In Berlin und in anderen deutschen Städten jubelten Hunderttausende auf den Fanmeilen. Vor dem Brandenburger Tor wurde ein Feuerwerk entzündet. Nach den Titelgewinnen 1954, 1974 und 1990 prangt nun der vierte Stern auf den Trikots der Nationalmannschaft. Und über Rio de Janeiro erstrahlte die Christus-Statue in Schwarz-Rot-Gold.

Auch Kanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Joachim Gauck fieberten im Maracaná-Stadion mit. Als Andre Schürrle nur sieben Minuten vor Ende der Verlängerung flankte, Götze den Ball mit der Brust annahm und mit Links ins argentinische Tor schoss, hielt auch Merkel und Gauck nichts mehr auf ihren Plätzen. Sie sprangen auf und rissen die Arme hoch. Rousseff umarmte Merkel und gratulierte zur Führung. Wenig später konnte Argentiniens Stürmerstar Lionel Messi einen Freistoß nicht verwandeln, und der Sieg war der deutschen Mannschaft nicht mehr zu nehmen. Mit ihr hat erstmals ein europäisches Team eine Fußball-WM in Südamerika gewonnen.

Bei der Siegerehrung umarmte Merkel jeden Spieler kurz. Gauck drückte den Fußballern herzlich die Hand und dankte dem Gastgeber Brasilien. "Es war ein Nervenspiel", sagte der Präsident in der ARD. "Ich habe so gezittert und gebebt."

"Niemand hat es so verdient wie wir", sagte Bundestrainer Löw. Die Mannschaft sei zusammengewachsen und habe alles gegeben. Löws Vorgänger Jürgen Klinsmann, der heute die Nationalmannschaft der USA trainiert, gratulierte seinem einstigen Assistenten per Twitter: "Yes, yes, yes!!! Jogi, you did it!!!" Regierungssprecher Steffen Seibert twitterte: "54, 74, 90 und 2014 - der 4. Stern, hart erarbeitet und total verdient."

Auf Seite 2: "GANZ DEUTSCHLAND IST WELTMEISTER"

"GANZ DEUTSCHLAND IST WELTMEISTER"

"Unglaublich", kommentierte Torwart Manuel Neuer das Ergebnis wenige Minuten nach dem Abpfiff. "Ganz Deutschland ist Weltmeister." Nun werde mindestens fünf Wochen lang gefeiert, sagte Neuer, der als bester Torwart der WM zudem mit dem Goldenen Handschuh ausgezeichnet wurde.

Als bester Spieler des Turniers wurde Vize-Weltmeister Messi mit dem Goldenen Ball geehrt. Sein Trainer Alejandro Sabella sagte, er sei sehr traurig, dass es für Argentinien nicht zum Sieg gereicht habe. Aber er sei auch stolz auf seine Mannschaft, die ein großartiges Spiel gemacht habe. "Der Schmerz ist riesig, weil wir den Pokal mit nach Argentinien nehmen wollten", sagte Javier Mascherano, der Mittelfeld-Regisseur der Albiceleste. "Der Schmerz wird ewig dauern."

In Buenos Aires reagierten die Fans auf Götzes Tor mit starrem Entsetzen. "Das ist noch ein Schlag ins Gesicht", sagte ein 40-Jähriger. "Es gibt keine Freude mehr. Aber immerhin sind wir Zweiter geworden und müssen uns nicht schämen."

Unbändige Freude dagegen bei den Deutschen: In Berlin konnte selbst Regen die Menge nicht davon abhalten, auf der Fanmeile zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule zu feiern. In einem schwarz-rot-goldenen Fahnenmeer bejubelten rund 300.000 Menschen den vierten Stern für Deutschland. Auf dem Kurfürstendamm im Westen der Hauptstadt ging nichts mehr - ein Autocorso blockierte die Magistrale. Begeisterte Fans kletterten an Verkehrsschildern und Straßenlaternen hoch und schwenkten Fahnen. Auch in anderen Städten sahen zahlreiche Fußball-Fans das Endspiel im Freien auf riesigen Leinwänden. In München etwa feierten laut Polizei nach Mitternacht mehr als 80.000 Menschen in der Innenstadt.

Die deutsche Mannschaft wird am Dienstagmorgen in Berlin landen und später vor dem Brandenburger Tor von ihren Fans empfangen werden. Es war bereits das dritte Mal, dass sich Deutschland und Argentinien in einem WM-Finale begegneten. 1986 gewannen die Argentinier in Mexiko-Stadt, vier Jahre später siegte die deutsche Elf in Rom. 2018 findet die nächste Fußball-Weltmeisterschaft in Russland statt.

Nur eine Stunde vor Beginn des Spiels war die Polizei in Rio de Janeiro mit Tränengas gegen eine kleine Gruppe von Demonstranten vorgegangen. Rund 200 Menschen hatten Medienberichten zufolge versucht, eine Absperrung in der Nähe des Maracaná-Stadions zu durchbrechen. Hunderttausende Brasilianer hatten noch wenige Monate vor der WM gegen das Sportereignis protestiert und statt der immensen Ausgaben dafür Investitionen in Bildung und Gesundheit sowie Reformen verlangt. Je näher die WM rückte, desto mehr ebbten die Proteste ab. Bei Rousseffs Auftritt im Stadion machten allerdings viele Brasilianer ihrem Unmut Luft und pfiffen ihre Präsidentin aus.

Reuters