Die Deutsche Telekom zieht sich wegen des Ukraine-Krieges nun doch aus Russland zurück. Man stelle seine Tätigkeiten in dem Land ein, teilte das Unternehmen am Donnerstag in Bonn mit. In den vergangenen Wochen war der Druck auf die Konzernführung gestiegen. Die Telekom hat in Sankt Petersburg einen großen Standort zur Software-Entwicklung sowie zwei kleinere Ableger in anderen russischen Städten mit insgesamt rund 2.000 Beschäftigten.

Man habe den dortigen Beschäftigten angeboten, außerhalb Russlands weiterzuarbeiten. "Viele Mitarbeitende haben diese Möglichkeit genutzt und das Land verlassen." Die Arbeit, die bisher in Sankt Petersburg verrichtet wird, wird auf andere Standorte in anderen Staaten verlagert.

Bis zu sieben Interessenten für Funkturm-Geschäft

Einem Medienbericht zufolge stößt derweil das Funkturm-Geschäft der Telekom auf reges Interesse bei Wettbewerbern und Investoren. Unter den Bietern für die Deutsche Funkturm befänden sich Europas Marktführer Cellnex aus Spanien, Vodafone mit seiner börsennotierten Tochter Vantage Towers sowie American Tower aus den Vereinigten Staaten, berichtete das "Handelsblatt" online unter Berufung auf Finanzkreise. Der Telekom-Teil könnte mit 15 bis 18 Milliarden Euro bewertet werden. Dem Bericht zufolge will die Telekom eine Mehrheit abgeben, aber mindestens 25 Prozent behalten.

Außerdem hätten Infrastruktur-Finanzinvestoren wie EQT sowie ein Zusammenschluss aus KKR und GIP Interesse bekundet. Stonepeak und Vantage-Anteilseigner Digital Colony hätten ebenfalls Interesse gezeigt. Ob sie weiter mit von der Partie seien, sei jedoch unklar.

Dem Bericht zufolge sollen finale Gebote im Mai vorgelegt werden. Der Bonner Konzern wolle sich bis Juni für einen Partner entscheiden.

Mehrere Optionen denkbar


Die einzelnen Interessenten verfolgen demnach unterschiedliche Ziele. Während Vodafone es vorziehe, die Deutsche Funkturm mit Vantage Towers verschmelzen zu lassen, sollen die Spanier von Cellnex ein Modell wie in den Niederlanden präferieren: Dort entstand in einem komplizierten Verfahren ein Gemeinschaftsunternehmen, bei dem sich die Telekom eine Beteiligung an der niederländischen Cellnex-Landesgesellschaft sicherte.

Seit vergangenem Jahr prüft die Telekom mehrere Optionen für die weitere Entwicklung ihres Funkturm-Geschäfts. Weder Partnerschaften noch Verkäufe wurden bislang ausgeschlossen. Mit potenziellen Erlösen will Telekom-Chef Tim Höttges den riesigen Schuldenberg des Konzerns abbauen. Bereits vor ihnen hatte Telefonica ihre Türme an American Tower verkauft.

Börse Online Einschätzung zur T-Aktie

Die Aktie der Deutschen Telekom notierte vor Russlands Einmarsch in die Ukraine und dem Kurssturz an den Börsen bei 16,40 Euro. Im Tief am 7. März kostete ein Anteil dann kurzzeitig nur noch 14,50 Euro. Am Freitag-Vormittag nun schwankt der Telekom-Kurs bei 16,77 Euro, liegt also über dem Niveau vom 23. Februar.

Die T-Aktie hat sich damit ihrem gleitenden 200-Tage-Durchschnitt angenähert, der aktuell bei 16,98 Euro verläuft. Wird diese Chart-Hürde überwunden, öffnet sich weiteres technisches Potenzial bis 17,81 Euro. Darüber wartet als weiterer Widerstand das August-Hoch bei 18,91 Euro.

Börse Online ist optimistisch, dass die Telekom-Aktie dieses Niveau mittelfristig erreichen wird. Das ausgerufene langfristige Kursziel von 21,50 Euro wäre sogar das höchste Niveau seit 2001. Mit einer Dividendenrendite von 3,9 Prozent ist der DAX-Wert längerfristig weiterhin kaufenswert.

mmr mit dpa-AFX/rtr