Robert Halver verrät, warum Deutschland jetzt der Turnaround gelingen kann, warum wir dafür viele Schulden aufnehmen müssen und welche Branchen und Aktien jetzt davon profitieren werden.
"Ich gehe davon aus, dass das nächste Jahr eben, ich habe es ja eingangs genannt, ein Jahr ist, das sich wirtschaftlich, weltkulturell stabilisierend zeigen wird. Das heißt, die Zykliker werden wieder gefragt sein. Das ist in Deutschland vor allen Dingen der Maschinenbau, das ist die Chemie, das ist die Elektrotechnik, das ist der Zulieferbereich. Die werden davon profitieren", sagt Robert Halver, Leiter Kapitalmarktstrategie bei der Baader Bank zu BÖRSE ONLINE. Doch welche Aktien favorisiert er?
Robert Halver: Diese Aktien würde ich jetzt kaufen
"Diese Werte gibt es natürlich auch vor allen Dingen im MDAX, also nicht nur im DAX, sondern vor allen Dingen in der zweiten Reihe im MDAX, wo wir ja eigentlich unser Know how finden", erklärt Halver. Zwar finde man auch im SDAX und im TecDAX gute Unternehmen, aber er konzentriert sich vor allem auf den MDAX.
"Und ich glaube, dass der MDAX gute Chance hat, im nächsten Jahr 2024 auch den DAX zu schlagen, was er ja lange Jahre auch gemacht hat. Denn wenn die Wirtschaft läuft, dann braucht man eben auch die zyklischen Werte. Zudem sind die deutschen Mittelstands-Aktien auch nicht teuer. Und bevor jetzt Amerikaner und angelsächsische Großanleger sich da ranmachen an die deutschen Schleckereien und sich wie auf dem Weihnachtsteller die Schokoladen-Plätzchen raussuchen und für uns die harten Kekse übrig bleiben - sollte man eben genau die von mir genannten Branchen auch für sich nutzen."
Robert Halver: Darum ist es gut, neue Schulden aufzunehmen
Dabei führt Robert Halver aus, dass wir aktuell vieles aus der getrübten deutschen Brille sehen. Dabei sind viele deutsche Unternehmen weltweit tätig und da läuft es gut. Deswegen gibt es aber auch die Gefahr, dass gute Unternehmen abwandern. Um das zu verhindern, sollte Deutschland auch neue Schulden aufnehmen: "Ich möchte auch hier etwas zu sagen zur Schulden, Schuldenbremse. Ich habe nie ein Problem gehabt mit der Lockerung der Schuldenbremse unter einer einzigen Bedingung, aber einer harten Bedingung. Jeder Cent neun Schulden kann nur wie in Amerika der Infrastruktur, dem Wirtschaftsstandort Deutschland zugutekommen. Nicht noch mehr sozial leisten, nicht noch mehr. Wir haben es gerade besprochen, die Weihrauch geschwängerte Staatswirtschaft, die meint, ich mache noch mehr Schulden, damit die Wähler mich noch mehr beim nächsten Mal wählen. Nein, das werden die Wähler eben nicht tun. Es ist schon wichtig, dass eine Wirtschaft von sich aus läuft, indem man die Infrastruktur, die Basisdaten durch Schulden und Investition verbessert. Dafür können wir gerne Schulden machen bzw. dafür müssten wir Schulden machen, weil Amerika und die Chinesen geben so viel Geld aus und machen auch Schulden, um ihre Standorte fit zu kriegen."
Und Robert Halver fügt hinzu, dass Deutschland ja gar keine andere Chance habe, als Schulden zu machen. Allerdings müssen diese sinnvoll sein. Halver: "Wenn man Schulden macht, ist das so, als würden sie eine Immobilie kaufen. Dann machen sie auch Schulden. Da wird ihnen niemand, niemals, wenn sie es das machen sollten, einen Vorwurf machen, weil sie ja den Schulden ein Vermögen gegenübersetzen. So ist es immer volkswirtschaftlich, wenn man den Schulden eine Infrastruktur, Netzqualität, Bildung und weiteres als vermögen entgegensetzt. Wenn wir das hinbekommen, dann haben wir auch wieder gute Aussicht. Aber wie gesagt, das müssten wir jetzt auch machen. Und Ideologie ist leider wie ein Brett vom Kopf. Die Bretter müssen runter."
Das gesamte Interview mit Robert Halver und warum er die USA bald als Wirtschafts-Feind sieht, das sehen Sie jetzt auf unserem neuen Youtube-Kanal BÖRSE ONLINE.
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