"Überall erklären wir, warum wir uns die LEG als Partner mit ihren Wohnungsbeständen in Nordrhein-Westfalen ausgesucht haben und warum jetzt der richtige Zeitpunkt ist." Das sei ein Stück Arbeit, räumte Zahn am Rande der Immobilienmesse "Expo Real" in München ein: "Wir haben noch Überzeugungsarbeit vor uns, denn das ist zwar aus Sicht der Deutschen Wohnen eine konsequente, aber keine selbsterklärende Transaktion." Der Manager hofft, dass die eigenen Aktionäre am Ende mitziehen. Sie werden abermals über eine Kapitalerhöhung zur Kasse gebeten. Die Entscheidung fällt auf einer außerordentlichen Hauptversammlung am 28. Oktober.

Sollte der Zukauf noch scheitern, wäre es die zweite Niederlage für Vorstandschef Zahn nach der fehlgeschlagenen Übernahme der österreichischen Conwert zu Jahresbeginn, wo er bei Anlegern und Management abgeblitzt war. Das soll diesmal anders sein. Das LEG-Management unterstützt das Vorhaben jedenfalls. Deutsche Wohnen, die Nummer zwei unter den börsennotierten Wohnungskonzernen in Deutschland, hatte die Übernahme im September angekündigt. Durch ein Zusammengehen mit der LEG würden die Berliner den Abstand zum inzwischen im Dax notierten Branchenführer Vonovia wieder verkürzen. Bis zum Jahresende soll die Fusion mittels Aktientausch über die Bühne gehen. Inklusive Schulden ist der Deal rund acht Milliarden Euro schwer.

Zahn ist optimistisch, dass der Deal gelingt. "Ich möchte mit der Deutschen Wohnen gern den nächsten Schritt gehen", betonte der Manager, der den Konzern seit 2007 führt und seither etliche Zukäufe - Gehag, Baubecon, GSW - unter Dach und Fach gebracht hat. Die eigenen Aktionäre stünden vor einer Grundsatzentscheidung: "Wie soll sich die Deutsche Wohnen in den nächsten Jahren aufstellen? Wo wollen wir wachsen?" Mit der LEG wäre der Konzern in Zukunft breiter aufgestellt. "Das halte ich für besser, als langfristig von einem einzigen Markt abhängig zu sein." Standbeine seien dann neben Berlin auch das Rhein-Main-Gebiet und eben NRW. Beide Gesellschaften verwalteten qualitativ hochwertige Bestände, der Leerstand sei gering.

Auf Seite 2: "BERLIN BLEIBT UNSERE DNA"





"BERLIN BLEIBT UNSERE DNA"



Manche Analysten hatten zuletzt bemängelt, Deutsche Wohnen verwässere mit der Akquisition das bisherige Geschäftsmodell. Auch bei einigen Investoren kam diese Frage auf. Von den künftig 250.000 Wohnungen liegt noch knapp die Hälfte in der Hauptstadt. Dennoch sei die Sorge unbegründet, betonte der 52-Jährige. "Wir geben Berlin definitiv nicht auf. Berlin bleibt unser Kernmarkt, das ist und bleibt unsere DNA." Zukäufe seien dort aber sehr teuer geworden. "Also müssen wir uns anderswo umschauen."

Die letzten neun Monate habe er den Markt intensiv analysiert, berichtete Zahn. Die LEG sei noch recht günstig bewertet. Die LEG-Aktionäre sollen für je zehn ihrer Aktien 33 neue Deutsche-Wohnen-Papiere erhalten. Zum Schlusskurs vom letzten Handelstag vor der Ankündigung ist das ein Aufschlag von rund 13 Prozent. Ein reiner Aktiendeal sei eine Herausforderung, räumte er ein. "Denn der Markt ist sehr volatil. Eine solche Milliarden-Offerte über sechs Wochen anzubieten, ist lang."

Greifen auch genug LEG-Aktionäre bei der Offerte zu, kann es losgehen: Zuerst werde das Kernportfolio definiert, dann die Mannschaft, sagte Zahn. Die Diskussion über einen Stellenabbau halte er zum jetzigen Zeitpunkt für unseriös. Das kombinierte Ergebnis aus dem laufenden Geschäften der beiden Firmen liegt bei etwa 600 Millionen Euro. Zahn lockt die Anleger mit der Aussicht auf eine höhere Dividende. "Das wird ein Thema für uns im kommenden Jahr. Wir wissen schon lange, dass wir auf der Dividendenseite etwas machen müssen." Deutsche Wohnen schüttet derzeit 60 Prozent des Ergebnisses aus, LEG 65 Prozent.

Reuters