idealfall seien 185 Euro drin, im Negativfall 85 Euro einzukalkulieren.
Dem verantwortlichen Analysten Sreedhar Mahamkali gefällt der strategische Fokus des Unternehmens auf die Lieferung und das Engagement in wachstumsstarken Märkten. Eine dominante und profitable Position in Korea hilft dem asiatischen Segment, bis zum Geschäftsjahr 2023 die Profitabilität zu erreichen, während die starke Position in den profitablen MENA-Märkten weiter wachse.
Delivery Hero biete die Aussicht auf ein durchschnittliches Plus von 43 Prozent p.a. beim Brutto-Warenwert bis 2025. Hinzu komme die Chance auf eine Wende hin zu einem positiven EBITDA bis zum Fiskaljahr 2023 sowie das Erreichen des unteren Endes des bis zum Geschäftsjahres 2031 ausgegeben EBITDA-Zielbandes von fünf bis acht Prozent. Das hohe Wachstum und der Weg in die Gewinnzone sollten der Aktie dabei helfen, vom aktuellen Niveau aus weiter zu steigen.
Jedenfalls befinde sich die Gesellschaft auf dem Weg hin zur Profitabilität; was eine bestätigte Kaufempfehlung rechtfertige. UBS-Evidence Lab-Daten in Bezug auf App-Downloads und Suchmarktanteile sowie einer selbst angestellten Asset-Map-Analyse wiesen auf die starken Positionen des Unternehmens in Wachstumsmärkten hin. Eine Analyse der Unit Economics, des Marktes und die Signale der Wettbewerber stimmten zuversichtlich, dass die Profitabilität mittelfristig steigen werde.
Die detaillierten Ergebnisse für das Gesamtjahr dürften voraussichtlich am 28. April bekannt gegeben werden. Mahamkali geht davon aus, dass dann auch ein Ausblick auf das Gesamtjahr 2021 gegeben wird (was allerdings auch schon früher als am 28. April passieren könnte). Während er erwartet, dass eine Beschleunigung der Investitionen in den Lebensmittelbereich in dem Segment zu größeren Verlusten führen werde, rechnet er mit einer Verringerung der Verluste in Asien.
Deutsche Telekom-Aktie
Im Falle der Deutschen Telekom hält die UBS im Basisszenario Notierungen von 22,80 Euro für erreichbar. Basierend auf dieser Vorgabe winkt bei einer Schlussnotiz am Freitag von 16,84 Euro ein Anstieg von 35,4 Prozent. Im Idealfall seien 24,60 Euro drin, im Negativfall 12,80 Euro einzukalkulieren.
Der zuständige Analyst Polo Tang rät zum Kauf be idem deutschen Telekomkonzern, auch weil er denkt, dass das Kosteneinsparungspotenzial in den USA und das Wachstum in Deutschland noch nicht ausreichend im Aktienkurs reflektiert wird.
Das Unternehmen biete die Möglichkeit für ein Mitmischen auf dem Markt in den USA und miete defensives Wachstum in einem unsicheren Makroumfeld. Die Daten des UBS-Evidence-Labs zeigten, dass die deutschen Verbraucher bereit seien, Preiserhöhungen sowohl im Festnetz- als auch im Mobilfunkbereich "mehr für mehr" zu akzeptieren. Alle deutschen Betreiber sähen stabile bis wachsende Finanzkennzahlen
Was mögliche Katalysatoren angehe, habe es in den vergangenen Wochen bereits eine Reihe positiver Entwicklungen gegeben, wie z.B. die Sichtbarkeit der deutschen Investitionen, das längerfristige Wachstum in den USA und eine komfortable Bilanz mit Spielraum für das Ex-US-Geschäft, um den Verschuldungsgrad zu senken, falls man an Aktienrückkäufen in Höhe von 60 Milliarden Dollar partizipieren sollte.
Tang glaubt, dass die Anteilsscheine der Deutschen Telekom ihre eimgeleitete Neubewertung fortsetzen können, nachdem die Aktien des DAX-Vertreters der Neubewertung von T-Mobile US im Jahr 2020 hinterhergehinkt hätten. Der nächste Katalysator sei ein Kapitalmarkttag, den die Gesellschaft am 20. Mai 2021 ausrichtet.
Infineon-Aktie
Bei Infineon bewegt sich das Kursziel der UBS bei 42,00 Euro. Gemessen an der Schlussnotiz vom Freitag von 35,125 Euro lässt das theoretisch knapp 20 Prozent Luft nach oben. Im Idealfall seien 52,50 Euro drin, im Negativfall 27,00 Euro einzukalkulieren.
Laut dem verantwortlichen Analysten David Mulholland kam es bei dem Halbleiter-Hersteller in den vergangenen Monaten bereits zu einer Neubewertung. Aber obwohl die Bewertung sicherlich nicht mehr "billig" sei, glaubt er weiterhin daran, dass die Aktie zu Beginn einer zyklischen Erholung von der starken Gewinndynamik und dem zunehmenden Vertrauen in den Elektrofahrzeuge-Pfad getragen werde. Folglich bleibt er auf bei seiner Kaufen-Empfehlung.
Mit seinen Schätzungen liegt er um rund zwei Prozent über dem Konsens für das Geschäftsjahr 2021 und der Analyst sieht bei einem KGV von 27 für das Geschäftsjahr 2022 im Vergleich zum Sektor noch viel Spielraum für eine weitere Neubewertung der Aktie, wenn sich die Outperformance beim Wachstum wie von ihm erwartet beschleunigen sollte.
Infineons Erfolgsbilanz bei Akquisitionen und die eigene Analyse der inhaltlichen Möglichkeiten bei der Umstellung auf Elektroautos untermauerten die Wachstumschancen des Unternehmens in der Zukunft und lieferten den Beweis dafür, dass Infineon den Markt übertreffen könne.
Die Ergebnisse für das zweite Quartal im laufenden Geschäftsjahr am 4. Mai und andere Berichte dürften zeigen, dass die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen deutlich anzieht - insbesondere in Europa, was nach Meinung von Mulholland positiv für die Aktie sei.
ProSiebenSat.1 Media-Aktie
Bei ProSiebenSat.1 Media hat die UBS im Zuge einer Kaufempfehlung ein Kursziel von 22,00 Euro vorgegeben. Damit winkt im Falle einer Zielerreichung ein 23,8 Plus von Prozent, da der Medienkonzern mit einer Schlussnotiz von 17,77 Euro aus dem Handel am Freitag ging. Im Idealfall seien 29,00 Euro drin, im Negativfall 13,00 Euro einzukalkulieren.
Aus der Sicht des verantwortlichen Analysten Richard Eary Kaufen gestaltet sich bei dem MDAX-Mitglied das Risiko-Ertrags-Verhältnis positiv, da die Aktie laut seinen Berechnungen über ein nennenswertes Aufwärtspotenzial verfügt. Hinzu kämen etwaige TV-getriebene Upgrades sowie eine potenzielle Branchenkonsolidierung.
Zu den Kurskatalysatoren, die Wert freisetzen könnten, gehören für Eary der Börsengang von Matchmaking im Geschäftsjahr 2022, der Verkauf von Flaconi und anderen Vermögenswerten in Verbindung mit Ergebnisverbesserungen.
Seine konstruktive Grundhaltung werde auch durch eine detaillierte Analyse des deutschen und globalen Rundfunkmarktes gestützt, unterstützt durch eine eingehende Bewertungsarbeit zu ProSiebens Kernergebnistreibern und Matchmaking- und Digital-Vermögenswerten.
Zu den aktuellen Kursen, unter der Annahme eines 20-fachen EBITDA für Matchmaking basierend auf den Schätzungen für das Fiskaljahr 2022 und einem 1,5-fachen Umsatz-Multiplikator für Flaconi schätzt die UBS, dass ProSiebens Kernunterhaltungs-Vermögenswerte mit weniger als dem dreifachen EBITDA basierend auf den Schätzungen für das Geschäftsjahr 2020 gehandelt werden.
Symrise-Aktie
Bei Symrise, einem Anbieter von Duft- und Geschmackstoffen, kosmetischen Grund- und Wirkstoffen sowie funktionalen Inhaltsstoffen, hat die UBS das Kursziel auf 118,00 Euro taxiert. Da der Kurs des MDAX-Vertreters am Freitag zum Schluss bei 102,15 Euro handelt, geht damit die Aussicht auf einen Anstieg von Prozent einher. Im Idealfall seien 140,00 Euro drin, im Negativfall 80,00 Euro einzukalkulieren.
Der zuständige Analyst Charles Eden glaubt weiterhin, dass das Unternehmen eine organische Umsatzwachstumsrate von mehr als 6,0 Prozent im Zeitraum 2021-2025 beibehalten kann, was eine 1,2-fache Outperformance gegenüber dem breiteren Subsektor bedeuten würde.
Der hausintern kürzlich erfolgte Relaunch des Sektors habe die Bedeutung dieser Kennzahl für das Bewertungsmultiple in der Branche hervorgehoben. Mit seiner Schätzung bewegt sich Eden auch über der Konsens-EBITDA-Marge bis 2024, was bedeutet, dass er in den Jahren 2021 und 2022 um zwei bis drei Prozent über dem Konsens-EBITDA liegt und diese Kluft 2024 auf drei Prozent ansteigt.
Dank seines vielfältigen Portfolios habe Symrise sowohl in den vergangenen zehn als auch in den vergangenen fünf Jahren ein überdurchschnittliches Wachstum erzielen können. Eden geht davon aus, dass dieser Vorteil angesichts der jüngsten Kapazitätsinvestitionen in wachstumsstarke Bereiche wie Tiernahrung und Menthol auch in Zukunft erhalten bleibt. Darüber hinaus zeige ein Peer-Benchmarking die Möglichkeit einer zukünftigen Margenausweitung.
Symrise werde am 28. April Ergebnisse für das 1. Quartal 2021 vorlegen. Hier verspricht sich Eden ein sehr starkes organisches Umsatzwachstum von 8,2 Prozent (ein Konsensschätzung ist den Angaben zufolge derzeit nicht verfügbar), was den Markt mit Blick auf eine die Aussicht auf eine vollständige Erholung der zurückgestellten Umsätze im Zusammenhang mit dem Cyberangriff Mitte Dezember 2020 beruhigen sollte.
Volkswagen-Aktie
Im Falle der im Dax enthaltenen Volkswagen-Vorzugsaktien beziffert die UBS das Kursziel auf 300,00 Euro. Dem steht bei den Anteilsscheinen des deutschen Autobauers eine Freitags-Schlussnotiz von 228,00 Euro gegenüber, womit sich die Vorgabe um 31,6 Prozent über diesem Niveau bewegt. Im Idealfall seien 400,00 Euro drin, im Negativfall 120,00 Euro einzukalkulieren.
Nach dem Urteil des zuständigen Analysten Patrick Hummel unterschätzt der Markt den Wert von VWs EV-Transformationsstrategie. Die Dateilanalyse des Aufbau des ID.3-Modells habe unterstrichen, dass sich die Bemühungen von VW als erster Anbieter von Elektrofahrzeugen in Form von Marktanteilsgewinnen und EPS-Wachstum auszahlen dürften. Dies sollte zu einer Neubewertung der Aktie führen, da das damit verbundene Aufwärtspotenzial noch nicht ausreichend abgezinst sei.
Jedes Quartal mit einer steilen Elektrofahrzeuge-Verkaufskurve und einem stabilen Margentrend werde den begehrten Beweis für eine erfolgreiche Transformationsstory liefern. Während das Software/AV-Upside bei VW noch zu verschwommen sei, um es im Basisszenario zu berücksichtigen, erwartet Hummel aber dennoch, dass sich die Marktwahrnehmung von VW ändern wird, wenn das Unternehmen bis 2025 mit einem EBIT von 6,2 Milliarden Euro aus batteriegetriebenen Elektrofahrzeugen zum (mit-)größten Produzenten weltweit in diesem Bereich avanciert..
Beim Auseinanderlegen des ID.3- und der LG Chem-Batterien habe man einzigartige Erkenntnisse gewonnen, um die Gewinn- und Verlustrechnung der MEB-Plattform von Volkswagen zu ermitteln. Die angestellte Analyse zeige, dass ID.3 bereits in diesem Jahr ein positives operative Ergebnis liefern könne und batteriegetriebene Elektrofahrzeugen wahrscheinlich bis 2025 Margenparität erreichen werden. Man habe auch ein Bottom-up-EV-Verkaufsmodell erstellt, das den Weg von VW zur Nummer 1 unter den batteriegetriebenen Elektrofahrzeug-Herstellern neben Tesla bereits für 2022 verifiziere.
Als potenzielle Kurskatalysatoren könnte sich die bevorstehende Markteinführungen von batteriegetriebenen Elektrofahrzeug-Modellen wie ID1 und ID6 erweisen, die das vollelektrische Produktportfolio erweitern. Hinzu kämen etwaige weitere Kooperationsvereinbarungen im Bereich AV/Mobilität oder die gemeinsame Nutzung von MEB-Plattformen, z. B. mit Ford. Denkbar sei auch eine Wertkristallisierung durch den potenziellen Verkauf von Premiummarken.
Vonovia-Aktie
Beim Immobilienkonzern Vonovia hat die UBS ein Kursziel von 70,00 Euro ausgegeben. Gemessen an der Schlussnotiz von 55,80 Euro am Freitag winkt somit ein Anstieg von 25,4 Prozent. Im Idealfall seien 80,00 Euro drin, im Negativfall 50,00 Euro einzukalkulieren.
Der verantwortliche Analyst Charles Boissier hat das DAX-Mitglied mit Kaufen eingestuft, weil der Titel mit einem überdurchschnittlichen Abschlag von 16 Prozent auf den von ihm für 2021 geschätzten Nettoinventarwert aufwarten könne. Und das zu einer Zeit, in der das strukturelle Wachstum der Mieten und Preise von einer niedrigen Basis aus unvermindert anhalte. Die geschätzte Eigenkapitalrendite von im Schnitt 12,6 Prozent für die kommenden drei Jahre vergleiche sich mit einem Durchschnittswert von 4,0 Proznt für den breiteren europäischen Immobiliensektor.
In seiner Analyse hat Boissier die deutschen Wohnportfoliotransaktionen durch die Beobachtung lokaler deutscher Nachrichten unter die Lupe genommen. Außerdem hat er eine Datenbank mit den zehnjährigen Renditen deutscher Bundesanleihen im Vergleich zu Wohnimmobilien aufgebaut, die mehr als 15 Jahre an Daten umfasst. Darüber hinaus sei eine solide Nachfrage nach Wohnraum zu registrieren, wie die Umfrage unter 3.200 deutschen und schwedischen Einwohnern zeige, die man in Zusammenarbeit mit UBS Evidence Lab durchgeführt habe.
Nach den Schätzungen von Boissier wird das zugrundeliegende Immobilienportfolio des Unternehmens mit einem impliziten Preis von 2.040 Euro pro Quadratmeter und einem 27,9-fachen der Nettokaltmiete bewertet. Diese Kennzahlen bedeuteten einen deutlichen Abschlag zu den Preisen, die derzeit basierend auf den ihm vorliegenden Daten für deutsche Wohnportfolios auf dem privaten Markt gezahlt würden.
Als möglicher Kurskatalysator sei die im zweiten Quartal 2021 erwartete Bekanntgabe des Urteils des Bundesverfassungsgerichts zur Berliner Mietpreisbremse einzustufen. Zu beachten sei zudem am 1. Juli 2021 sei das Inkrafttreten der "Richtlinie für die Bundesförderung für effiziente Gebäude -Wohngebäude" (BEG WG). Am 6. August 2021 stehe darüber hinaus das Sechs-Monats-Zwischenergebnis von Vonovia an, von dem die UBS erwartet, dass es angesichts positiver langfristiger Treiber eine solide kontinuierliche Entwicklung zeigen wird.
Zalando-Aktie
Beim MDAX-Mitglied Zalando beziffert die UBS das Kursziel im Basisszenario auf 117,00 Euro. Gemessen daran hätte die Notiz verglichen mit dem Schlusskurs am Freitag von 85,80 Euro noch 36,4 Prozent Luft nach oben. Im Idealfall seien 139,00 Euro drin, im Negativfall 54,94 Euro einzukalkulieren.
Die zuständig Analystin Olivia Townsend hält den deutschen Online-Versandhändler für einen Kauf, weil neue Analysen darauf hindeuteten, dass das Wachstum beim Brutto-Warenvolumen und das Wachstum des Partnerprogramms (PP), zwei der für Investoren wichtigsten Kennzahlen, die Erwartungen im Geschäftsjahr 2021 übertreffen könnten.
Längerfristig habe man durch eine Analyse von Zalandos Marketing Services (ZMS) mehr Vertrauen in den Übergang zum hybriden Großhandels-/Marktplatzmodell gewonnen sowie die damit verbundene höhere Wachstums- und Margenexpansion.
Die positive Einschätzung basiere auf einer Reihe von Datenquellen: den eigenen detaillierten Modellierungen, Experteninterviews, Input von Teams aus dem gesamten UBS-Research, Fallstudien und einer Reihe von Daten aus dem UBS Evidence Lab, darunter Daten zur Passantenfrequenz, zur Restaurantbestuhlung, zu Instagram und Google Search sowie zur Preisgestaltung und zum Sortiment.
Townsend ist der Meinung, dass der Aktienkurs entweder das Partnerprogramm mit einem Abschlag von 70 Prozent gegenüber der Konkurrenz einpreist, keine Erhöhung des Partner-Programm-Umsatzmixes bis 2023 unterstellt, nur eine begrenzte mittelfristige Margenexpansion (Konsens fünf Prozent versus UBS-Schätzung von neun Prozent und aktuell gültigen rund vier Prozent) für möglich hält sowie nur niedrigere Endmargen als die derzeitige Firmenprognose. Dabei deuteten alle hauseigenen Analysen darauf hin, dass diese zu vorsichtig sei.