"Der Preis für Atmel ist zu hoch", kommentierte Marktanalyst Heino Ruland vom Brokerhaus ICF. Auch Commerzbank-Spezialist Thomas Becker sieht Risiken angesichts der anstehenden Integrationsarbeit sowie der Kapitalerhöhung, die zu einer starken Verwässerung der Aktien von Altaktionären führen werde. DZ-Bank-Analyst Harald Schnitzer bezeichnete die Kosten für den Deal jedoch als vertretbar.
"Andere Transaktionen im Halbleitersegment waren teilweise deutlich teurer." Als positiv hob der Analyst hervor, dass Dialog mit dem Kauf von Amtel die Abhängigkeit vom Großkunden Apple reduziere. Dessen Umsatzanteil sinke auf gut 40 Prozent von über 70 Prozent.
Aus Dialog und Atmel soll ein Konzern mit 6500 Mitarbeitern und einem Umsatz von über 2,5 Milliarden US-Dollar entstehen.
ÜBERNAHME SOLL Im ERSTEN QUARTAL 2016 ÜBER DIE BÜHNE GEHEN
Dialog Semiconductor mit Hauptsitz im englischen Reading bei London will den Kaufpreis für Amtel in bar und Aktien zahlen, wie die Firma am Wochenende mitteilte. Die Transaktion steht noch unter dem Vorbehalt der Genehmigung durch die Aufsichtsbehörden und der Aktionäre von Dialog und Atmel.
Für die Barkomponente des Kaufpreises will Dialog 2,1 Milliarden Dollar an neuen Schulden aufnehmen, außerdem sollen die Atmel-Aktionäre 49 Millionen Anteilsscheine von Dialog erhalten, was rund 38 Prozent des Aktienkapitals von Dialog Semiconductor ausmachen wird. Je Atmel-Aktie werde bei dem Geschäft ein wirtschaftlicher Gegenwert von 10,42 Dollar angenommen, davon sollen 4,65 Dollar in bar bezahlt werden.
Die Halbleiterbranche erlebt eine Welle von Zusammenschlüssen, da die Firmen neue Tätigkeitsgebiete abseits des gesättigten Marktes für Mobilfunkchips erschließen wollen. Dialog stand im vergangenen Jahr kurz vor einer Fusion mit der österreichischen AMS, der Deal scheiterte aber an unterschiedlichen Auffassungen über die Bewertung der Firmen und die künftige Strategie.