Bei beiden Firmen dominiert Apple als größter Kunde. Allerdings sind die beiden Firmen, deren Chipportfolien sich gut ergänzen, auch mit Apples Konkurrent Samsung gut im Geschäft und haben damit auch ein Standbein im Smartphone- und Tabletmarkt, der von Google Betriebssystem Android dominiert wird. Das künftige Unternehmen soll, wie bisher AMS, an der Schweizer Börse notiert werden.
Das Listing von Dialog soll dafür aufgegeben werden. Damit schlüpfen die Schwaben unter das Dach von AMS und werden den künftigen Vorstandschef stellen. Im Gegenzug soll ein Vertreter des österreichischen Chipherstellers die Leitung des Aufsichtsrats der fusionierten Halbleiterfirmen übernehmen - voraussichtlich der amtierende AMS-Chef Laney. Beide Unternehmen gelten als starke Profiteure der für September/Oktober erwarteten Apples Produktoffensive mit neuem iPhone und der ersten Smartwatch der Kalifornier.
Zudem hat sich Bagherlis Firma Dialog Semiconductor mit der Übernahme der Firma iWatt im vergangenen Jahr nach Einschätzung von Experten frühzeitig einen neuen Markt gesichert: Chips für das schnelle Laden mobiler Geräte, das sogenannte Fast Charging. Dafür ist ein Halbleiter im Ladegerät und ein weiterer im Smartphone oder Tablet notwendig. Den Baustein für das Ladegerät liefert iWatt. Das Bankhaus Lampe schätzt den Markt für Fast-Charging-Lösungen auf "deutlich über 500 Millionen Dollar". Mondestens ein Fünftel davon könnte an Dialog gehen. Dieses Potenzial werde von vielen Investoren unterschätzt, kalkuliert Lampe. Für Herbst wird erwartet dass Apple die ersten Geräte mit der neuen Schnell-Ladetechnologie vorstellt.
AMS wird währenddessen von der neuen Software profitieren, die Apple für den Herbst angekündigt hat. Damit solle iPhones künftig auch als Fernsteuerung im Haushalt nutzbar sein. Für Geräte zum Beispiel, die Beleuchtung oder Klimaanlagen regulieren. Damit will Apple Experten zufolge seinem Rivalen Google beim "Internet der Dinge", also der Vernetzung von verschiedenen internetfähigen Geräten abseits von PCs, Tablets oder Handys, Konkurrenz machen. Die Vernetzung der verschiedenen Geräte funktioniert oft über Sensoren. Für das Internet der Dinge sind die Grazer also gut aufgestellt. Sensoren für Smartphones, Tablets und weitere Konsumelektronik bringen dem Unternehmen 60 Prozent des Umsatzes, weitere 22 Prozent kommen von Kunden aus der Industrie und von Herstellern medizintechnischer Geräte. Sensoren für Autozulieferfirmen sorgen für den Rest. Mit der breiten Aufstellung ist AMS also auch außerhalb der Märkte, die Apple, Google und Samsung dominieren, gut dabei. Vorerst ist jedoch das Geschäft mit Sensorchips für Smartphones und Tablets der große Wachstumstreiber. Hier liefern die Grazer sowohl Sensoren für bargeldloses Bezahlen, sogenannte NFC-Chips, als auch eine neue Generation von Halbleitern, die das Steuern mobiler Geräte über Gesten erlauben. Die jüngste Chipgeneration zur Steuerung von Geräten über Gesten kann nach Einschätzung von Analysten der UBS auch in der Nähe liegende Gegenstände erkennen und das Lichtspektrum auswerten. Bei Lichtsensoren kontrollieren die Grazer nach Angaben der UBS sogar mehr als 30 Prozent desMarktes und sind damit die globale Nummer 1. Vermutlich auch deshalb ist AMS in diesem Segment Apples größter Lieferant. Analyst David Mulholland von der UBS geht aber davon aus, dass die neuen Multifunktionssensoren "gegenwärtig an asiatische Smartphonehersteller und sehr wahrscheinlich auch an Samsung ausgeliefert werden".
Lichtsensoren bringen AMS fast ein Drittel des Geschäfts und sind mit Abstand die wichtigste Sparte. Mit der Multifunktionalität der neuesten Produktgeneration könne die Firma ihre Margen bei optischen Sensoren langfristig verdoppeln, sagt Experte Mulholland. Das, so der Analyst, hätte auch auf die Gesamtprofitabilität des Unternehmens deutliche Auswirkungen. Der Umsatz mit optischen Sensoren wird nach Schätzungen der UBS 2014 um knapp 40 Prozent zulegen. Sollte auch Apple den Multisensor im neuen iPhone verbauen, könnten es sogar mehr als 50 Prozent werden, sagt Mulholland.
Fazit: Der strategisch kluge Zusammenschluss bringt sowohl Dialog Semiconductor als auch der AMS AG Kurspotential. Bis zu einem offiziellen Übernahmeangebot sollten Dialog Papiere allerdings stärker zulegen.