Unruhe im Technologiesektor: Die Apple-Aktie brach am Freitag zeitweise fünf Prozent ein und schloss bei -3,88 Prozent. Am Montag ging die Talfahrt weiter: Die Papiere des iPhone-Herstellers fielen um 4,3 Prozent auf 142,51 Dollar - sie notieren damit so niedrig wie zuletzt am 21. April. Denn die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte von Chip-Problemen berichtet. Neben Infineon (-4,83 Prozent) und Aixtron (-4,99 Prozent) war der Kurs des Apple-Zulieferers Dialog Semiconductor am Montag acht Prozent schwächer.

Der deutsch-britische Zulieferer Dialog Semiconductor macht mehr als 70 Prozent seiner Umsätze mit Apple. Das Unternehmen stellt Halbleiter für Schnellladegeräte her. Die Chips werden in allen iPhones, iPads und Uhren verbaut. Der Konzern verdiente im abgelaufenen Geschäftsjahr 261 Millionen US-Dollar.

Chip-Probleme bei Apple



In dem Bloomberg-Bericht hieß es, das neue iPhone könne mit der Konkurrenz nicht mithalten. Denn damit könnten Nutzer langsamer im Internet surfen als mit manchen Android-Smartphones vom Rivalen Google.

Hintergrund ist, dass Apple die Chips von mehreren Zulieferern bezieht - die offenbar von unterschiedlicher Qualität sind. Denn die Produkte von Intel schaffen keine Downloads in einer Geschwindigkeit von einem Gigabit pro Sekunde. Die Chips von dem Zulieferer Qualcomm hingegen schaffen das. Doch auch bei diesen Smartphones drosselt Apple die Geschwindigkeit: Denn alle Geräte sollen dieselbe Leistung besitzen. Das neue iPhone 8 wird noch in diesem Herbst erwartet.

Dialog Semiconductor von Apple abhängig



Wenn Nutzer mit dem iPhone langsamer im Internet surfen können als mit Android-Geräten, kann sich das auf die Verkaufszahlen von Apple auswirken - und damit auch auf das Ergebnis von Dialog Semiconductor.

Bereits Mitte April war erkennbar, wie stark das Unternehmen von Apple abhängig ist: Die Analysten des Bankhauses Lampe hatten in einer Studie geschrieben, der Hauptkunde entwickle einen eigenen Chip. Dadurch könne der US-Konzern zumindest teilweise auf Dialog-Produkte verzichten. Somit würden die Aufträge für den Zulieferer sinken. Der TecDax-Wert brach daraufhin um 22 Prozent ein. Chef Jalal Bagherli gab jedoch kürzlich Entwarnung: Die Beziehung zu Apple sei weiterhin sehr stark, sagte er.

Von dem Kurssturz von 47,62 Euro auf 30,49 erholte sich die Aktie damals sehr schnell: Noch am gleichen Tag holte das Papier die Kursverluste wieder auf und schloss bei 40,10 Euro. Heute notieren sie bei knapp über 41,00 Euro.

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Einschätzung der Redaktion



Dialog Semiconductor ist stark abhängig von Apple - was auch Vorteile hat. Der US-Konzern stellte kürzlich den "HomePod", einen vernetzten Lautsprecher, vor. Davon könnte Dialog profitieren: Commerzbank-Analyst Thomas Becker schrieb in einer Studie vom vergangenen Dienstag, dessen Einführung sei "leicht positiv" für den Zulieferer.

Die Dialog Semiconductor-Aktie ist mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 14,14 im Branchenvergleich sehr günstig bewertet. Das Papier des österreichischen Konkurrenten AMS stieg im laufenden Jahr bereits um knapp 124 Prozent. Dieses ist es mit einem Wert von 41,15 fast dreimal so teuer. Der Kurs von Dialog trat nahezu auf der Stelle.

Die Aussichten von Dialog Semiconductor für das laufende Jahr sind gut. Der Konzern erwartet, dass der Umsatz im zweiten Quartal um zwölf Prozent auf 235 bis 265 Millionen US-Dollar steigt. Noch im vergangenen Jahr setzte Dialog nur 1,2 Milliarden US-Dollar um - knapp zwölf Prozent weniger.

Ein neuer Großaktionär gab der Aktie zuletzt Rückenwind. Seit Anfang Mai hält der chinesische Konzern Unis Technology von der Universität Tsinghua 3,3 Prozent der Anteile. "Es gibt Investoren, die das Unternehmen interessant finden", kommentierte ein Händler damals. "Das motiviert auch andere Anleger zum Kauf."

Wie Apple die Chip-Probleme lösen will, ist unklar. Der Konzern wolle sich nicht auf nur einen Zulieferer verlassen, schrieb Bloomberg. Sinkende Verkäufe des neuen iPhones würden sich negativ auf den Umsatz von Dialog auswirken. Ob das langsamere Internet aber wirklich die Verkaufszahlen des iPhones drückt, ist ungewiss: Die meisten Nutzer benötigen gar keine Download-Geschwindigkeit von einem Gigabit pro Sekunde oder können sie nicht wahrnehmen, da das Mobilfunknetz dazu nicht ausreicht. Wahrscheinlich werden sich nur wenig bestehende Apple-Kunden wegen des etwas langsameren Internets gegen das neue iPhone entscheiden.

Dialog zahlt keine Dividende. Wie sich der bevorstehende Brexit auf das Geschäft des Konzerns - der rechtliche Sitz befindet sich in England, die operative Leitung hingegen in Baden-Württemberg - auswirkt, ist unsicher.

Empfehlung: Halten.
Stoppkurs: 39,00 Euro
Kursziel: 60,00 Euro