Seit Mitte März versteigert die Bundesnetzagentur 41 Mobilfunkblöcke für die zukunftsweisenden 5G-Frequenzen. Ein Milliardenmarkt, für den die Konzerne tief in die Tasche greifen. Ursprünglich rechnete der Bund mit Erlösen von drei bis fünf Mrd. Euro, inzwischen liegen die Höchstgebote bei 5,6 Mrd. Euro. Offen ist derzeit nur noch, welcher der vier Auktionsteilnehmer sein Budget als erstes aufgebraucht hat. Hier haben die Bonner aufgrund ihrer Größe natürlich Vorteile. Allerdings möchte auch die Telekom die Preise nicht noch höher treiben. Wann eine Entscheidung vorliegt, ist vollkommen offen. Für den Kurs der Telekom-Aktie wäre es vorteilhaft, wenn schnell Klarheit besteht und ein Unsicherheitsfaktor wegfällt.
Gleiches gilt für die Zukunft von T-Mobile US. Nachdem die ursprüngliche Frist für den Zusammenschluss der Telekom-Tochter mit Sprint abgelaufen ist, soll der 26 Mrd. Dollar schwere Deal nun bis zum 29. Juli in trockenen Tüchern sein. Ob die Nummer drei und vier des US-Mobilfunkmarktes aber auch grünes Licht von der US-Aufsichtsbehörde FCC sowie dem Justizministerium erhalten, ist ungewiss. T-Mobile US und Sprint wollen die beiden Platzhirsche AT&T sowie Verizon angreifen und so günstigere Tarife anbieten. Verbraucherschützer warnen hingegen vor höheren Preisen. Auch hier ist der Ausgang offen.
Immerhin brummt bei der Tochter das Geschäft. Nach einer erneut sehr soliden Entwicklung im ersten Quartal mit einer Millionen Neukunden und sechs Prozent höheren Mobilfunkserviceumsätzen wurde der Ausblick für das Kundenwachstum 2019 angehoben. Allerdings fließen auch jedes Jahr erhebliche Summen in die Tochter. Kehrseite der Medaille: Mit einer Ebitda-Marge von knapp 28 Prozent lag T-Mobile US auch 2018 deutlich unter der Marge des Geschäfts in Deutschland von gut 39 Prozent.
Investitionen in die Zukunft
Und auch in Europa gibt es Licht und Schatten. Seit Jahren ist der Markt gesättigt, starker Preisdruck und regulatorische Anforderungen bremsen. Zudem nimmt die Konkurrenz zu, Over-the-top Content-Anbieter (OTT) wie Netflix, Amazon und Facebook kämpfen ebenfalls um die Gunst der Kunden. Grundsätzlich bietet die fortschreitende Digitalisierung aber Chancen, neue Erlösquellen wie Künstliche Intelligenz, Virtual Reality und Internet of Things zu erschließen. Konzerne wie die Telekom haben die nötige Infrastruktur und einen großen Kundenstamm, die Ausgangslage ist gut. Allerdings sind erhebliche Investitionen nötig, dies drückt die Marge. So wurde erst Anfang Mai bekannt, dass die Bonner mit der Deutschen Flugsicherung ins Geschäft mit Flugdrohnen einsteigen. Ziel ist der Aufbau einer digitalen Plattform für die gesamte unbemannte Luftfahrt. Milliarden-Umsätze aus der Logistik oder Überwachung von Infrastrukturanlagen wecken viel Fantasie. Zunächst aber fallen hohe Investitionen an.
Die Bilanzpräsentation am Donnerstag könnte daher zum "non-event" für die Kursentwicklung werden. Andere Themen wie die mögliche Fusion der US-Tochter und die 5G-Auktion stehen im Fokus. Von der Bewertungsseite dängt sich ein Einstieg nicht auf. Mit einem 2020er-KGV von 13,6 reiht sich die Telekom-Aktie im Branchenvergleich in der oberen Hälfte ein.
Positiver Trend
Aufgrund der unklaren Ausgangslage dümpelt der Telekom-Kurs seit einigen Monaten seitwärts, zuletzt mit relativer Schwäche gegenüber dem DAX. Mit Blick auf die jüngste Eskalation im Handelsstreit könnte das Indexschwergewicht aber auch seine Defensivqualitäten ausspielen. Der mittelfristige Trend zeigt seit 2018 aufwärts, wichtige Unterstützungen verlaufen um 14,20 Euro und 14,40 Euro. Rücksetzer an den Bereich bieten sich für Schnäppchenjäger an. Im April haben Vorstandschef Timotheus Höttges und Euro-Vorstand Srinivasan Gopalan bereits für 523.000 bzw. 348.000 Euro zugegriffen. Die beiden Käufe waren die ersten Insidertransaktionen in diesem Jahr und die ersten meldepflichtigen Geschäfte von Unternehmensmanagern seit neun Monaten. Für Anleger mit Weitblick ist die Aktie aufgrund der Chancen im Bereich Digitalisierung sowie aufgrund der möglichen Fusion der US-Tochter ebenfalls interessant.
Empfehlung: Kaufen
Kurzfristig orientierte Trader ziehen
den Stoppkurs auf 13,80 Euro nach, Anleger mit längerem Zeithorizont
bleiben bei 12,90 Euro.
Stopp: 13,80 Euro
Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des börsentäglichen Anlegermagazins "Index-Radar". Der Spezialist für Technische Analyse ist regelmäßiger Gast bei n-tv und dem Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Bei BÖRSE ONLINE war er sechs Jahre Online-Koordinator und Redakteur mit den Schwerpunkten Nebenwerte Deutschland, Zertifikate und Technische Analyse.
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