Europas größter Telekomkonzern rechnet nun für 2020 mit einem bereinigtem Betriebsergebnis (Ebitda) ohne Leasingaufwendungen von mindestens 35 Milliarden Euro statt bisher rund 34 Milliarden Euro. "Ich weiß nicht, ob ich das noch mal erleben werde", sagte Höttges mit Verweis auf die Anhebung um eine Milliarde Euro. Dem Bonner Dax-Konzern kommt zu Gute, dass die Integration der ehemaligen Softbank-Tochter Sprint in den USA schneller voran geht als erwartet, was Geld spart. Die T-Aktie legte rund 0,6 Prozent zu.
T-Mobile US zählte im dritten Quartal erstmals mehr als 100 Millionen Kunden, etablierte sich damit als Nummer zwei vor AT&T und zielt nun laut Höttges auf den Branchenprimus ab: "Mittelfristig ist unser klares Ziel, auch Verizon von der Spitze zu verdrängen." Höttges betonte: "Wir sind weiterhin auf Kurs zu einem 100-Milliarden-Euro-Umsatz-Konzern." Im dritten Quartal stiegen die Erlöse um fast 32 Prozent auf 26,4 Milliarden Euro. Während es jenseits des Atlantiks rund lief, sank der Umsatz in Deutschland und in Europa wegen fehlender Roaming-Einnahmen und einer Flaute beim Smartphone-Absatz leicht.
WERMUTSTROPFEN GROSSKUNDENGESCHÄFT
Negativ setzte sich erneut die Großkunden-Sparte T-Systems ab, die auch nach jahrelangen Umstrukturierungen noch kein Wachstumsrezept gefunden hat. Finanzchef Christian Illek kündigte denn auch weitere Einsparungen an. Auf das bestehende Programm werde ein weiteres aufgesetzt, das "allerdings noch nicht final ist". Im dritten Quartal war der Auftragseingang um ein Viertel auf nur noch 700 Millionen Euro eingebrochen. Wegen der schlechteren Geschäftsaussichten durch die Corona-Krise schrieb die Telekom 500 Millionen Euro auf das Systemgeschäft ab, was den Konzernüberschuss im dritten Quartal um 40 Prozent auf 817 Millionen Euro drückte. Der Umbau bei T-Systems startete bereits 2018 und ging mit dem Abbau Tausender Stellen einher.
Auf die Kosten schauen die Bonner allerdings nicht nur bei T-Systems. Laut Illek wurde zuletzt "massiv" an den Ausgaben für Berater und Reisen gespart und auch bei Einstellungen. Zudem verkauft die Telekom "überflüssige" Immobilien in Folge des Trends zum Home-Office in der Corona-Krise und stellte letztlich mit diesen Maßnahmen sicher, dass operativ nicht nur das US-Geschäft zum Konzernplus beitrug. Von Juli bis September kletterte das bereinigte Ebitda um fast 50 Prozent auf 9,7 Milliarden Euro.
Neben T-Systems beschäftigt die Bonner in all ihren Märkten derzeit der kostenintensive Aufbau eines Netzes für den neuen Mobilfunkstandard 5G. Um weniger vom umstrittenen chinesischen Netzwerkausrüster Huawei abhängig zu sein, will Höttges auf eine Open-Ran-Architektur setzen, um auch andere Antennen-Anbieter nutzen zu können. Zudem hofft der Telekom-Chef, dass bald Rechtsgrundlagen für den Umgang beispielsweise mit Huawei-Technik geschaffen werden.
"In Deutschland sind wir schon jetzt führend bei 5G und bauen unseren Vorsprung aus", sagte Höttges und ließ sich einen kleinen Seitenhieb nicht nehmen: "Ich glaube, 1&1 hat damit noch nicht begonnen." Die United-Internet-Tochter 1&1 Drillisch hatte im vergangenen Jahr bei der 5G-Frequenzversteigerung erstmals mitgeboten, was Experten zufolge für höhere Preise sorgte, und will sich als vierter Netzanbieter hierzulande etablieren. Bisher ist allerdings kaum etwas passiert.
rtr