Nur rund ein Drittel der DAX-Aktien legte in den vergangenen zwölf Monaten zu, der DAX selbst steht neun Prozent tiefer. Knapp zehn Prozent mehr kosten hingegen die Titel der Telekom, vor allem während der Crash-Phase im vierten Quartal zeigten die Papiere Relative Stärke und stehen aktuell am 200-Tage-Durchschnitt.
Günstige Gelegenheit
Im Unterschied zum Gesamtmarkt zeigt der Chart seit 2018 sogar eine Serie steigender Tiefpunkte (grüne Linie), Rücksetzer wurden immer früher zum Kauf genutzt. Die Unterstützungslinie verläuft derzeit bei rund 14 Euro und bietet sich als Orientierung für einen sehr engen Stopp an. Wer mehr Luft lassen möchte, platziert die Absicherung unterhalb von 13 Euro.
Lediglich der seit Dezember bestehende Abwärtskanal (rot) trübt ein wenig die Stimmung. Anleger die lieber vorsichtiger agieren möchten, warten daher einen Ausbruch über die obere Begrenzung bei 14,50 Euro ab. Eine erste Zwischenetappe auf dem Weg nach oben stellen das November-Hoch um 15,50 Euro sowie darüber die Zone um 16 Euro dar. Mittel- bis langfristig siedelt Börse Online das Kursziel bei 18 Euro an. Unter dem Strich sieht das Chance-Risiko-Verhältnis aus technischer Sicht somit gut aus.
Attraktive US-Tochter
Fundamental überzeugt das Bild ebenfalls, wobei Anleger genauer hinschauen müssen. Im vergangenen Jahr erhöhten die Bonner drei Mal ihre Prognose. Sehr viel Freude bereitet aber nur die Geschäftsentwicklung bei T-Mobile US. Auch 2018 jagte die Telekom-Tochter den beiden Platzhirschen AT&T und Verizon mit einer aggressiven Preispolitik und wirkungsvollen Marketingaktionen Kunden ab und präsentierte Rekordzahlen. Allein im vierten Quartal entschieden sich eine Million Kunden für T-Mobile US nach 912.000 im Vorjahreszeitraum. Für das neue Jahr rechnet das Management mit 3,6 Millionen neuen Abonnenten - besonders der Mobilfunkstandard 5G dürfte hier für Schwung sorgen. Bereits 2020 soll die landesweite Abdeckung zur Verfügung stehen.
Während es operativ somit brummt, steht die Fusion mit Sprint im dritten Anlauf auf der Kippe. Zuletzt machten einige Senatoren Stimmung gegen den 26 Mrd. Dollar schweren Deal zwischen der Nummer drei und vier (Sprint). Steigende Preise für Kunden, geringerer Wettbewerb und nachlassende Innovationen werden angeführt. T-Mobile-Chef John Legere lenkt hingegen den Fokus auf andere Bereiche. So betont er mehrfach, dass sein Unternehmen keine Huawei- oder ZTE-Ausrüstung einsetzt. Welche Argumente die Entscheidung der Wettbewerbsbehörden letztlich mehr beeinflussen werden, ist vollkommen offen.
5G-Risiko in Deutschland
Am Donnerstag wird der Mutterkonzern die Jahresabschlusszahlen und den 2019er-Ausblick präsentieren. Analysten rechnen mit einem schwachen Umsatzanstieg von 74,9 auf 75,2 Mrd. Euro. Das Betriebsergebnis (Ebit) dürfte leicht um zwei Prozent auf 9,6 Mrd. Euro zulegen. Beim Gewinn je Aktie werden etwa 0,91 Euro erwartet, vor drei Monaten lagen die Prognosen bei 0,93 Euro. Für 2019 wird ein Umsatzanstieg auf 77,4 Mrd. Euro prognostiziert, die Gewinnschätzungen liegen bei 1,06 Euro je Aktie. Ein wichtiges Thema wird auch die anstehende Versteigerung der 5G-Mobilfunkfrequenzen sein. Mit dem überraschenden Einstieg in die Auktion von United Internet dürften die Kosten weiter steigen, dies belastet die Telekom-Aktie. Allerdings besteht hier noch sehr viel Unsicherheit. Ministerpräsidentin Manuela Schwesig plädiert dafür, aus der Logik der Versteigerungen auszusteigen und kostenfreie Lizenzen zur Verfügung zu stellen. Im Gegenzug soll eine 100-prozentige Abdeckung in Deutschland sichergestellt werden.
Auf Seite 2: Empfehlung der Redaktion
Empfehlung der Redaktion
In den kommenden Wochen wird die Telekom-Aktie stärker im Fokus stehen, die Entscheidung zur möglichen Fusion der US-Tochter sowie die 5G-Thematik sind das Salz in der Suppe. Aus Sicht der Bewertung ist die Aktie mit einem 2019er-KGV von 14,6 im Branchenvergleich zwar eher teuer, der Zehn-Jahres-Durchschnitt liegt hingegen bei 15. Für das Indexschwergewicht spricht die überdurchschnittlich hohe Dividendenrendite von 4,7 Prozent (Hauptversammlung am 28. März). Auch aufgrund des defensiven Charakters lautet die Empfehlung somit "Kaufen".
Zielkurs: 18,00 Euro
Stoppkurs: 12,90 Euro Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des börsentäglichen Anlegermagazins "Index-Radar". Der Spezialist für Technische Analyse ist regelmäßiger Gast bei n-tv und dem Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Bei BÖRSE ONLINE war er sechs Jahre Online-Koordinator und Redakteur mit den Schwerpunkten Nebenwerte Deutschland, Zertifikate und Technische Analyse. www.index-radar.de
Mehr von BÖRSE-ONLINE.de gibt es auf Instagram und Facebook