In der Hochphase der ersten Pandemiewelle verschickte Sonja Wärntges Fotos der Frankfurter Innenstadt. Die Bilder belebter Straßen sollten beweisen, dass die Geschäfte in Deutschland weitergingen. Empfänger der Aufnahmen waren Investoren aus London oder New York. In den von der Corona-Krise hart getroffenen Metropolen, so erzählt Wärntges, konnten sich vor einigen Monaten die wenigsten vorstellen, dass deutsche Arbeitnehmer weiter in ihre Büros gingen.
Für den Immobilienkonzern DIC Asset, der maßgeblich in Büroobjekte investiert, eine missliche Wahrnehmung und eine Ansicht, die der Markt wohl noch heute hat. Der im März um über die Hälfte eingebrochene Kurs notiert weiter gut 43 Prozent unter dem Nettoinventarwert (NAV) von 17,48 Euro je Aktie. Ein Abschlag, der im Immobilienboom vor der Pandemie undenkbar gewesen wäre.
Nun aber fürchtet die Börse die Folgen einer Rezession und das Homeoffice. Leerstand und Mieten von Büroimmobilien reagieren sensibel auf das Wirtschaftswachstum, während die Heimarbeit durch den Corona-Ausbruch Normalität im Arbeitsalltag werden dürfte.
Ein Schreibtisch zu Hause, einer im Büro
DIC aber geht nicht davon aus, dass der Flächenbedarf wegen von zu Hause aus arbeitender Angestellter schrumpft. "Erfahrungsgemäß wird in einer Krise Sicherheit gesucht, tatsächlich verlängern derzeit viele unserer Mieter ihre Mietverträge auf gleicher Fläche", erklärt Vorstandschefin Wärntges. Freie Flächen wiederum würden derzeit für die Abstandsgebote gebraucht und später als Gemeinschaftsflächen und Raum für flexibles Arbeiten genutzt. Denn wollte jeder am Freitag Homeoffice machen, bräuchte es für die anderen Wochentage unverändert einen Arbeitsplatz im Büro, so die Managerin.
Tatsächlich ist der Leerstand in dem über zwei Milliarden Euro schweren Portfolio, das der SDAX-Konzern selbst hält, mit 7,5 Prozent klein. Große Sorgen um zu hoch bewertete Objekte scheinen ebenfalls unangebracht. DIC bilanziert seine 93 eigenen Gebäude zu fortgeführten Anschaffungskosten, schreibt die Werte also nicht regelmäßig hoch. Dass die Häuser mehr wert sind, zeigt jedoch der jüngste Verkauf. Der Erlös für zwei Objekte, die nicht zum Kernportfolio zählen, lag mit 108 Millionen Euro um 20 Prozent über den zuletzt ermittelten Marktwerten.
Die Einnahmen der Frankfurter stammen jedoch nicht nur aus Mieten und Verkaufserlösen des eigenen Portfolios. Für institutionelle Investoren verwaltet DIC Immobilien im Wert von 8,85 Milliarden Euro und verdient an Gebühren für Kauf, Verwaltung und Verkauf. Dabei scheint Anlegern der Appetit auf hiesige Immobilien nicht vergangenen zu sein. Anfang Oktober wurden Objekte für 160 Millionen Euro gekauft, während sich DIC dank weiterer zeitnaher Akquisitionen über die "Robustheit des deutschen Transaktionsmarktes" freut.
DIC will jedoch nicht nur für seine Kunden zukaufen, sondern "jetzt mit der Firepower von 318 Millionen Euro an eigenen Mitteln verstärkt investieren", so Wärntges. Statt Büros nimmt die DIC-Chefin dabei aber zukünftig vor allem Logistikimmobilien ins Visier.