DAS IST LOS BEI DIALOG SEMICONDUCTOR:
Um künftig unabhängiger vom Tech-Giganten Apple zu werden, schaut sich Dialog Semiconductor derzeit um. Der Vorstand plant, den Konzern durch Zukäufe breiter aufzustellen. Bislang bietet Dialog Semiconductor Audio-, Schnelllade- und Bluetooth-Chips für Smartphones, Tablets und andere Mobilgeräte an. In der Vergangenheit hatte das Unternehmen bereits sein Geschäft mit Stromsteuerungschips in weiten Teilen an Apple verkauft. Im Sommer übernahm Dialog den US-Schaltkreis-Spezialisten Adesto.
Erfolge feiern konnte der Konzern zuletzt mit Telefonen und Tablets, die im neuesten Mobilfunknetz 5G funken: Wegen der starken Nachfrage hob der Vorstand die Umsatzprognose für das vierte Quartal des vergangenen Jahres auf 436 bis 441 Millionen Dollar an. Die positive Entwicklung der Nachfrage dürfte auch im ersten Quartal andauern. Die Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr 2020 will Dialog am 3. März vorlegen.
Beim Ergebnis sieht es dagegen alles andere als rosig aus: Die ersten neun Monate des vergangenen Geschäftsjahres fuhr Dialog Semiconductor einen Verlust von sieben Millionen Dollar ein, nachdem die Firma zuvor einen Gewinn von 83,9 Millionen Dollar erwirtschaftet hatte. Das Management machte Wertminderungen im Zusammenhang mit der Übernahme des US-Schaltkreis-Spezialisten Adesto im Sommer dafür verantwortlich.
Mit Blick auf das dritte Quartal zeigte sich Konzernchef Jalal Bagherli aber zufrieden. Die anhaltende Konsumnachfrage etwa nach Kopfhörern, Digitaluhren, Notebooks und Tablets dürfte sich im vierten Quartal fortsetzen, prognostiziert er. Der Manager verwies zudem darauf, dass der Fokus derzeit auch auf der Integration von Adesto liege und Dialog sein Geschäft mit dem Internet der Dinge ausbaue.
DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:
Die meisten der von der Nachrichtenagentur Bloomberg erfassten Finanzanalysten raten derzeit zum Kauf von Dialog-Aktien. Ein Dutzend der insgesamt 18 Experten spricht sich dafür aus. Mehrere hoben erst kürzlich ihre Kursziele an. Fünf Analysten empfehlen das Halten der Scheine und nur einer ist der Meinung, dass Anleger ihre Anteile veräußern sollten.
Zum Lager der Optimisten gehört etwa Francois-Xavier Bouvignies von der Schweizer Großbank UBS. Mit etwas über den Erwartungen liegenden Umsätzen halte die solide Geschäftsentwicklung bei dem Chipentwickler an, kommentierte er die jüngsten Quartalszahlen. Und Analyst Christian Sandherr von der Privatbank Hauck & Aufhäuser sieht das Halbleiterunternehmen wieder auf den Wachstumspfad eingeschwenkt.
Frédéric Yoboué vom Investmenthaus Bryan Garnier betonte, die Aktie sei günstig bewertet und verfüge über zahlreiche Voraussetzungen für langfristiges Wachstum. UBS-Experte Bouvignies sieht die unterdurchschnittliche Kursentwicklung der Dialog-Aktie im Vorjahr in der "starken Fokussierung auf den Hauptkunden Apple und der Adesto-Übernahme" begründet. Für das laufende Jahr bleibe das Papier einer seiner "Top-Picks". Der Halbleiterkonzern dürfte 2021 erstmals seit 2018 wieder ein Umsatzwachstum verzeichnen, glaubt der Branchenkenner.
Verhaltener zeigt sich das Analysehaus RBC. Analyst Mitch Steves stufte die zuletzt angehobene Umsatzprognose des Unternehmens zwar generell als positiv ein, letztendlich sei die Anhebung aber nur moderat ausgefallen. Zudem sei dies nach den jüngsten Ankündigungen weiterer Apple-Lieferanten bereits erwartet worden. Ähnlich reagierte Analyst Sandeep Deshpande von der US-Bank JPMorgan. Er sprach zwar von einem überraschend guten Quartal und einem besseren Ausblick auf das Jahresende als erwartet. Das reicht ihm aber nicht. Er blieb bei seinem Rat, die Aktie zu halten.
DAS MACHT DIE AKTIE:
Im Zuge des Brexits war Dialog Semiconductor aus dem MDax geflogen, da das Unternehmen seinen operativen und juristischen Hauptsitz im Vereinigten Königreich hat. Mit der Ankündigung Anfang dieses Jahres, dass die Aktien im Zuge des Brexit in Frankfurt zum Handel zugelassen würden, kamen kurzzeitig Spekulationen über eine Rückkehr in den deutschen Index auf. Daraus wird aber nichts, denn Dialog erfüllt die neuesten Aufnahmekriterien nicht.
Mit einem Wert von aktuell 48,80 Euro pro Anteilsschein liegt das Dialog-Papier in etwa auf Augenhöhe mit seinem Niveau von Mitte Januar 2020. Das turbulente vergangene Börsenjahr hat das Papier damit hinter sich gelassen. Lange Zeit sah es aber deutlich schlechter aus.
Zur bereits im Januar begonnenen Schwäche gesellte sich ab Februar an den Börsen der Schock durch die Corona-Pandemie und drückte den Kurs deutlich nach unten. Zum Corona-Tiefpunkt Mitte März war ein Dialog-Papier nur noch knapp über 17 Euro wert.
Im Zuge der allgemeinen Erholung am Markt kletterte der Kurs bis in den August hinein bis auf ein Zwischenhoch 44,69 Euro. Darauf folgten allerdings wieder Kursab- und -aufwertungen, so dass die Dialog-Aktie das Jahr 2020 mit einem kleinen Minus abschloss.
Seit Jahresbeginn 2021 kommt nun wieder Leben in die Aktien, die Quartalszahlen, der angehobene Umsatzausblick und die zahlreichen Kurszielanhebungen dürften ein gutes Stück geholfen haben. An diesem Donnerstag (14.1) schwang sich die Dialog-Aktie zeitweise sogar bis 48,95 Euro auf - und kostete damit so viel wie seit dem Frühjahr 2017 nicht mehr. Auch das durchschnittliche Kursziel der Analysten in Höhe von 50,93 Euro rückt damit näher.
dpa-AFX