Die Deutsche Wirtschaft hat nach revidierten Zahlen im zweiten Quartal ein leichtes Plus von 0,1 Prozent zum Vorquartal erreicht. In einer ersten Schätzung des Statistischen Bundesamts war von stagnierender Wirtschaftsentwicklung im Zeitraum April bis Juni 2022 die Rede gewesen. Im ersten Quartal 2022 hatte das Bruttoinlandsprodukt noch um 0,8 Prozent zugelegt.
Allerdings dürfte sich die Wirtschaftsentwicklung im dritten und vierten Quartal eintrüben. Die Bundesbank rechnet im zweiten Halbjahr 2022 bis Anfang 2023 mit einer Rezession, also einem schrumpfenden Bruttoinlandsprodukt über mindestens zwei Quartale. Die Inflationsrate soll im Herbst auf rund zehn (Juli: 8,5) Prozent klettern. Dies dürfte den privaten Konsum stark zurückgehen lassen, der im ersten Halbjahr noch ein Haupttreiber des Wirtschaftswachstums war.
Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank, warnte davor, die Q2-Zahlen überzubewerten. Sie seien "eine kleine positive Überraschung". Mit Blick auf das laufende Quartal stecke deutsche Volkswirtschaft jedoch bereits in der Rezession. "Die massiv gestiegenen Lebenshaltungskosten kosten Kaufkraft, gleichzeitig ist auch die Industrie mit hohen Energiekosten und noch immer fehlenden Vorprodukten belastet", sagt Gitzel. Die Belastungsfaktoren seien derzeit so groß, dass selbst ein schärferer Abschwung nicht ausgeschlossen werden könne. "Oder um es anders zu formulieren: Es müsste schon sehr viel Positives passieren, dass eine Rezession ausbleibt."