Denn die Offerte für Atmel besteht zum Teil aus eigenen Aktien, deren Wert sinkt. Über das Wochenende hatte sich ein unbekannter zweiter Bieter gemeldet, der ein reines Bar-Angebot für den US-Chipkonzern in Aussicht gestellt hat. "Aus unserer Sicht wird durch das schwach laufende Kerngeschäft von Dialog Semiconductor die Wahrscheinlichkeit für eine Akquisition von Atmel geringer", sagte Baader-Analyst Günther Hollfelder.
Das deutsch-britische Unternehmen erwartet für das vierte Quartal nur noch Erlöse zwischen 390 und 400 Millionen Dollar, wie Dialog mitteilte. Bislang war der Apple-Zulieferer von 430 bis 460 Millionen Dollar ausgegangen. Vor einem Jahr waren es 435 Millionen Dollar. Die Schwäche im Handy-Geschäft trifft Dialog ins Herz: Die Sparte machte 2014 gut 80 Prozent des Konzernumsatzes aus. Analysten schätzen, dass Apple für 95 Prozent der Dialog-Umsätze in dem Segment verantwortlich ist.
Die im TecDax notierte Dialog-Aktie sackte zeitweise über 17 Prozent auf 26,50 Euro ab, erholte sich im Tagesverlauf aber etwas. Damit ist das Übernahmeangebot von Dialog nur noch 8,27 Dollar je Atmel-Aktie wert. Als Dialog die Offerte im September vorgelegt hatte, lag sie bei 4,6 Milliarden Dollar - heute ist es gut eine Milliarde Dollar niedriger. Atmel-Papiere schlossen am Montag bei 8,72 Dollar. Gleichzeitig liegt den Kaliforniern eine Offerte über neun Dollar je Aktie in bar vor.
Die Halbleiterindustrie steht vor einem tiefgreifenden Wandel. Jahrzehntelang hatte es in der Branche so gut wie keine Übernahmen gegeben. Doch Kostendruck und eine größer werdende Konkurrenz aus China führen zu einer regelrechten Fusionswelle : Infineon schluckte die US-Firma International Rectifier, die niederländische NXP stieg mit Freescale zu Europas Marktführer auf und in den USA erwarb Avago Technologies für 37 Milliarden Dollar den Rivalen Broadcom - der bisher teuerste Deal der Branche.